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Statt dem 37C3 gibt es nun den ersten rC3: Eine der wichtigsten Hackerveranstaltungen des Jahres hat am Sonntag ihren Anfang genommen. Doch anstatt sich noch wie im Vorjahr mit 17.000 Gleichgesinnten durch die Hallen der Messe Leipzig zu drängen, gibt es in Covid-19-Zeiten natürlich auch den "Chaos Communication Congress" virtuell – über das Netz ins eigene Wohnzimmer.

Online vs. Offline

Das hat Vor- und Nachteile, wie der erste Tag schnell zeigte. Der Vorteil: Es ist entspannt möglich allen Vorträgen von zuhause zu folgen, ohne von einem Saal zu anderen hetzen zu müssen. Der Nachteil: Das tun auch sehr viele. So waren denn die ersten Stunden von einem Potpourri an Serverausfällen und anderen technischen Problemen geplagt. Aber das passt dann auch wieder zum von der Community selbst organisierten Kongress des Chaos Computer Clubs, und wenn die Erfahrung der Vorjahre etwas zeigt, dann dass die Hacker meist recht gut darin sind, solche Problemchen rasch aus dem Weg zu räumen. Und damit auch niemand sagen kann, man hätte es nicht gewusst, wurde schon im Vorfeld gewarnt: "Es gibt noch diverse Baustellen, aber die größten Ecken und Kanten sind schon ausgeschliffen."

Obwohl das Vortragsprogramm öffentlich kostenlos zugänglich ist, gab es auch heuer die Möglichkeit Tickets zu erstehen. Und das aus gutem Grund: Wer es schaffte, ein solches zu ergattern, der bekommt zusätzliche Services angeboten. Allen voran die "2D Welt" wo man sich in Form eines selbst gestaltbaren Charakters in Pixel Art durch die virtuellen Hallen des rC3 bewegen und mit anderen Teilnehmern chatten kann. Auch Video- sowie Audiochats sind dabei möglich, spontane Workshops sollen in diesem Rahmen ebenfalls organisiert werden – eben ganz, wie man es auch von einem "echten" CCC-Kongress kennt.

Wer ein Ticket hat, hat auch in die "2D Welt" – und dort steht vor den Toren des rC3 natürlich wieder die "Fairy Dust"-Rakete herum.
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Fahrplan

An Vorträgen gibt es jedenfalls keinerlei Mangel, wie selbst ein flüchtiger Blick auf den offiziellen "Fahrplan" schnell offenbart. Genaugenommen wird durch den Online-Charakter so manches möglich, das bisher nicht ging. So betonte etwa Kryptografie-Experte Bruce Schneier im Rahmen des rC3, dass er nur auf diese Weise an jenem Kongress teilnehmen kann, zu dem er schon seit Jahren gerne gefahren wäre – einfach weil es angesichts familiärer Verpflichtungen sonst nicht möglich wäre.

Das Programm der auf vier Tage ausgerichteten Konferenz ist dabei gewohnt divers. Es reicht von detaillierten IT-Security-Themen – etwa Side-Channel-Attacken gegen Prozessoren oder Angriffe auf das Baseband des iPhones – über netzpolitische Fragen wie die "Crypto Wars 2.0", E-Voting oder auch Corona-Tracing-Apps bis zu zahlreichen Bastelprojekten. Und auch das eine oder andere Spieleformat wir zur Auflockerung eingestreut.

Startschuss

Gestartet wurde der Kongress natürlich ebenso standesgemäß: Dem Befehl "Enter" folgte der Aufruf "Follow the white rabbit" aus "Alice im Wunderland". Dass dieses "Wunderland" überhaupt funktioniert, ist einer vierstelligen Zahl an freiwilligen Helfern zu verdanken, die nicht nur die Vorträge betreuen sondern auch Übersetzung und Untertitel liefern – und natürlich dafür sorgen, dass alles rund läuft. Also wenn es klappt halt. (Andreas Proschofsky, 27.12.2020)