Unklar ist, ob es 2021 nur die österreichweite Variante geben wird oder alle drei Ticketvarianten zeitgleich eingeführt werden.

Foto: Der Standard / Matthias Cremer

Wien – Der Verkehrsverbund Ostregion (Vor) zweifelt am Zeitplan für die Einführung des 1-2-3-Klimatickets für ganz Österreich. Es seien noch viele Fragen sowie die Finanzierung offen, sagte Vor-Geschäftsführerin Karin Zipperer am Montag der APA. In einer vom Vor bei Sophie Karmasin beauftragten Umfrage bevorzugen die Österreicher die gleichzeitige Einführung aller drei Tarifstufen 2021 gegenüber einer schrittweisen Umsetzung ab Sommer 2021 bis 2024.

Karmasin hat zwei strukturgleiche Stichproben mit je rund 1.000 Personen von 18 bis 62 Jahren befragt, die zumindest zwei regelmäßige Wege pro Woche mit einem öffentlichen Verkehrsmittel oder Pkw zurücklegen. Die eine Hälfte wurde zu einer schrittweisen Einführung befragt, in der das österreichweite Dreierticket im Sommer 2021 kommt und das Einser- und Zweierticket für ein oder zwei Bundesländer erst 2024. Die zweite Hälfte wurde zu einer gleichzeitigen Einführung aller drei Tarifstufen bereits im Sommer 2021 befragt.

Gleichzeitige Einführung besser für Klima

Das Ergebnis: 28 Prozent würden eines der 1-2-3 Tickets im Sommer 2021 bei gleichzeitiger Einführung kaufen. Demgegenüber würden nur zehn Prozent das österreichweit gültige Dreierticket im Sommer 2021 kaufen. Für Karmasin nicht überraschend, denn erstens entstehe bei gleichzeitiger Einführung eine Wahlfreiheit, die sich auch positiv auf die Dreierstufe auswirke, zweitens sei die Einserstufe für ein Bundesland die mit Abstand beliebteste Variante.

Eine gleichzeitige Einführung im Sommer 2021 wäre auch klimafreundlicher, da die Nutzung des öffentlichen Verkehrs dann stärker steige als bei schrittweiser Einführung bis 2024. Bei gleichzeitiger Einführung aller Tarifstufen im Sommer 2021 würde auch der Einsatz des eigenen Autos sinken, bei einer schrittweisen Einführung hingegen nicht, so die Umfrageergebnisse.

Noch keine Verträge

Allerdings ist ein Start des 1-2-3-Tickets schon 2021 ohnehin unsicher. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) will die Dreierstufe des im Programm von ÖVP und Grünen vereinbarten Ticketmodells vorziehen und bis zum Sommer einführen. Aus dem Bundesländern und deren Verkehrsverbünden kommt Widerstand, bisher gibt es mit keinem Bundesland einen Vertrag. Für die Ostregion gebe es erst grobe Vorschläge, heißt es vom Vor.

Der Vor, der den öffentlichen Verkehr in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland verantwortet, hält eine Einführung bis Sommer 2021 zwar noch für möglich, man müsste aber Gas geben und endlich "faire Verhandlungen auf Augenhöhe" führen. Eine Einführung bis Herbst oder Ende 2021 wäre realistischer. "Wir haben noch keinen gemeinsamen Nenner", meinte Zipperer.

Kritik übte Zipperers Co-Geschäftsführer im Vor, Wolfgang Schroll, auch an der Art der geplanten Umsetzung. Würde man das 1-2-3-Ticket über die Verkehrsverbünde einführen, wäre für die Kunden ein Up- oder Downgrade einfacher, nannte er ein Beispiel. Der Vor sei für ein System "aus einem Guss". Der Vor warnt davor, die Dreierstufe einzuführen, ohne die erste und zweite Tarifstufe mitzudenken. Außerdem müsse der Öffi-Ausbau damit Hand in Hand gehen, denn billige Tickets würden nichts bringen, wenn es dann keine Sitzplätze gebe. (APA, 28.12.2020)