Angelika Simma-Wallinger ist seit 2019 Hochschullehrerin am Studiengang Intermedia der FH Vorarlberg. Sie leitete davor – nach vielen Jahren im ORF etwa bei Ö3, ORF 1 und in der Fernsehdirektion – die österreichweite Kommunikation der Caritas.

Foto: Thomas Wunderlich Illustration: Armin Karner

Angelika Simma-Wallinger (Hochschullehrerin Studiengang Intermedia, FH Vorarlberg) im Etat-Fragebogen 2021

Was erwarten Sie von 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? derStandard.at/Etat hat Medienmanagerinnen und -manager, Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um ihre Beiträge gebeten. Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir in diesen Tagen.

"Bedürfnis nach qualitätsvoller Information und steigende Zahlungsbereitschaft dafür"

Die Prognosen von Angelika Simma-Wallinger für Österreichs Medien 2021:

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen etc.!

"Auf die Medienbranche 2021 kommt zu, was auf uns alle zukommt: zumindest ein weiterer Lockdown und wirtschaftlich fordernde Zeiten. Das wird für die einen Medien ein passendes Jahr sein, um (digitale) Innovationen umzusetzen, für die anderen wird es als Krisenbeschleuniger wirken. Das hohe Bedürfnis nach Information und die steigende Bereitschaft, dafür zu bezahlen, werden helfen. Für Paid Content müssen aber längst die passenden Formate und Kanäle geschaffen sein. Wer jetzt mit Experimenten startet, ist zu spät dran."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Maßnahmen gegen Fake-News und Hatespeech müssen fortgesetzt beziehungsweise neue entwickelt werden. 2020 hat hier viele Ansätze und Initiativen gebracht, und diesen Trend gilt es wach zu halten.

Was ebenso fortgesetzt werden sollte, ist die Suche nach neuen Erzählformaten, die technologische Entwicklungen nutzen wie Augmented Reality oder Virtual Reality beziehungsweise Trends wie Gamification."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) nicht passieren? Bitte verraten Sie uns Ihre Befürchtungen (und warum Sie das befürchten)?

"Eine Verringerung der Medien- und Meinungsvielfalt aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen wäre bedauerlich. Es bleibt die Hoffnung, dass Fördersysteme beziehungsweise Supporter-Initiativen zum Erhalt der Vielfalt beitragen."

Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?

"Gibt es maßgebliche Entwicklungen, die 2021 nicht von der Pandemie getrieben sein werden? Unsere Prognosen in dieser Umfrage für 2020 Jahr sind durch das Virus doch zum Urzeit-Eis von vorgestern gefroren, und wir könnten froh sein, würden 2021 nicht selbst unsere kühnsten Prognose-Fantasien von der Wirklichkeit lächerlich gemacht.

Gekommen, um zu bleiben, sind meiner Meinung nach:

  • das Bedürfnis nach qualitätsvoller Information und die steigende Zahlungsbereitschaft dafür.
  • neue Formen visueller Informationsaufbereitung in allen Medien.
  • die steigende Bedeutung von Audio, sowohl linear als auch nonlinear.
  • Retrokanäle wie Mail-Newsletter, mit denen Konsumentinnen und Konsumenten direkt erreicht werden können."

"Der wirtschaftliche Druck wird zu neuen Strukturen zwingen"

Simma-Wallingers weitere Prognosen zu unseren Detailfragen:

  • Haben Österreichs 15 größte Medienhäuser Ende 2021 noch durchwegs dieselben Eigentümer wie heute? "Der wirtschaftliche Druck wird zu neuen Strukturen zwingen", verneint sie. Und sie rechnet auch nicht damit, dass alle (relevanteren) Medien im Land Ende 2021 noch auf dem Markt sind.
  • Mit der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-Chef im Sommer 2021 sei zu rechnen.
  • Die Teilnahme an einer Branchen-Selbstkontrolle wie dem Presserat soll nach ihrer Ansicht Bedingung für Medienförderung werden.

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 29.12.2020)