Wrabetz bleibt, Regierungswerbung auch: Thomas Drozda, Mediensprecher der SPÖ, schaut im Etat-Fragebogen ins Jahr 2021.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER Illustration: Armin Karner

Was erwarten Sie von 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? derStandard.at/Etat hat Medienmanagerinnen und -manager, Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um ihre Beiträge gebeten.

Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir in diesen Tagen.

"Ich (Regierung) schau auf dich, du (Medium) schaust auf mich"

Hier die Prognosen von Thomas Drozda, Mediensprecher der SPÖ und 2016/17 Medien- und Kulturminister:

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen ...!

"Werbeeinnahmen weiter rückläufig.

Strukturelle Verschiebung zu Onlineriesen hält an.

ORF-Reform wird groß gefeiert, weil nichts drinnensteht.

Regierung bringt keine zeitgemäße Print- oder Digitalmedienpolitik zusammen.

Regierung inseriert auf Rekordniveau, Österreich muss ja geimpft werden. Motto: Ich (Regierung) schau auf dich, du (Medium) schaust auf mich."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Digitalförderung inklusive Printförderung neu (Journalisten-Arbeitsplätze).

ORF-Digitalstrategie.

Besteuerung von Digitalkonzernen."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) nicht passieren? Bitte verraten Sie uns Ihre Befürchtungen (und warum Sie das befürchten)?

"Die Wiederholung von 2020."

Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?

"Marktfähigkeit und Monetarisierung kuratierter Medien wird (noch) schwieriger."

Wrabetz bleibt

Weitere Prognosen Drozdas zu unseren Detailfragen im Überblick:

  • Der SPÖ-Mediensprecher rechnet mit der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-Chef 2021.
  • Er hofft auf eine (baldige) Strukturreform des ORF mit einem Vorstand statt des Alleingeschäftsführers und einem Aufsichtsrat; das oberste Aufsichtsgremium sei nach dem d'Hondt'schen Prinzip nach den Stärkeverhältnissen im Nationalrat zu besetzen.
  • Onlinebeschränkungen für den ORF sähe Drozda gerne vor Sommer 2021 gelockert, die übrige Medienbranche werde zum medienpolitischen Ausgleich wohl "Inserate" bekommen.
  • Drozda plädiert für eine Haushaltsabgabe für den ORF (oder GIS auch für Streaming).
  • Er rechnet mit weiterer Corona-Sondermedienförderung, hofft auf Digitalmedienförderung 2021 und spricht sich für Qualitätskriterien wie Beteiligung an Presserat oder anderer Branchenselbstkontrolle als Bedingungen für Medienförderung und öffentliche Inserate aus.
  • Der SPÖ-Medienpolitiker rechnet (ohne nähere Angaben im Etat-Fragebogen) bis Ende 2021 mit Veränderungen der Eigentumsverhältnisse unter den 15 größten Medienhäusern, mit Einstellungen von Medien und Neugründungen.
  • Er hofft auf ein Informationsfreiheitsgesetz 2021.
  • Und rechnet mit Verschlechterung im Reporter-ohne-Grenzen-Ranking der globalen Pressefreiheit – von 18 auf unter 20.

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 29.12.2020)