Dass regelmäßige Bewegung gesund hält, ist bekannt. Ebenso bekannt ist jedoch, dass die Bereitschaft zu körperlicher Aktivität mit steigendem Alter rasant abnimmt. Laut einer Studie der Universität Mainz aus dem Jahr 2014 betätigen sich 47 Prozent der 55- bis 69-Jährigen und 64 Prozent der 70- bis 85-Jährigen weniger als einmal pro Woche sportlich.

Bein hoch, Bein runter: mit Bewegung ein U-Boot steuern und dabei in Schwung bleiben.
Foto: Mira

Das Projekt SALSA (Supporting an Active Lifestyle for Seniors through an innovative App-based system for Fitness and Physiotherapy) sucht nach Lösungen für dieses Problem. Konkret soll im Rahmen von SALSA eine App entwickelt werden, die Menschen ab 55 dazu motiviert, sich regelmäßig zu bewegen. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung der Rehabilitation von Menschen mit körperlichen Problemen.

Das Projekt wird im Programm "Benefit und AAL (Active and Assisted Living)" der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) durchgeführt und aus Mitteln der Europäischen Union und des Klimaschutzministeriums gefördert. Die Projektleitung liegt beim Unternehmen Life Tool, einer Tochter des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen und des Austrian Institute of Technology (AIT). Wissenschaftlicher Partner ist die FH Gesundheitsberufe Oberösterreich.

"Exergames"

Einer der internationalen Projektpartner, die Firma Mira aus Rumänien, hat die Plattform entwickelt, auf der die zu realisierende Unterstützungs-App basiert. Ein Kernelement der SALSA-App sind sogenannte Exergames, ein Kofferwort aus den englischsprachigen Begriffen für Übungen und Spiele. Die Idee dabei ist es, Gesundheit und Spaß auf spielerische Weise zu verbinden.

Wenigstens ein knappes Dutzend Spiele soll die SALSA-App beinhalten. Dabei befinden sich die Anwender stets vor einem Bildschirm und beeinflussen mittels Körperbewegungen den Spielverlauf. Je nachdem, welche Körperpartie oder welche Extremitäten trainiert werden sollen, stehen unterschiedliche Spiele zur Verfügung.

In einem geht es beispielsweise darum, ein U-Boot sicher durch Hindernisse zu manövrieren. Die Steuerung des virtuellen Vehikels erfolgt dabei durch das Heben und Senken des Beins. Vorläufig benötigt die App noch den Kinect-Sensor von Microsoft, um die Bewegungen der Anwender zu detektieren. Die Entwickler arbeiten aber an Algorithmen, mit deren Hilfe künftig die integrierte Webcam des Laptops ausreichen soll.

Videotherapie

Die App versteht sich freilich nicht als Ersatz für den Physiotherapeuten, sondern als dessen Ergänzung. "Es ist eine Unterstützungstechnologie", sagt Vera Karner von der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich. "Wir erforschen, wie man solche Tools im Rahmen einer Therapie so einsetzen kann, dass sich damit ein besserer Therapieerfolg erzielen lässt."

Dies steht auch in Übereinstimmung mit Ergebnissen aus der Motivationsforschung, sagt Stefan Schürz, Chief Research Officer von Life Tool: "Ältere Menschen lassen sich leichter zu Bewegung motivieren, wenn ein Experte dabei ist, zum Beispiel ein Physiotherapeut, der ihnen Übungen empfiehlt oder verordnet." Das therapeutische Setting ist deshalb auch das idealtypische Anwendungsszenario für die App.

Typischerweise wird der Patient oder die Patientin in der Physiotherapie oder im Reha-Zentrum im Umgang mit der App eingeschult und nutzt sie dann auch daheim als Therapiebegleitung. Therapeuten und Therapeutinnen können etwa bestimmte Übungen auf Video aufzeichnen und den Patienten zur Verfügung stellen. Das häufige Problem, dass man den korrekten Ablauf von Übungen aus der Therapiestunde zu Hause vergessen hat, gehört damit der Vergangenheit an.

Weitere Studien

Therapeuten erhalten durch die App aber auch einen Überblick über den Fortschritt ihrer Patienten. Sie sehen etwa, wie oft diese welche Übungen ausgeführt haben und können so etwaige Motivationstiefs frühzeitig erkennen. Das dreijährige Projekt läuft noch bis Anfang 2022 und ist mit einem Gesamtvolumen von 2,59 Millionen Euro dotiert. Davon stammen 1,63 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln.

In dieser Zeit sollen parallel zur Entwicklung der App auch die wissenschaftlichen Grundlagen der Assistenztechnologie erforscht werden. So wird es eine Studie geben, welche die Akzeptanz seitens der Anwender untersucht. "Uns interessiert besonders, wie das System angenommen wird", sagt Vera Karner. Später soll eine weitere Studie die physischen Effekte der Technologie auf die Patienten in den Blick nehmen. (Raimund Lang, 25.12.2020)