In Österreich wird am 27. Dezember mit den Impfungen begonnen. (Symbolbild)

Foto: AFP / Patrick T. Fallon

EU-weit/Brüssel – Die Europäische Union hätte nach einem "Spiegel"-Bericht mehr von dem Corona-Impfstoff der Hersteller Biontech und Pfizer kaufen können als die bestellten bis zu 300 Millionen Dosen. Biontech habe bis zu 500 Millionen Einheiten angeboten, zitierte das Magazin am Freitag aus Verhandlungskreisen. Auch die Firma Moderna hätte der EU mehr von ihrem Impfstoff liefern können als die vereinbarten bis zu 160 Millionen Einheiten, sagte Unternehmenschef Stephane Bancel dem "Spiegel".

Die beiden Impfstoffe sind die ersten, die in der EU mit einer Zulassung rechnen können. Im Falle von Biontech/Pfizer wird dies für kommende Woche erwartet, bei Moderna Anfang Jänner. In Österreich wird am 27. Dezember mit den Impfungen begonnen.

Teurere Impfungen

Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich nicht zum Verlauf der Verhandlungen mit den Pharmafirmen äußern, die die Brüsseler Behörde im Auftrag aller 27 EU-Staaten geführt hat. Er sagte jedoch, Ziel sei ein breites Portfolio verschiedener Anbieter mit unterschiedlichen Technologien gewesen. So hätten sich die Chancen erhöhen lassen, ein wirksames und preiswertes Vakzin gegen das Coronavirus zu bekommen.

Der Preis der nach einem neuartigen Verfahren entwickelten Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna liegt um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichen Mitteln, wie sie etwa Astrazeneca auf den Markt bringen will. Dieser herkömmliche Impfstoff bräuchte auch nicht bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden. Allerdings verläuft deren Entwicklung derzeit langsamer, der Zeitpunkt der Zulassung ist offen.

Deutschland erhält mehr Impfstoff

Wie am Samstag bekannt wurde, soll Deutschland nun aber mehr Corona-Impfstoff von der EU erhalten, als bisher geplant. Insgesamt sei nun die Lieferung von 55,8 Millionen Impfdosen der Firmen Biontech sowie 50,5 Millionen Dosen der Firma Moderna gesichert, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Samstag auf Anfrage mit. Zudem habe man nun mit dem Mainzer Unternehmen Biontech eine "sichere Option" auf weitere 30 Millionen Dosen über einen nationalen Bezug vereinbart.

Insgesamt habe sich Deutschland deshalb 136,3 Millionen Dosen beider Firmen gesichert, die alle 2021 ausgeliefert werden dürften. Auf eine EU-Zulassung des Biontech-Präparate, der zusammen mit dem US-Unternehmen Pfizer produziert wird, hofft die Bundesregierung noch vor Weihnachten. Moderna möchte eine EU-Zulassung für seinen Impfstoff Mitte Jänner. Der deutsche Anteil erhöht sich, weil die EU mit den Firmen zusätzliche Verträge abgeschlossen hatte.

Weitere Impfstoffe

Schon die 136,3 Millionen Dosen wären eine ausreichende Menge, um die sogenannte Herdenimmunität in Deutschland zu erreichen, bei der mindestens 60 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssten. Ab diesem Prozentsatz geht man davon aus, dass sich ein Virus nicht weiter ausbreiten kann. Für den Impfschutz etwa durch das Biontech-Präparat müssten zwei Dosen pro Person gespritzt werden.

Deutschland habe sich aber insgesamt mehr als 300 Millionen Impfdosen gesichert, sagte der Sprecher weiter. Denn zu den Produkten von Biontechund Moderna kommen 42 Millionen Dosen über EU-Verträge mit dem deutschen Unternehmen CureVac, dessen Impfstoff in der ersten Jahreshälfte zugelassen werden könnte. 20 Millionen Dosen kann Deutschland zudem durch ein nationales Programm beziehen, weil die Entwicklung der Impfstoffe von CureVac ebenso bei Biontechdurch Steuergeld gefördert wurde. Von der Firma AstraZeneca bekommt Deutschland einen EU-Anteil von 56,2 Millionen Dosen, von Johnson & Johnson weitere 37,25 Millionen Dosen. Die drei letztgenannten Impfstoffe befinden sich alle in sogenannten Phase-III-Studien, dem letzten Schritt vor der Beantragung einer Zulassung. Auch die "Bild am Sonntag" berichtet über die erhöhten Lieferungen. (APA, red, 20.12.2020)