Während zwei ÖVP-Landeshauptleute sogar für eine Impfpflicht sind, gibt Hans Peter Doskozil den Impfskeptiker. Er will eine eigene "Impfkampagne" im Burgenland aufsetzen.

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Kurz nach der Bescherung wird es dann so weit sein: Am 26. Dezember kommt die erste Lieferung des Corona-Impfstoffs mit 10.000 Dosen über Passau nach Österreich. Die ersten Impfungen starten am Sonntag um 9 Uhr an der Med-Uni Wien und werden von Ursula Wiedermann-Schmidt, der Vorsitzenden der österreichischen Impfkommission, und Thomas Szekeres, dem Präsidenten der Ärztekammer, durchgeführt.

Begonnen wird mit Hochrisikopersonen, also vor allem älteren Menschen über 80 Jahre, bei denen die Sterblichkeit besonders hoch ist. Die Bundesländer können ebenfalls auf die erste Lieferung zugreifen, wenn auch nur in eingeschränktem Maß. Das wird sich dann aber im Jänner ändern. Da sollten 240.000 Impfdosen kommen.

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hält hingegen nichts von den ersten Impfungen und tut sie als "Show" ab. Er formulierte am Dienstag zudem fünf Fragen zur Corona-Impfung, die er zuerst von der Regierung beantwortet haben will, ehe er sich selbst impfen lässt. ÖVP-Wissenschaftsminister Heinz Faßmann wies die Wortmeldung Doskozils als "höchst unpassend" zurück. Die von Doskozil gestellten Fragen seien von der Wissenschaft bereits überzeugend beantwortet worden.

Mehr als eine Millionen Personen haben mittlerweile bereits eine Dosis des Impfstoffs von Biotech/Pfizer erhalten.
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Im Folgenden noch einmal Doskozils Fragen und die Antworten darauf – jeweils bezogen auf den bisher einzigen zugelassenen Impfstoff der Firmen Biontech/Pfizer, der ab Sonntag auch in Österreich zum Einsatz kommen wird. In anderen Ländern (u. a. in den USA, GB oder Israel) haben bereits mehr als eine Millionen Menschen die erste Dosis erhalten.

Frage: Welche Nebenwirkungen hat die Corona-Impfung?

Antwort: Die Wirkung des mRNA-Impfstoffs besteht darin, das Immunsystem speziell gegen das neue Coronavirus zu aktivieren. Dadurch treten Nebenwirkungen auf, die sich in ihrer Häufigkeit und Intensität nicht sehr von anderen Impfungen unterscheiden. Es kann unter anderem zu leichten Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Zudem treten bei manchen Personen Müdigkeit, Kopfschmerzen, leichtes Fieber und ein allgemeines "grippiges" Krankheitsgefühl auf. Diese Symptome klingen meist nach ein bis zwei Tagen folgenlos ab. Häufigkeit und Intensität der Impfreaktionen sind nach der zweiten Teilimpfung etwas ausgeprägter. Ältere Personen, die zuerst geimpft werden, zeigen allgemein geringere Impfreaktionen als jüngere.

Frage: Ist die Impfung auch für Allergiker verträglich?

Antwort: Das hängt in erster Linie von der Schwere der Allergien ab. Es gab in Großbritannien und in den USA bei einigen wenigen Personen, die geimpft wurden, allergische Schocks. Aber diese Personen sind so schwere Allergiker, dass sie im Normallfall stets ein Notfallset dabeihaben. Dennoch wird angeraten, vor der Impfung bekanntzugeben, welche Allergien vorliegen. Auch bei Fieber, Schwangerschaft oder einem beeinträchtigen Immunsystem sollte vor der Impfung Rücksprache gehalten werden.

Frage: Ist der Impfstoff gentechnisch verändert?

Antwort: Ja und nein, denn "gentechnisch verändert" ist genau genommen nicht der richtige Ausdruck. Die RNA-Fragmente, die im zugelassenen Impfstoff von Biontech/Pfizer enthalten sind und die zur Immunisierung führen, wurden nicht "gentechnisch verändert". Die Entwickler haben also nicht die RNA des Virus modifiziert, sondern haben die RNA grundsätzlich synthetisch hergestellt. Ihre Bausteine, sogenannte Oligonukleotide, bleiben aber die gleichen. Die synthetische RNA ist zudem ähnlich instabil wie die "natürliche" und wird im Körper schnell abgebaut.

Frage: Wird durch die Impfung nur der Verlauf von Covid-19 gedämpft?

Antwort: Die Impfung leistet mehr als eine "Dämpfung des Verlaufs": Es kommt – nach allem, was wir aus den bisher publizierten Daten und Studien wissen – zu einer Verhinderung symptomatischer Verläufe. Sprich es treten keine Krankheitssymptome auf, und zwar in mehr als 90 Prozent der Fälle. Deshalb ist der Schutz durch die Impfung insbesondere für ältere Personen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-Verläufe haben, so wichtig. Dadurch wird natürlich auch das Gesundheitssystem entlastet – umso stärker, je mehr Personen geimpft sind.

Frage: Können Geimpfte auch Überträger von Covid sein?

Antwort: Dazu gibt es noch keine gesicherten Daten, weil die Zulassungsstudie nicht auf diese Frage fokussierte, sondern auf den Schutz vor schweren Infektionsverläufen. Da die Impfung in den Oberarm injiziert wird, ist es denkbar, dass nur wenig lokaler Schutz der oberen Atemwege aufgebaut wird, wie der Impfstoffforscher Florian Krammer im STANDARD erklärte. Dadurch könnte es trotz Impfung zu einer Infektion ohne Krankheitssymptome kommen. Und da man bei solchen asymptomatischen Infektionen theoretisch selbst zu einem Überträger werden kann, gilt auch für geimpfte Personen, dass sie weiter eine Maske tragen sollen. Es sollten aber in den nächsten Wochen neue Daten vorliegen, die diese Frage besser beantworten werden. (Klaus Taschwer, 23.12.2020)

(Anm. der Red.: RNA besteht aus Oligonukleodiden und nicht aus Ribonukleinsäuren, wie in einer früheren Version behauptet.)