Maskenpflicht in der Seilbahn: Im französischen Chamonix dürfen die Gondeln voll beladen werden.

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Seilbahnen-Chef Franz Hörl bei der Präsentation eines Wasserstoff-Pistenraupen-Konzepts.

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Wien – Nach den Bildern von Menschenmassen vor den Einstiegsstellen von Liften und Gondeln hat das Gesundheitsministerium am Dienstag mit einem Erlass reagiert. Darin heißt es unter anderem: "Im Fall der wiederholten mangelhaften Umsetzung von ausreichenden Schutzmaßnahmen sind Betretungsverbote auszusprechen." Es solle verstärkt überprüft werden, ob die Betreiber von Seil- und Zahnradbahnen die Covid-19-Maßnahmen einhalten. Dafür soll auch stichprobenweise überprüft werden, ob deren Covid-19-Präventionskonzepte "dem Stand der Wissenschaft entsprechen und zur Minimierung des Infektionsrisikos geeignet sind", so der Erlass.

Der Betreiber habe die Einhaltung der Bestimmungen durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen. "Jedenfalls sind epidemiologisch bedenkliche Situationen, wie Menschenansammlungen, zu verhindern, dies beispielsweise durch Leitsysteme und zahlenmäßige Limitierungen", wird in dem der APA vorliegenden Erlass des Gesundheitsministeriums ausgeführt.

Köstinger: "Wenige schwarze Schafe"

Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) erklärte, dass der Erlass an die Landeshauptleute gehe. Die zuständigen Behörden müssten verstärkte Kontrollen durchführen, "um sicherzustellen, dass die aktuellen Regelungen im Wintersport flächendeckend konsequent eingehalten und umgesetzt werden".

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ergänzte. "Ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, wenn sich einige wenige schwarze Schafe nicht an die Regeln halten. Diese Einzelfälle gehören unterbunden, wir werden nicht dulden, dass der überwiegende Teil der Skigebiete, die sich an alle Regeln halten, unter diesen Einzelfällen leidet." Die Kapazitätsbeschränkungen bei den Seilbahnen und Liftanlagen (maximal 50 Prozent Auslastung) werden bleiben, stellte Köstinger klar.

Absage an Hörl

Damit erteilte die Tourismusministerin Lockerungswünschen aus der Seilbahnwirtschaft eine Absage. Der ÖVP-Abgeordnete und Chef des Fachverbands der Seilbahnen, Franz Hörl, hatte zuvor ein Ende der Personenbeschränkungen in den Gondeln gefordert. Diese würden zu Warteschlangen an den Einstiegsstellen führen, hatte er im Ö1-"Morgenjournal" erklärt. Er verwies auch auf das Beispiel Hinterstoder (Oberösterreich), von wo aus Bilder von Menschenansammlungen an der Talstation im Internet kursierten.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hält die Vorgabe hingegen für vernünftig, "weil in den Gondeln die Ansteckungsgefahr lauert und nicht auf der Skipiste". Der Vizekanzler mahnte vielmehr die Liftbetreiber, sich an die Regeln zu halten, sonst "ist da einzuschreiten". Dies könnte auch bedeuten, dass einzelne Skigebiete auch wieder zusperren müssen, "wenn es überhaupt nicht funktioniert", mahnte Kogler.

Anschober: Regeln müssen eingehalten werden

Ähnlich sah das am Dienstag auch Koglers Parteikollege Anschober: Er verstehe jeden, der gerne eine einfachere Situation hätte, sagte er am Rande einer Pressekonferenz. "Aber wir haben uns auf Regeln verständigt, auch im Bereich des Wintersports", sagte der Minister. "Das ist wirklich einzuhalten." Bilder von eng gedrängten Wintersportlern wie jene vom Wochenende wolle er "ganz einfach nicht mehr sehen".

Auf die Frage, ob es angesichts der Bilder von dichten Warteschlangen ein Fehler war, die Skigebiete während des Lockdowns zu öffnen, erklärte Kogler, es sei ein "Angebot", sich im Freien zu bewegen. Die Vorgaben im Detail seien Sache der Bundesländer. "Die Bundesregierung hat ja, was die Maskenpflicht betrifft, die strengste Karte gezogen mit der FFP2-Maske", betonte Kogler, "und jetzt müssen wir, glaube ich, schauen, wie die Bundesländer das im Griff haben". (APA, red, 29.12.2020)