Was Karl Lagerfeld wohl zum Jahr 2020 gesagt hätte?

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Es wird ernst. Wir befinden uns zwischen den beiden letzten Fixpunkten des scheidenden 2020: Und wie froh ist man, diesen unberechenbaren Verbrecher loszuwerden, und wie besorgt, dass 2021 sich als noch erbärmlicherer Gewalttäter erweisen könnte!

Dieses Interregnum zwischen Weihnachten und Neujahr ist in diesem Jahr mehr als seltsam. Denn zwischen Festivität 1 und Festivität 2 liegt ein dritter Lockdown, der sämtliches Gewohnte in ein absurdes Paralleluniversum umleitet, in dem man beispielsweise am Tag nach Weihnachten mit Risikopersonen der Familie in der Unterführung des Hundertwasserhauses im strömenden Regen Weihnachtspakete austauscht und mit der Zuckerzange Kekse herumreicht. Man sieht dabei ein wenig aus wie der Auftakt einer dramatischen Sozialreportage, und man ist es gewissermaßen auch. Und was man sich dabei gegenseitig noch wünscht zum Wechsel ins Neue: Gesundheit.

Unmotiviert umherlümmelnde Protagonisten

Schönheit kann man nämlich im Lockdown gewissenhaft auf die sehr lange Bank schieben. Karl Lagerfeld wäre überrascht, wie viele Menschen gleichzeitig die Kontrolle über ihr Leben verlieren können. Und wie wurscht dieser Aspekt (und natürlich nur dieser) allen unmotiviert umherlümmelnden Protagonisten und Protagonistinnen im Endeffekt sein kann. Wenn die ganze Welt die Kontrolle verliert, kommt es auf ein paar Jogginghosen wirklich nicht mehr an. (Julya Rabinowich, 28.12.2020)