Es besteht kein Zweifel daran, dass wir unbedingt wieder raus wollen – die Frage ist nur: wohin zuerst? Glücklicherweise bedeutet das Ende des Jahres normalerweise, dass alle Arten von "Wohin reisen"-Listen auftauchen – und überraschenderweise ist auch 2020 keine Ausnahme.

Die neueste kommt von "National Geographic Traveller", der gerade seine jährliche "Best in the World"-Liste herausgebracht hat. In diesem Jahr wurde die Liste der 25 "aufstrebenden Reiseziele" in fünf Themen aufgeteilt: Nachhaltigkeit, Familie, Natur, Abenteuer und Kultur.

Hier ein paar Highlights

Vitoria-Gasteiz, Spanien

Vitoria, auch bekannt unter ihrem baskischen Namen Gasteiz, war einst ein kommerzieller und kultureller Knotenpunkt. Heute setzen die Einwohner von Vitoria die Tradition fort, Einflüsse von außen willkommen zu heißen: Man beherbegt zum Beispiel aufstrebende und legendäre Jazzkünstler und veranstaltet jeden Juli ein internationales Jazzfestival.

Jazzfestival Vitoria-Gasteiz
Foto: imago/Agencia EFE

Die Bemühungen um den Schutz der städtischen Natur, gepaart mit dem Engagement für nachhaltige Verkehrsmittel – ein großer Teil der Bevölkerung fährt mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn – brachten Vitoria-Gasteiz 2012 den Titel der grünen Hauptstadt Europas ein. Die umweltbewussten Vitorianer sind ebenso leidenschaftlich, wenn es darum geht, Traditionen zu bewahren, besonders im historischen Viertel. Ein Platz am südlichen Ende der Altstadt ist jeden August Schauplatz eines ungewöhnlichen Festes, das die Schutzpatronin der Stadt und Namensgeberin des Platzes, La Virgen Blanca (die Weiße Madonna), ehrt.

Bären gibt's auch zu sehen im Katmai-Nationalpark
Foto: imago images / Danita Delimont

Katmai-Nationalpark, Alaska

Es gibt keine Straßen nach Katmai. Ein Großteil der fast fünf Millionen Hektar dieses Nationalparks und Schutzgebiets sind als Wildnis ausgewiesen, in der die Jagd nicht erlaubt ist. Der Weg dorthin ist nur per Boot oder Wasserflugzeug möglich. Besucher erwartet rund 500 Kilometer südwestlich von Anchorage neben Wäldern, Bergen und Tundra unter anderem eine unwirkliche Landschaft, die vom Ausbruch des Vulkans Novarupta 1912 geprägt wurde.

Isle Royale, Michigan

Auf Michigans wilder Isle Royale, einem kaum bekannten Nationalpark in der nordwestlichen Ecke des Lake Superior, lässt man der Natur freien Lauf. Die 72 Kilometer lange Wildnisinsel ist nur rund 30 Kilometer von der Küste des nordöstlichen Minnesota entfernt, aber durch häufige Nebelbänke, heftige Stürme und gefährliche Gewässer könnte sie fast als abgelegene Insel durchgehen. Die gefährlichen Gewässer, die Isle Royale umgeben, verursachten von den späten 1800er- bis zu den frühen 1900er-Jahren nicht nur zahlreiche Schiffbrüche, sondern prägten auch das einzigartige Ökosystem der Insel. Darunter die berühmtesten Bewohner von Isle Royale, Wölfe und Elche. Menschen sind seltener zu sehen oder zu hören. Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit lockt vor allem erfahrene Rucksacktouristen, Kajak- und Kanufahrer an.

Tauchen mit Walen rund um Dominica.
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Dominica

Abenteuertourismus inmitten karibischer Naturwunder: Neun aktive Vulkane, 365 Flüsse, gewaltige Wasserfälle, schwarze Sandstrände und glühend heiße Seen findet man auf Dominica. Dennoch wirft der Klimawandel seine Schatten auf das Paradies. Wärmere Meerestemperaturen verstärkten etwa den Hurrikan Maria, der im September 2017 direkt auf die Insel traf und katastrophale Schäden verursachte. Nach dem Hurrikan erholte sich die Natur, die Bewohner bauten wieder auf, und die Regierung beschloss, Dominica zur ersten klimaresistenten Nation der Welt zu machen. Das erfordert auch einen Tourismussektor, der betuchte Reisende anzieht. Der Abenteuertourismus spielt eine große Rolle bei der Förderung der Klimaresilienz, da er Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Anreiz für die Wiederherstellung und den Schutz von Dominicas größter natürlicher Ressource schafft – ihrer wilden Seite.

Lord-Howe-Insel
Foto: imago/robertharding

Lord-Howe-Insel, Australien

Die Abgeschiedenheit half Lord Howe, einer winzigen Insel in der Tasmanischen See, bis ins 18. Jahrhundert hinein menschenfrei zu bleiben. Auch heute sind nur 400 Besucher (etwas mehr als die ständige Bevölkerung) erlaubt, was dazu beiträgt, eines der isoliertesten Ökosysteme der Erde zu schützen, das von den Einheimischen zu Recht als "das letzte Paradies" bezeichnet wird. Mit einer Länge von weniger als elf Kilometer und einer Breite von etwas weniger als zwei Kilometern ist Lord Howe die größte Insel der gleichnamigen, zum Weltnaturerbe gehörenden Inselkette – Überreste eines Unterwasservulkans, der vor Millionen von Jahren ausbrach. Um die Insel herum befindet sich der Lord Howe Island Marine Park, Heimat der südlichsten Korallenriffe der Welt mit mehr als 500 Fischarten und einem "Who is Who" an geschützten und bedrohten Meerestieren, darunter der Walhai, der Weiße Hai und die Karettschildkröte.

Hortobágy-Nationalpark
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Hortobágy, Ungarn

Die Weiten des Hortobágy-Nationalparks sind von Natur aus wie geschaffen für Social Distancing. Auf fast 200.000 Hektar der Großen Ungarischen Tiefebene in Ostungarn bewahrt die weitläufige Welterbestätte das größte verbliebene ursprüngliche Grasland in Europa sowie Jahrtausende alte Weidetraditionen. Ein paar hundert Hirten und Kuhhirten, "csikós" genannt, streifen noch immer durch das wogende Gras und geben Familien einen seltenen Einblick in jahrhundertealte Traditionen der Tierhaltung. Pferdekutschenfahrten führen vorbei an Hirten und ihren Puli-Hunden, einer alten ungarischen Rasse mit einem Fell wie ein Mopp, und Racka-Schafen mit Korkenzieherhörnern. Die Touren beinhalten typischerweise Vorführungen von Rodeo-Künsten, wie etwa das Galoppieren auf dem Rücken von zwei Pferden, die von wagemutigen Csikós in ihrer fließenden, blau-schwarzen traditionellen Tracht vorgeführt werden. Ebenfalls in Hortobágy zu Hause: eine der größten Populationen der vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferde.

Perito-Moreno-Gletscher, Lago Argentino, Nationalpark Los Glaciares, Patagonien, Argentinien
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Nationalpark Los Glaciares, Argentinien

Die Nähe zum Nationalpark Los Glaciares hat die Stadt El Calafate auf der touristischen Landkarte als Tor zum Reich des Eises im südlichen argentinischen Patagonien platziert. Nahe der Grenze zu Chile gelegen, umfasst der rund 4.500 Quadratkilometer große Park unter anderem artenreiche subantarktische Wälder. Die Hauptattraktion des Parks sind die fast 300 Gletscher, die beinahe die Hälfte der Fläche des Nationalparks bedecken. Es ist möglich, mit Steigeisen auf Gletschern zu wandern.

Wehrtürme in Mestia, Region Swanetien
Foto: imago/Fabian Matzerath

Swanetien, Georgien

Im Schatten von Viertausendern gelegen, scheint die zerklüftete Landschaft Swanetiens im Kaukasusgebirge im Nordwesten Georgiens unzugänglich. Aufgrund der Abgeschiedenheit entwickelte sich die Kultur der Swanen über die Jahrhunderte isoliert vom restlichen Georgien und entwickelte unter anderem eine einzigartige, nur mündlich gesprochene Sprache und eigene Traditionen. Einst berüchtigt für ihre Gesetzlosigkeit, ist die Region heute für ihre Gastfreundschaft bekannt. Obwohl Swanetien immer noch weit abseits der ausgetretenen Pfade liegt, ist es jetzt für unerschrockene Abenteurer über den Transcaucasian Trail zugänglich, einem ehrgeizigen Fernwanderweg-Projekt, das letztendlich Georgien, Armenien und Aserbaidschan verbinden soll.

Unterwassermuseum im Meeresnationalpark von Alonissos
Foto: APA/AFP/EUA/Y. ISSARIS

Alonissos, Griechenland

Die Überreste des antiken Peristera-Schiffswracks, das als "Parthenon der Schiffswracks" bezeichnet wird, wurden kürzlich als erstes Unterwassermuseum in Griechenland eröffnet, das für Sporttaucher zugänglich ist. Es wird vermutet, dass sich unter der Wasseroberfläche im Meeresnationalpark von Alonissos, bei den Nördlichen Sporaden gelegen, die Ladung eines großen athenischen Lastkahns befand, der im fünften Jahrhundert vor Christus gesunken ist.

Der limitierte Zugang zu dem 2.260 Quadratkilometer großen Meerespark – der 1992 vor allem zur Rettung der gefährdeten Mittelmeer-Mönchsrobbe gegründet wurde – half dabei, Plünderer in Schach zu halten und das Wrack und seinen Reichtum zu bewahren. Um das versunkene Museum persönlich zu erkunden, muss man in der Lage sein, auf einer geführten Tour (die im Sommer 2021 wiederaufgenommen werden soll) in Tiefen von 24 Metern oder mehr zu tauchen. Oder man besucht das Informationszentrum auf der kleinen Insel Alonissos und begibt sich auf eine Virtual-Reality-Tour durch das Wrack. (red, 22.12.2020)