Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

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Eine Arbeitslosenquote von knapp zehn Prozent, mehr als 6.000 Corona-Tote und ein Lockdown, der uns pro Woche 1,5 Milliarden Euro kostet – wie reagiert man als verantwortungsbewusster Politiker auf die aktuelle Situation in Österreich?

Eine zutiefst verstörende Antwort auf diese Frage hat uns Hans Peter Doskozil gegeben. Sie lautet: Man befeuere die Impfskepsis in der Bevölkerung.

Zu diesem Zweck hat der burgenländische Landeshauptmann fünf "kritische Fragen zur Impfung gegen Corona" formuliert, die sich aber problemlos durch ihre Eingabe bei Google hätten beantworten lassen. Seither rätseln viele, was er sich dabei gedacht hat.

Deshalb hier: fünf Fragen an Hans Peter Doskozil.

1. Stellen Sie sich vor, Sie sind mit einer Gruppe Skitourengeher im offenen Gelände unterwegs, als sich plötzlich eine Lawine löst und auf die Gruppe zukommt. "Schnell, schaltet eure Lawinenpiepser ein!", rufen einige der Tourengeher. Würden Sie darauf antworten: "Moooment! Da sollten wir uns zunächst einmal fragen, was das für datenschutzrechtliche Konsequenzen hat"?

2. In der Frage der Rettung von Flüchtlingskindern aus Lesbos bröselt Sebastian Kurz langsam sogar die Gefolgschaft aus den eigenen Reihen weg. Nicht nur Bischöfe und Vertreter christlicher Organisationen stellen sich gegen ihn, sondern auch Parteifreunde aus Westösterreich. Dafür eilen Sie ihm zur Hilfe, mit der Aussage, er hätte diesbezüglich "alles richtig gemacht". Mit ähnlichen Sprüchen hatten Sie schon im Herbst versucht, den sich abzeichnenden Wahlsieg von Michael Ludwig zu torpedieren. Steckt dahinter eine Strategie, oder geht es nur darum, irgendwie in die Zeitung zu kommen?

3. Im gleichen Interview, in dem Sie das Retten von Kindern als "Symbolpolitik" ablehnen, sorgen Sie sich um den Fortbestand "christlicher Werte, die man nicht salopp wegdiskutieren sollte". Ist das der Versuch, einen neuen Zynismus-Rekord aufzustellen, oder lachen Sie sich gerade scheckig, weil Sie uns auf den Arm genommen haben und wir darauf reingefallen sind?

4. Sollte Pamela Rendi-Wagner demnächst erklären, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, werden Sie daraufhin "fünf kritische Fragen zum Showkampf gegen das Rauchen" stellen?

5. Langjährige Beobachter der heimischen Innenpolitik erinnern sich noch an die legendären "Drei Fragen des Josef Cap an Theodor Kery", mit denen Cap auf einem SPÖ-Parteitag den damaligen Landeshauptmann des Burgenlandes in Verlegenheit brachte. Cap startete damit seine Karriere als große Zukunftshoffnung der österreichischen Sozialdemokratie. Seine von Enttäuschungen, Fehl- und Nichtleistungen, Niederlagen und nichterfüllten Erwartungen geprägte politische Laufbahn gilt parteiintern mittlerweile als eine Art Mahnmal zum Thema "So kann man sich täuschen".

Selbstkritische Botschaft?

Kann es sein, dass Sie, Herr Doskozil, von allen missverstanden wurden und mit Ihren fünf Fragen in Wahrheit eine ganz andere, selbstkritische Botschaft senden wollten, nämlich: "Denkt daran, wie das beim Cap ausgegangen ist, und hört auf, mich für eine SPÖ-Zukunftshoffnung zu halten, denn das beschädigt die Begriffe ‚SPÖ‘ und ‚Zukunft‘ gleichermaßen"? (Florian Scheuba, 31.12.2020)