Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte in früheren Jahren (Archivbild von 2018 im Libanon) die Blauhelmsoldaten persönlich.

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Wien – Wer längere Zeit bei den Friedenseinsätzen des Bundesheers gedient hat und nun auch noch Covid-bedingten Beschränkungen unterworfen ist, wird bescheiden. "Eine Speckjause", lautete der Weihnachtswunsch der beim österreichischen Kontingent der Eufor in Bosnien stationierten Bundesheersoldaten.

Der weihnachtliche Wunsch wurde erfüllt (wie in den früheren Jahren etwa der Einbau einer Sauna), der kulinarische Gruß aus der Heimat ist pünktlich per Lastwagen in Sarajevo eingetroffen. Die Ministerin, die traditionsgemäß das Geschenk überbringen und bei dieser Gelegenheit vor allem aus erster Hand vom Alltag und den Sorgen der einzelnen Soldaten hören wollte, kam nicht. Ihre C-130 Hercules kreiste am vorigen Donnerstag vergeblich über der bosnischen Hauptstadt – Nebel verhinderte die Landung auf dem zwischen Bergen gelegenen Flugplatz von Sarajevo.

Feier in der Rossauer Kaserne

Gefeiert wird daher vorwiegend virtuell: Am Dienstagabend findet die gemeinsame "hybride Vorweihnachtsfeier" mit dem Oberbefehlshaber, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), den Opernstars Daniela Fally und Andreas Schager, General Robert Brieger und unter Mitwirkung von Soldatinnen und Soldaten aus den Einsatzräumen im In- und Ausland statt.

Übertragen wird aus dem Szokoll-Hof des Verteidigungsministeriums, wo die Künstlerinnen und Künstler auftreten. Die 60-minütige Liveveranstaltung mit virtuellen Schnittstellen ist den Soldatinnen, Soldaten und Zivilbediensteten gewidmet, die das Weihnachtsfest abseits ihrer Familien im Einsatzraum feiern müssen.

Friedensmissionen weltweit

Das betrifft nicht nur die derzeit 312 Soldatinnen und Soldaten, die in Bosnien mit der Aufgabe stationiert sind, "die Stabilisierung der militärischen Aspekte des Friedensabkommens von Paris" durchzusetzen und durch permanente militärische Präsenz eine neuerliche Gefährdung des Friedens zu verhindern. Dazu kommt ein 339 Bundesheerangehörige starkes Kontingent im Kosovo und ein weiteres mit 257 Personen im Libanon. Hinzu kommen außerdem kleinere Missionen zwischen Afghanistan (16 Soldaten) und Zypern, wo vom einst bedeutenden Kontingent noch drei Bundesheerangehörige vor Ort sind.

Die Feier soll gleichzeitig daran erinnern, dass sich Österreich bereits seit 60 Jahren an friedenserhaltenden Einsätzen beteiligt. Im Dezember 1960 waren 48 Soldaten und eine medizinisch-technische Assistentin (schon damals an Bord einer C-130) in den Kongo geflogen, um dort ein Feldspital zur Versorgung der Bevölkerung in Bukavu sicherzustellen. (Conrad Seidl, 22.12.2020)