Der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bei den Corona-Massentests.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Innsbruck – Dass der grüne Bundessprecher und Vizekanzler Werner Kogler bei der nächsten Nationalratswahl erneut Spitzenkandidat seiner Partei wird, ist keine ausgemachte Sache – zumindest wenn es nach dem grünen Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi geht. Kogler sei zwar momentan die "Nummer eins", aber diese Frage werde "zeitgerecht, ein Jahr vor der Wahl", also planmäßig 2023, entschieden, sagte Willi.

"Wenn man die Wahl vorbereitet, wird man sich anschauen: Was ist die grüne Antwort auf die Themenlage am Wahltag. Was die Themenlage sein wird und wer dafür der beste Thementräger sein wird – das wissen wir heute nicht", erklärte Willi. Diese Vorgangsweise sei bei den Grünen "so üblich". "Und gilt im Übrigen auch für mich", meinte Willi.

Schwierige Rolle

Kogler fülle als Vizekanzler eine "schwierige Rolle" aus, konstatierte der Stadtchef. "Er ist der Hauptverhandler auf grüner Seite in der Koalition und holt viel raus. Aber der Verkünder der Ergebnisse ist Bundeskanzler Sebastian Kurz. Als Lohn für seine Arbeit bekommt Werner Kogler oft nicht die mediale Präsenz, die er verdient", diagnostizierte der Innsbrucker Bürgermeister. Dies liege natürlich auch daran, dass die ÖVP das oft nicht wolle.

Nichtsdestotrotz zeigte sich Willi mit der grünen Regierungsbeteiligung bisher zufrieden. Aufgrund der Corona-Krise sei Gesundheitsminister Rudolf Anschober derzeit medial die "Nummer eins". Dieser werde "extrem geschätzt" – auch von Nicht-Grün-Sympathisanten. Kogler sei in der Koalition auf grüner Seite quasi der "Passgeber" und Anschober der "Torschütze". Zudem habe man mit Infrastrukturministerin Leonore Gewessler und Justizministerin Alma Zadić zwei "ganz starke Frauen", die ebenso starke Akzente gesetzt hätten.

Auch mit Tiroler Koalition zufrieden

In der koalitionsinternen Auseinandersetzung zwischen ÖVP und Grünen rund um die Aufnahme von Flüchtlingen aus griechischen Lagern sprach sich Willi wie Kogler dafür aus, weiter Druck auf den Koalitionspartner ÖVP auszuüben. "Ich glaube, die werden reagieren", zeigte sich Willi vorsichtig optimistisch. Es sei "extrem unsolidarisch", nicht hinzuschauen und den wirtschaftlich schwer angeschlagenen Griechen nicht zur Seite zu stehen: "Wir haben die humanitäre Verpflichtung, zu helfen."

Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung sah der Stadtchef indes – trotz der Causa Ischgl und atmosphärischer Störungen wie nach dem "Luder"-Sager von ÖVP-Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler – auf einem guten Weg. Er sehe überhaupt keine andere Konstellation wie jene mit dem Spitzenduo aus ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter und seiner Grünen Stellvertreterin Ingrid Felipe. In der Frage einer weiteren Spitzenkandidatur Felipes bei der Wahl im Jahr 2023 gelte dasselbe wie für Kogler: Rund ein Jahr zuvor werde darüber entschieden, so Willi. Tirol sei jedenfalls im Vergleich zu anderen Bundesländern "extrem gut durch die Krise" gekommen und habe aus Ischgl auch die nötigen Konsequenzen gezogen. Der Bürgermeister verwies auf die erfolgte "Umstrukturierung in der Landesverwaltung", was die Bereiche Katastrophenschutz und Gesundheit betrifft. (APA, 30.12.2020)