Weltweit ringt man um die Corona-Impfstoffe.

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Am heutigen Montag ist es so weit: Dann soll das Gutachten der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zum Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer vorliegen – also klar sein, ob der Impfstoff in der EU zugelassen wird. Die danach nötige Zustimmung der EU-Kommission gilt als sicher und wird am 23. Dezember erwartet. Vier Tage später soll dann EU-weit mit den Impfungen begonnen werden. Die Prüfung des Moderna-Vakzins soll am 6. Jänner folgen.

Doch auch wenn die EMA die Zulassungsentscheidungen für die beiden Impfstoffe um jeweils rund eine Woche vorgezogen hat: In anderen Regionen ist man längst weiter. Das liegt vor allem daran, dass anderswo Notfallzulassungen erteilt wurden. Die EU setzt hingegen auf eine "bedingte Marktzulassung" nach einem "beschleunigten Verfahren" – die Zulassung dauert damit zwar länger, ist aber gründlicher und entlässt die Hersteller nicht aus der Haftung.

In Großbritannien erhielt der Biontech/Pfizer-Impfstoff am 2. Dezember eine Notfallzulassung, knapp eine Woche später begann man mit den Impfungen. In Kanada und den USA wird seit 14. Dezember das Biontech/Pfizer-Vakzin verabreicht. Am Wochenende bekam auch der Moderna-Impfstoff eine Notfallzulassung in den USA. Allerdings musste General Gustave Perna, der für die Verteilung des Impfstoffs zuständig ist, seine Ankündigung, dass noch in diesem Jahr 20 Millionen Impfdosen verabreicht werden können, zuletzt revidieren: Der Prozess würde sich wohl bis in den Jänner ziehen.

Keine gerechte Verteilung

Viele Länder des Globalen Südens, etwa in Afrika, Asien und Lateinamerika, müssen sich jedoch deutlich länger gedulden. Ihnen fehlt das Geld, um direkte Verträge mit den Pharmafirmen zu schließen, sie werden sich auf die Impfstoffinitiative Covax verlassen müssen. 190 Länder, darunter die EU-Länder und China, nicht aber die USA oder Russland, wollen damit einen fairen Zugang zu Corona-Impfstoffen auch für Menschen in ärmeren Ländern erreichen. Die Union habe bewusst Überkapazitäten bestellt, sagt der Co-Vorsitzende des Corona-Vakzine-Beschaffungsgremiums, Clemens Martin Auer, "um den Impfstoff global weiterzugeben oder zu fairen Bedingungen weiterzuverkaufen".

Am Freitag teilte Gavi, die Impfinitiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwar mit, dass Covax sich so viel Impfstoff gesichert habe, dass auch ärmere Länder 2021 mit der Impfung beginnen können. Für die 92 Staaten mit niedrigen oder mittleren Einkommen stehen aber vorerst nur 1,3 Milliarden Impfdosen zur Verfügung. Sie können also nur rund 20 Prozent der Bevölkerung impfen – und das bis Ende 2021.

Zementierte Abhängigkeit

Covax sei unterfinanziert und von freiwilligen Spenden abhängig, beklagt die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Außerdem würden reiche Partner der Initiative den Impfstoff wegkaufen. Mit dem Modell, auf dem die Covax-Initiative aufbaut, werde die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von der EU zementiert, kritisiert Anne Jung, die Gesundheitsreferentin der Menschenrechtsorganisation Medico international. "Das wird die grundsätzliche Frage der gerechten Verteilung des Impfstoffs nicht lösen können." (maa, 21.12.2020)