Birgit Hebein (2. von rechts), umringt von ihren möglichen Nachfolgern Judith Pühringer und Peter Kraus. Klubobmann David Ellensohn beobachtet die Szenerie

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Ihr bislang bestes Wahlergebnis haben die Wiener Grünen nicht lange gefeiert: Nachdem sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) für die Neos als neuen Koalitionspartner entschied, ging es intern Schlag auf Schlag. Am Ende stand die bisherige Vizebürgermeisterin Birgit Hebein ohne Amt im Klub da, woraufhin sie auch ihr Landtagsmandat abgab. Mit Jahreswechsel steht fest: Auch den Parteivorsitz wird Hebein rasch abgeben.

Wie soll es bei den Wiener Grünen jetzt weitergehen? Innerhalb der Partei gibt es zwei besonders wichtige Männer: Einerseits Urgestein David Ellensohn, der bald seit zwanzig Jahren in der Wiener Landespolitik mitmischt; andererseits Peter Kraus, der 2018 bei der Wahl des Parteichefs nur knapp hinter Hebein gelandet war. Nach dem "Coup" gegen Hebein wurde Ellensohn nun Klubobmann, Kraus nicht-amtsführender Stadtrat.

Doppelspitze

Hört man sich bei den Grünen um, wird immer wieder Kraus als Spitzenkandidat für die Parteispitze genannt. Ellensohn sei als Klubobmann ausgelastet, außerdem kein Signal für einen Neustart. Gut informierten Kreisen zufolge soll Kraus eine Doppelkandidatur mit Judith Pühringer planen, die erst diesen Herbst in den Landtag einzog und dann zur nicht-amtsführenden Stadträtin gewählt wurde.

Pühringer, einst Vorsitzende der österreichischen Armutskonferenz, wäre auch ein Zugeständnis an den linken Parteiflügel. Abgesehen davon ist es ein grünes No-Go, die Macht unter zwei Männern aufzuteilen. Überraschungskandidatinnen sind natürlich nicht auszuschließen, die Klärung der Nachfolge wird ein "partizipativer Prozess" werden.

Linker Unmut

Linksaußen wächst jedoch der Unmut. Die Trennung in grüne "Fundis" und "Realos" war zwar – auch dank der langjährigen Regierungsbeteiligung – schon länger perdu; die aktuellen Ereignisse könnten eine Fragmentierung jedoch vorantreiben. Hebeins Absetzung und die Koalition mit der ÖVP auf Bundesebene sorgt vor allem bei Ex-Abgeordneten und langjährigen Aktivisten für Frust.

Konkrete Pläne für eine Abspaltung gibt es derzeit noch nicht: Dafür sorgt auch das spektakuläre Scheitern der "Liste Pilz", deren Wirken von internen Streitigkeiten überschattet war. Der Kreis jener, die weder den Grünen noch der SPÖ oder Kleinstparteien eine effektive linke Politik zutrauen, wächst allerdings.

Oder, wie Hebein in ihrem Abschieds-Posting auf Facebook schreibt: "Die, die mich kennen wissen, ich werde mich auch weiterhin engagieren. Wo und wie ich zukünftig meinen Beitrag zu einer besseren Welt leisten werde, weiß ich noch nicht. Ich bin mir sicher, dabei werde ich einigen von euch begegnen". (Fabian Schmid, 31.12.2020)