Auch auf dem Kasberg in Grünau im Almtal war am Sonntag aufgrund des schönen Wetters viel los. In einigen Skigebieten in Österreich konnten die Corona-Regeln aufgrund des Ansturms aber nicht mehr gänzlich eingehalten werden.

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Sonne, Sonntag und guter Schnee haben für einen Ansturm in einigen von Ballungszentren aus gut erreichbaren Skigebieten gesorgt. Weit weniger Andrang gab es bei eher bescheidenem Wetter am Montag: In Kärnten sowie Osttirol schneite es – und andernorts mussten Skigebiete den Liftbetrieb wegen des stürmischen Windes ganz oder teilweise einstellen.

Doch die Bilder der dicht gedrängten Menschenschlangen am Wochenende vor den Liften, etwa in Hinterstoder, haben Kritik hervorgerufen und bereits für Nachjustierungen gesorgt. Die Liftbetreiber adaptieren nun das Sicherheitskonzept. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) mahnte am Montag: "Viele Betreiber in den Skigebieten handeln korrekt nach den Vorgaben, aber einige haben gestern erschreckende Bilder geliefert, die sich nicht wiederholen dürfen."

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) pflichtete dem bei: "Wenn einzelne Liftbetreiber sich nicht an die Regeln halten und nicht richtig vorbereitet waren, dann kann das nicht ohne Konsequenz bleiben. Jeder Betreiber muss damit rechnen, dass er nicht nur schwerpunktmäßig von der Polizei kontrolliert und angezeigt wird, sondern auch von den Gesundheitsbehörden gestraft wird."

Mehr Ordner, weniger Parkplätze

In Oberösterreich waren am Sonntag die Skigebiete Hinterstoder, Wurzeralm und Kasberg bereits am Vormittag voll. Mithilfe der Polizei wurden die Autos schon vor der Taleinfahrt abgewiesen. Um neun Uhr waren die 1.000 Parkplätze besetzt. Gegen Mittag waren 3.000 Skifahrer in Hinterstoder unterwegs. Helmut Holzinger, Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, betont, man sei auf den Ansturm vorbereitet gewesen. "Überraschend war lediglich, dass alle Gäste sehr frühzeitig gekommen sind." Nun sollen die Wartezonen vor der Kabinenbahn erweitert und um ein Drittel verlängert werden. Securitys und Ordner werden um ein Drittel aufgestockt und Parkplätze auf 850 reduziert.

Der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) appelliert an die Eigenverantwortung der Wintersportler, "soweit möglich erst ab Mittag in die Skigebiete zu kommen, denn da sind viele Gäste vom Vormittag wieder auf dem Heimweg". Beim Anstellen gelte es zudem "entsprechend Abstand zu halten und konsequent eine FFP2-Maske zu tragen".

Rodelwiese soll wieder öffnen

Für weitere Gäste gesperrt wurden am Sonntag auch die Parkplätze für die Skigebiete Hauser Kaibling oder St. Jakob im Walde. In Niederösterreich, wo online vorreserviert werden muss, waren die Maximalkapazitäten am Semmering, in Mönichkirchen-Mariensee oder bei den Annaberger Liften erreicht.

Am Montag war wegen des Schlechtwetters keine Rede davon: Dafür musste etwa das Hochkar sturmbedingt schließen. Am Semmering konnte der zweite Durchgang des Damen-Skiweltcup-Riesentorlaufs nicht durchgeführt werden. Auch der ohnehin beschränkte Publikumsskilauf musste am Nachmittag eingestellt werden. Betroffen war auch der Nachtbetrieb. Am Vormittag konnten die Hobbyskifahrer – die Tickets waren für 600 Personen kontingentiert – den Vierersessellift benützen: Die Seilbahn war für den Weltcuptross reserviert.

Hermann Doppelreiter (ÖVP), der Bürgermeister der Gemeinde Semmering, zeigte sich im STANDARD-Gespräch fast erfreut darüber, dass es am Montag "relativ ruhig" zuging. Denn am Wochenende musste er nach einem Ansturm die frei zugänglichen_Rodelwiesen der Gemeinde sperren lassen. Mit verbesserten Sicherheitsvorkehrungen sollte das Rodeln aber bald wieder möglich sein. "Am Dienstag bleiben die Rodelwiesen aber wahrscheinlich noch zu", sagte Doppelreiter. Nicht betroffen von der Sperre war die kostenpflichtige Rodelbahn am Hirschenkogel.

Klage wegen Take-away-Verbot

Von den vielen Skigästen haben die Hüttenbetreiber derzeit nichts. Denn die Bundesländer haben die Skiverordnung verschärft, sodass die Hütten auch keinen Take-away-Service anbieten dürfen. Das veranlasst den Skihüttenbetreiber auf der Wurzeralm, Stefan Stadlmayr, dazu, eine Verfassungsbeschwerde gegen die Verordnung einzubringen.

Stadlmayr musste das Winterlager seiner Hütte auf der Wurzeralm bereits vor dem zweiten Lockdown auffüllen, um für die Saison bereit zu sein. Dort lagere nun ein Warenvorrat im hohen fünfstelligen Eurobereich. Vor Weihnachten konnte der Hüttenwirt mit dem Mitnehmangebot für Skitourengeher zumindest den Umsatz erzielen, um das Fixpersonal weiterzubeschäftigen. Nun sind jedoch die Investitionen in das neue Angebot und die Vorsichtsmaßnahmen obsolet.

"Hier werden klar verschiedene Unternehmer in ihren Rechten, Umsätze zu erzielen, benachteiligt", sagt Stadlmayrs Anwalt Wolf-Georg Schärf. "Diese Verordnung ist willkürlich. Es gibt keinen Unterschied zwischen einem Take-away im Dorf oder auf der Skipiste." Der Verfassungsgerichtshof müsse nun die Verordnung und mögliche Schadenersatzansprüche prüfen. Schärf geht davon aus, dass sich noch mehrere Beschwerdeführer anschließen werden.

Eistraum verdoppelt Registrierungsschalter

Fernab der Skigebiete zogen auch andere Freizeitangebote im Lockdown Besucher an. Vor dem Wiener Eistraum auf dem Rathausplatz oder beim Einlass zum Eislaufverein kam es am Wochenende zu langen Warteschlangen. Das Stadt-Wien-Marketing als Organisator des Eistraums reagierte am Montag und verdoppelte die Registrierungsschalter, die als "Nadelöhr" ausgemacht wurden.

Auf die Corona-Maßnahmen wie Mindestabstand oder Maskenpflicht machen auch eigene Mitarbeiter aufmerksam. Laut Gerlinde Riedl, der Geschäftsführerin des Stadt-Wien-Marketings, verhält sich aber der überwiegende Teil der Besucherinnen und Besucher "sehr diszipliniert". Auch beim Eislaufverein beim Heumarkt gibt es wegen Corona nur limitierten Zugang für 750 Gäste, zusätzliches Personal und beim Eingang teilweise "Blockabfertigung". (David Krutzler, Stefanie Ruep, 28.12.2020)