Viele Menschen wollen sich vor den Weihnachtsfeiertagen noch auf Covid-19 testen lassen und damit ihren Infektionsstatus überprüfen. Neben Testmöglichkeiten bei kostenpflichtigen Laboren und Ärzten oder den in Apotheken angebotenen Schnelltests bieten die Teststationen und Teststraßen, die in allen neun Bundesländern Österreichs bestehen, die Möglichkeit, sich gratis testen zu lassen.

Um die Angebote möglichst vielen Personen zugänglich zu machen, ist – neben den verfügbaren Kapazitäten – die Frage nach der Erreichbarkeit der Standorte entscheidend. Zuletzt wurde insbesondere in Oberösterreich heftig über die geografische Verteilung der Gratis-Teststationen und -Teststraßen und deren mangelnde Erreichbarkeit diskutiert. Aufgrund dieser Diskussionen und der zahlreichen Anmeldungen wurden letztlich zusätzliche Teststandorte bekanntgegeben. Trotzdem sind für viele noch große Zeitaufwände für die Fahrt zum und vom Teststandort notwendig, um den Test durchführen zu können – Wartezeiten nicht einberechnet.

Wie verteilen sich die Teststandorte?

Bei der Verteilung der Teststandorte unterscheiden sich die Bundesländer zum Teil deutlich: Während in Salzburg neun Teststationen zur Verfügung stehen, gibt es in Kärnten nur Standorte in Klagenfurt und Villach. Die Anzahl der verfügbaren Stationen und deren Standorte beziehungsweise geografische Verteilung haben natürlich auch Auswirkungen auf die potenzielle Erreichbarkeit der Standorte. Während beispielsweise in Salzburg nur vier Prozent der Personen mit Hauptwohnsitz innerhalb von 30 Minuten mit dem Auto nicht zum Test gelangen können, sind es im flächenmäßig größten Bundesland Niederösterreich, wo fünf Gratis-Teststationen bestehen, 47 Prozent der Bevölkerung.

Die Karte zeigt die Erreichbarkeit der Gratis-Covid-Teststationen und -Teststraßen mit dem Pkw für ganz Österreich sowie den Anteil der Personen mit Hauptwohnsitz ohne Gratis-Teststation beziehungsweise -Teststraße im Umkreis von 30 Minuten mit dem Pkw nach Bundesländern.
Foto: Soteropoulos, Kalasek, Pühringer

Die räumlichen Auswirkungen der Einrichtung zusätzlicher Teststandorte zeigt das Beispiel Vorarlberg: Dort befinden sich die größeren Teststationen und Teststraßen fast allesamt im Rheintal. Besonders aus periphereren Gemeinden im Bregenzerwald ist die Erreichbarkeit dorthin jedoch relativ schlecht. Das Land hat deshalb zusätzliche kostenlose Testmöglichkeiten bei niedergelassenen Ärzten vor Ort geschaffen, also auch kleinere, dezentrale Testmöglichkeiten vorgesehen. In der Folge können jetzt nahezu alle Personen mit Hauptwohnsitz in Vorarlberg mit dem Pkw in maximal 30 Minuten Fahrzeit zu einer kostenlosen Testmöglichkeit gelangen.

Die Karte zeigt für Vorarlberg die Fahrzeit mit dem Pkw zu Gratis-Testmöglichkeiten sowie den Anteil der Personen mit Hauptwohnsitz ohne Gratis-Testmöglichkeit innerhalb von 30 Minuten mit dem Pkw (links allein für Teststationen und Teststraßen, rechts zusätzlich für Ärzte mit kostenlosen Testmöglichkeiten).
Foto: Soteropoulos, Kalasek, Pühringer

In Wien sind als Teststandorte für die Gratistests das Austria-Center und das Ernst-Happel-Stadion vorgesehen. Zusätzlich gibt es hier noch die zahlreichen Schnupfenboxen für Personen mit grippeähnlichen Symptomen sowie die Teststraße auf der Donauinsel für Personen, die Covid-19-Symptome zeigen. Betrachtet man allein die Teststandorte der Gratistests für Personen ohne grippeähnliche oder Covid-19-Symptome, wird deutlich, dass knapp 44 Prozent der Wienerinnen und Wiener – insbesondere jene in den westlichen Außenbezirken – mit öffentlichen Verkehrsmitteln meist mehr als 30 Minuten für die Anreise zu diesen beiden Teststandorten benötigen.

Die Karte zeigt für Wien die Erreichbarkeit der beiden Gratis-Covid-Teststationen und -Teststraßen für Personen ohne grippeähnliche oder Covid-19-Symptome mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von 30 Minuten Fahrzeit – Fußwege zu Teststationen und Haltestellen miteinberechnet.
Foto: Soteropoulos, Kalasek, Pühringer

Blickt man auf die Erreichbarkeit der Gratis-Covid-Testmöglichkeiten in Österreich nach Bezirken, zeigen sich die vergleichsweise günstigen Erreichbarkeitsverhältnisse klarerweise in den größeren Städten – dort wo die Gratis-Testmöglichkeiten mehrheitlich eingerichtet sind. Periphere Bezirke wie beispielsweise jene im nördlichen Wald- und Weinviertel in Niederösterreich weisen deutlich ungünstigere Bedingungen auf: Mehr als 75 Prozent der Personen mit Hauptwohnsitz können dort innerhalb von 30 Minuten mit dem Auto nicht zum Test gelangen. Auffällig auch die Situation in Oberösterreich: Gerade in jenen Bezirken, in denen jüngst besonders hohe Infektionszahlen zu beobachten waren, ist die Situation bezüglich Erreichbarkeit ungünstig.

Die Karte zeigt den Anteil der Personen mit Hauptwohnsitz ohne Gratis-Testmöglichkeit innerhalb von 30 Minuten mit dem Pkw in Österreich nach Bezirken.
Foto: Soteropoulos, Kalasek, Pühringer

Relevanz von Erreichbarkeitsfragen

Letztlich sieht man auch am aktuellen Beispiel der Teststationen für die Gratistests, dass bei der Bereitstellung von Infrastruktur unterschiedliche Ansätze verfolgt werden. Bei der Entscheidung hinsichtlich der Standortwahl sollte auch die Erreichbarkeit eine große Rolle spielen, da dies letztlich die Nutzung und Akzeptanz in der Bevölkerung stark beeinflusst. Besonders periphere Regionen sollten von derartigen Angeboten nicht ausgeschlossen werden.

Dies betrifft natürlich nicht nur die Frage der Standorte der Teststationen, vielmehr zeigen sich diese Themen auch in anderen Bereichen, in denen Erreichbarkeitsfragen diskutiert werden, wie beispielsweise bei der Städte- und Infrastrukturplanung (zum Beispiel Erreichbarkeit des nächsten Krankenhauses). Selbstverständlich sind im Zusammenhang mit den Covid-Teststationen neben den Erreichbarkeitsbedingungen auch Faktoren wie die Kapazität oder die Verfügbarkeit von geeigneten Standorten von Bedeutung. Die gute Erreichbarkeit allein bedeutet nicht, dass man nicht doch wegen zu viel Andrang lang warten muss oder überhaupt Termine zum Testen verfügbar sind. Dennoch macht es Sinn, Erreichbarkeitsfragen bei Vorhaben im Zusammenhang mit Covid-19 zu berücksichtigen und künftig stärker in Entscheidungen einfließen zu lassen.

Anmerkungen: Die Kapazitäten der einzelnen Teststationen und Teststraßen bleiben in der Analyse unberücksichtigt, im Fokus stand allein die Betrachtung der Erreichbarkeit der Standorte. Die Karten verstehen sich als grober Überblick. Besondere Spezifika wurden nur bedingt berücksichtigt (zum Beispiel alleiniges Testen von Villachern in der Teststation in Villach, unterschiedliche Öffnungstage der Testmöglichkeiten bei den niedergelassenen Ärzten in Vorarlberg, Testmöglichkeit für Personen in Wien – sowohl für in Wien lebende als auch arbeitende, unterschiedliche Standorte von Testbussen an geraden und ungeraden Tagen in Tirol). Betrachtet wurde die Anzahl der Personen mit Hauptwohnsitz. (Florian Pühringer, Aggelos Soteropoulos, 23.12.2020)