Wie auf dem Weg nach Abu Dhabi wird es auch am Dienstag aussehen: Das Trio O'Brien, Kushner und Ben-Shabbat (von rechts) landet in Rabat.

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Nach der Ankündigung, die israelisch-marokkanischen Beziehungen zu normalisieren, ist am Dienstag eine US-amerikanisch-israelische Delegation nach Marokko unterwegs. An Bord der israelischen Maschine waren unter anderem Jared Kushner, Schwiegersohn des noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, sowie der israelische Sicherheitsberater Meir Ben-Shabbat. Sie wollen gemeinsam Marokkos König Mohammed VI. besuchen. Es ist der erste Direktflug zwischen beiden Ländern seit Jahrzehnten.

Ein "historischer" Flug nach Rabat

Ben-Shabbat sprach von einem "historischen israelischen Direktflug" nach Rabat. "Vor unseren Augen wird Geschichte geschrieben." Kushner hatte zuvor gesagt, er hoffe auf einen "warmen Frieden" zwischen Israel und Marokko. Am Abend ist die Unterzeichnung mehrerer Vereinbarungen in den Bereichen Investitionen, Flugverkehr, Wasserwirtschaft und Visa geplant.

Trump hatte am 10. Dezember mitgeteilt, dass nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan auch Marokko die Beziehungen zu Israel normalisieren wolle. Er sprach von einem "historischen Durchbruch". In der arabischen Welt stößt das Abkommen der beiden Länder auf unterschiedliche Reaktionen.

USA erkennen Souveränität Marokkos über Westsahara an

Was dem friedvollen Ton des Dreiergespanns tatsächlich zugrunde liegt: marokkanische Militäroperationen in der Westsahara, die nun den Waffenstillstand aus dem Jahr 1991 auszuhöhlen scheinen. Folge sind wachsende Spannungen in dem seit Jahrzehnten völkerrechtlich umstrittenen Gebiet. Trump bestätigte nun, Marokkos Souveränität über das umkämpfte Gebiet der Westsahara anzuerkennen. Die dünnbesiedelte Region an der nordafrikanischen Küste ist etwas größer als Rumänien und wird seither zu großen Teilen von Marokko kontrolliert, was international jedoch nicht anerkannt wird.

Was die Beziehung von Israel und Marokko anbelangt, wurde diese bereits 1994 im Zuge des Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern versucht zu normalisieren. Die beiden Länder richteten Verbindungsbüros ein und vertieften ihre wirtschaftlichen Beziehungen. Nach Beginn des zweiten Palästinenseraufstands fror Marokko die Beziehungen zu Israel jedoch vor 20 Jahren wieder ein. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie besuchten dennoch jährlich tausende israelische Touristen Marokko. (APA, etom, 22.12.2020)