Die Arbeit "Take me in your arms" von Sophia Süßmilch

Foto: Sophia Süßmilch

Die Kunst von Sophia Süßmilch macht Laune, da können ihre monströsen Drogenfresserchen und Borstenviecher noch so sehr die Zähne fletschen. Fröhlich provokant, grotesk und schamlos körperlich nimmt Süßmilch gesellschaftliche Normen aufs Korn. Das hat der Münchener Künstlerin, die in Wien bei Ashley Hans Scheirl studiert hat, zuletzt einige Aufmerksamkeit beschert. Und auch in der Neuen Galerie in Innsbruck stiehlt sie den anderen ein wenig die Show.

Der Ausstellungstitel Pleasure Activism ist Adrienne Maree Browns gleichnamigem Buch entlehnt, in dem die Black-Feminism-Aktivistin dafür plädiert, ein neues Lustprinzip im Kampf gegen politische Machtverhältnisse zu etablieren. Da passt das lustvolle Spiel mit Obsessionen von Süßmilch fraglos gut ins Bild. Neben Malereien sind auch Fotoarbeiten zu sehen, auf denen sich die Künstlerin als nackter deutscher Bundesadler oder Seite an Seite mit ihrer Mutter in den Fängen eines Oktopus (Take me in your arms) inszeniert.

Interdisziplinärer Ansatz

Daneben könnte man den subtilen Humor von Anne Duk Hee Jordan fast übersehen, was schade wäre, weil die in Berlin lebende Südkoreanerin die Verhältnisse in raffinierten Skulpturen auslotet, die mit sprechenden Titeln wie How to knock a Nazi down ausgestattet sind.

Anfang des Jahres hat Petra Poelzl die Leitung der Tiroler Künstlerschaft von Ingeborg Erhart übernommen, Pleasure Activism ist die erste von ihr kuratierte Schau in Innsbruck. Sie ist auch ein Vorgeschmack auf den interdisziplinären Ansatz Poelzls, die als Dramaturgin seit langem mit dem aus Israel stammenden Theatermacher Ariel Efraim Ashbel verbunden ist. Zu sehen ist dessen Videoinstallation Phänomenologie des Verschwindens, in der Hegels Einlassungen zu Herrschaft und Knechtschaft der Rassismusspiegel vor- und Judith Butler oder Frantz Fanon entgegengehalten werden. Eine spannende Choreografie der Widersprüche. (Ivona Jelcic, 23.12.2020)