Viele Produkte werden derzeit zweimal verpackt – zunächst als Versandpaket, dann als Weihnachtsgeschenk. Der boomende Onlinehandel soll heuer um 40 Prozent mehr Pakete verschicken und damit für entsprechend mehr Altpapier aus Verpackungen sorgen – und das in einer Zeit, in der ohnedies mehr als genug davon anfällt. Droht Österreich heuer um die Weihnachtszeit in Papiermüll unterzugehen?

Das Gesamtgewicht von Altpapier aus Haushalten nimmt nicht zu, aber das Volumen wegen eines steigenden Anteils an Verpackungen.
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Zumindest nur teilweise – denn bei der Entsorgung gibt es ein steiles Stadt-Land-Gefälle. In Ballungszentren wie Wien werden keine Probleme erwartet, die Stadt verweist auf Extratouren der Müllabfuhr ab 25. Dezember. Auch in Graz sieht man dem hohen Aufkommen gelassen entgegen: "Wir nehmen mit, was wir können – und das sollte alles sein", heißt es aus der zuständigen Holding Graz.

Lange Intervalle

Problematisch dürfte es außerhalb der Ballungszentren werden: "In ländlichen Regionen sind zusätzliche Fuhren nicht so leicht möglich", sagt Thomas Anderer, Geschäftsführer des OÖ. Landesabfallverbands. "Das Intervall zwischen Abholungen beträgt dort zwischen sechs und acht Wochen." Soll heißen, er erwartet rund um Weihnachten eine Überstrapazierung der ländlichen Altpapiercontainer. Der Bevölkerung rät Anderer in diesem Fall, entweder Altsoffsammelstellen aufzusuchen oder den Papiermüll zwischenzeitlich zu Hause aufzubewahren.

Auf eine problematische Entwicklung bei Altpapier aus Haushalten weist Josef Augusta, Geschäftsführer der Austria Papier Recycling, hin: Es werde über die Jahre gewichtsmäßig zwar nicht mehr, nämlich etwa 600.000 Tonnen jährlich, aber die Entsorgung immer teurer. Statt schwerer Bücher, Papierkataloge oder Magazine komme immer mehr luftig, leichtes Verpackungsmaterial in die Container. Daher kann immer weniger Gewicht mit einer Fuhre transportiert werden, die Kosten steigen.

Weitergereichte Kosten

"Für Müllgebührzahler sollte es nicht teurer werden", sagt Augusta. Zunächst hätten die Herstellerketten der Verpackungen die Mehrkosten zu tragen – allerdings werden wohl auch diese früher oder später auf die Verbraucher umgewälzt. Zumal sich dieser Wandel zu einem höheren Verpackungsanteil am Altpapieraufkommen durch den heurigen Onlineboom merklich verstärkt habe.

Dennoch sieht Augusta keinen akuten "Entsorgungsnotstand bei Altpapier" – auch wenn die Container voll sein werden, werde es das System verkraften. Zumal er eine Besonderheit hervorhebt: "Papier ist immer recycelbar." Österreich verwerte jedes Jahr etwa 2,4 Millionen Tonnen Altpapier und müsse einen Großteil davon importieren. "Die Gefahr, dass zu viel Altpapier gesammelt werden könnte, existiert nicht", sagt Augusta.

Wie alle anderen Beteiligten ruft auch er die Haushalte zur Selbstdisziplin auf, indem das Altpapier stets gefaltet entsorgt wird. Dies spare enorm viel Platz in den Containern. (Alexander Hahn, 25.12.2020)