Youtube wirft Pirate Monitor vor, die Grundlage seiner Klage fabriziert zu haben.

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Hinter den Kulissen ficht Youtube immer wieder den einen oder anderen Strauß mit Firmen aus, die der Videoplattform mit Vorwürfen hinsichtlich Verletzung ihrer Urheberrechte zu Leibe rücken. Einer dieser Fälle ist eine Sammelklage, eingereicht von der Musikerin Maria Schneider und dem Antipiraterie-Unternehmen Pirate Monitor.

Die Plattform würde zu wenig tun, um zu unterbinden, dass geschützte Materialien hochgeladen und gezeigt würden. Man würde nicht verlässlich auf sogenannte DMCA-Takedown-Requests, mit denen Rechteinhaber die Entfernung, teilweise Sperrung oder Monetarisierung von Clips in ihrem Namen begehren, reagieren, heißt es weiter. Gerade weniger bekannte Künstler seien im Nachteil, da sie keinen Zugriff auf das Content ID-System haben, das rechteverletzende Uploads automatisch ausfiltern kann. Schneider und Pirate Monitor fordern unter anderem Zugang zu Content ID. Nun kam es zu einer überraschenden Wende, berichtet Torrentfreak.

"Smoking Gun"

In einer neuen Eingabe vor Gericht erhebt Youtube schwere Vorwürfe gegen die Kläger. Pirate Monitor soll selbst massenhaft Videos hochgeladen haben, um im Anschluss Copyrightbeschwerden gegen diese einzubringen. Die Klage sei also böswillig ("bad faith") eingereicht worden, da es die angebliche Benachteiligung gar nicht gibt. Dementsprechend gäbe es auch keine Grundlage, Schneider und Pirate Monitor Zugang zu Content ID zu gewähren.

Das wurde von Klägerseite unmittelbar mit einem Abweisungsantrag beantwortet, in dem man die Angaben von Youtube zurückweist. Die Videoplattform will allerdings eine "Smoking Gun", also einen Beweis von entscheidender Wichtigkeit, gefunden haben.

Uploads und Beschwerden von gleicher IP-Adresse

Zwischen August und November 2019 verarbeitete Youtube rund 2000 DMCA-Notizen von Pirate Monitor. Dabei stieß man auf Auffälligkeiten. So handelte es sich samt und sonders um rund Videos aus relativ unbekannten, ungarischen Filmen, die wenig aussagekräftig betitelt waren. Diese waren jeweils rund 30 Sekunden lang und wurden von Usern mit pakistanischer IP-Adresse mit den Namen RansomNova11 und RansomNova12 hochgeladen.

Das allein wirkte schon verdächtig. Schließlich soll aber einem der beiden User ein entscheidender Fehler passiert sein. Dieser habe sich im November 2019 plötzlich über eine ungarische IP-Adresse bei Youtube angemeldet. Und es sei auch genau jene IP-Adresse, von der aus Pirate Monitor seine Beschwerden eingereicht hatte. Die logische Schlussfolgerung: Das Unternehmen hatte die Clips, bei denen es später Copyrightverstöße geltend machte, selbst hochgeladen.

Kläger wollen Google-Begehren abweisen lassen

Pirate Monitor erklärte dazu, dass Youtube nicht genügend Beweise für seine Angaben vorgelegt habe. Dem konterte die Plattform, dass man nicht für jedes einzelne Video nachweisen müsse, dass Pirate Monitor dahinter stecke, sondern bereits diese eine Entdeckung ausreichend sei, um das systematische Vorgehen der Piratenjäger-Firma aufzuzeigen.

Wie es in diesem Fall weiter geht, wird sich erst nächstes Jahr weisen. Für den 21. Jänner wurde ein Hearing angesetzt, in dem es darum geht, ob Googles Vorwürfe und Beweisführung gegen die Kläger in die Verhandlung aufgenommen oder abgewiesen werden. (red, 22.12.2020)