Ab Sonntag wird in Österreich gegen Corona geimpft.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Durchfall. Magen-Darm-Geschwür mit oder ohne Blutungen. Blutarmut. Depression. Hirnhautentzündung. Gelbsucht. Leberfunktionsstörung. Nierenversagen. Krampfanfälle. Schwindel. Kopfschmerzen. Sehstörungen. Allergische Hautausschläge. Ohrenschmerzen.

Und das ist nur ein Auszug der angeführten Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel dieses Pfizer-Medikaments. Es geht freilich nicht um eine Corona-Impfung, sondern um Parkemed. Ein Medikament gegen Schmerzen, das wie selbstverständlich in vielen Hausapotheken der Österreicherinnen und Österreicher zu finden ist. Eine Panik vor der Einnahme von Parkemed gibt es aber nicht. Denn die meisten schwerwiegenden Nebenwirkungen sind unter "selten" vermerkt: Das sind weniger als einer von 1000, aber mehr als einer von 10.000 Behandelten. Unter "sehr häufig" oder "häufig" werden unter anderem Durchfall oder Erbrechen angeführt.

Auch bei der ersten EU-weit zugelassenen Corona-Impfung gibt es häufiger auftretende Nebenwirkungen wie Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Muskelschmerzen. Es gab aber bisher keine gehäuft auftretenden schwerwiegenden Reaktionen. Sonst hätten die Behörden bei laut Pfizer/Biontech mehr als 40.000 Probanden dem Impfstoff keine Zulassung erteilt.

Das heißt natürlich nicht, dass mittelfristig keine gröberen Impfschäden auftreten werden. Bei erwarteten mehreren hunderttausend Personen in Österreich, denen dieser Impfstoff in den kommenden Monaten verabreicht wird, ist es keineswegs ausgeschlossen, dass es in Einzelfällen dazu kommen kann. Das muss die Bundesregierung unter Sebastian Kurz – sofern sie es wissenschaftlich belegt nicht besser weiß – klipp und klar kommunizieren.

Andererseits steht bei der Corona-Impfung bereits fest, dass diese laut medizinischen Experten beim überwiegenden Großteil der Behandelten schwerwiegende Corona-Verlaufsformen verhindert. Das ist eine großartige Nachricht. Die Aufgabe von Türkis-Grün ist es, diese zu verbreiten und mit Transparenz bei positiven wie auch negativen Details die Impfbereitschaft in der Bevölkerung – zunächst vor allem bei der älteren Generation – zu erhöhen. Ein Detail ist etwa auch, dass noch nicht klar ist, ob die Impfung auch vor Erkrankung oder Ansteckung schützt. Ebenso, dass man nach derzeitigem Wissensstand mit Impfung zumindest weniger ansteckend ist.

Dass Kanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Sonntag medienwirksam bei der Impfpremiere in Wien dabei waren: geschenkt. Das nächste Foto in unmittelbarer räumlicher Nähe zu Corona-Impfungen sollte es bei beiden nur mehr dann geben, wenn sie selbst gepikst werden. Und zwar dann, wenn das der nationale Impfplan aufgrund von Alter, Vorerkrankungen oder anderen wichtigen Kriterien vorsieht.

Die Regierung muss ohne persönliche PR-Show die Impfung als vernünftigen Ausweg aus der Corona-Pandemie propagieren. Warum keine Runde aus medizinischen Experten, Betroffenen und Promis zusammenstellen, die für die Corona-Impfung eintreten? Denn die Beibehaltung des Status quo samt Zickzackkurs mit Lockdown und Lockerungen sowie bisher fast 6000 Corona-Verstorbenen ist auf Dauer keine Lösung. (David Krutzler, 27.12.2020)