Durch eine EU-weite Plastiksteuer sollen die Müllberge auf Stränden reduziert werden.

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Winzige Plastikpartikel scheinen überall zu sein: Erst im Dezember wurde bekannt, dass Wissenschafter Spuren von Mikroplastik in einer menschlichen Plazenta fanden. Im November bestätigten Forscher, Kunststoffteilchen in der sogenannten Todeszone auf dem Mount Everest gefunden zu haben. Nicht nur in den Höhen hinterlassen die Reste von Plastikflaschen, Outdoor-Kleidung und Verpackungen Spuren. Nun wurde auch in einem Tiefseegraben im Pazifischen Ozean massenhaft Mikroplastik entdeckt – in 8250 Meter Tiefe.

Laut einem aktuellen im Fachjournal "Environmental Pollution" erschienenen Artikel fanden Forscher in einem Kilogramm Sediment aus dem Tiefseegraben bis zu 209 winzige Kunststoffteile. Die Forscher fürchten, dass die Gräben im Ozeanboden ein Sammelbecken für Plastik sein könnten.

Noch mehr Plastik

Die Konzentration dürfte eher steigen: Einem neuen Bericht der Umweltorganisation WWF und der Boston Consulting Group (BCG) zufolge gelangen derzeit mehr als elf Millionen Tonnen Kunststoff in die Ozeane – pro Jahr. In den kommenden 20 Jahren wird sich die Menge laut dem Bericht verdreifachen. Laut Schätzungen dümpeln bereits mehr als 150 Millionen Tonnen Plastikmüll durch die Weltmeere. Die Folge: In zwölf der 25 am häufigsten im Meer gefangenen Fischarten wurde bereits Mikroplastik nachgewiesen.

Laut dem Bericht wird rund ein Drittel des Plastikmülls weltweit nicht sachgemäß entsorgt – also liegen gelassen oder in unkontrollierte Mülldeponien geworfen – und landet so häufig in der Umwelt.

Konsumenten sind einer Umfrage zufolge bereit, mehr Geld für Produkte zu bezahlen, die ökologisch verpackt sind.
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Dabei sind Konsumenten einer BCG-Umfrage zufolge durchaus bereit, mehr Geld für umweltfreundliche Verpackungen zu zahlen. Drei Viertel der rund 3000 Befragten gaben an, bis zu zehn Prozent mehr für ökologische Verpackungen ausgeben zu wollen. Kunststoff wurde von den Teilnehmern insgesamt als schlechtestes Material für Konsumgüter angesehen – und mit Meeresverschmutzung assoziiert.

Dennoch landen Flaschen, Lebensmittelverpackungen und Co regelmäßig im Wasser. Laut der Umweltschutzorganisation machten Plastikverpackungen die Hälfte der rund 82 Millionen identifizierbaren Müllteile bei Strandreinigungen in den vergangenen fünf Jahren aus.

EU-Plastiksteuer ab 2021

Auf EU-Ebene wird dem Plastikmüll bereits der Kampf angesagt. Im Vorjahr hat der Rat ein Verbot von Einwegplastik beschlossen. Dieses gilt für jene Produkte, die besonders häufig an Europas Stränden zu finden sind und für die es ökologische Alternativen gibt. Dazu zählen etwa Strohhalme oder Einwegbesteck.

Darüber hinaus haben die Mitgliedsstaaten vereinbart, bei Plastikflaschen bis 2029 eine Sammelquote von 90 Prozent zu erreichen. Bis 2025 soll außerdem jede vierte Flasche recycelt werden. In Österreich liegt die Sammelquote derzeit bei rund 70 Prozent.

Ab 2021 wird zudem eine Plastiksteuer erhoben. Mitgliedsstaaten müssen künftig einen Beitrag in Höhe von 80 Cent pro Kilogramm nicht recycelter Kunststoffverpackungen leisten. Für Österreich bedeutet das eine finanzielle Belastung von rund 180 Millionen Euro pro Jahr. Wie berichtet, rüttelte die Abgabe bereits am türkis-grünen Koalitionsfrieden. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) will die Kosten aus dem Budget bezahlen; Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hingegen will ein Plastikpfand einführen, um einen Lenkungseffekt zu erzeugen. Eine Lösung für den Clinch gibt es nach wie vor nicht.

Laut einer Anfragebeantwortung durch Gewessler fielen in Österreich zuletzt 906.000 Tonnen Kunststoffabfälle an – Tendenz steigend. Etwas mehr als ein Viertel davon wurde recycelt, der Rest wurde thermisch und energetisch verwertet. (Nora Laufer, 31.12.2020)