ORF-Alexander Wrabetz arbeitet an seiner Wiederwahl 2021. Gleich nach der Bestellung von General und Direktoren sollen im Herbst die Ressortleitungen von Politik, Wirtschaft, Chronik neu ausgeschrieben werden.

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Wien – 2021 hat das Potenzial für eine der größten Job-Rotations des ORF – bis hinunter zu den im journalistischen Tagesgeschäft wesentlichen Ressortleitungen etwa für Politik, Wirtschaft, Chronik. Sie alle dürften nach aktueller Planung im Herbst neu ausgeschrieben werden.

  • Update: ORF-Klausur am 19. Jänner zur Newsroom-Struktur. Dieser Artikel erschien am 1. Jänner 2021 im STANDARD. Nun lädt der ORF diesen Freitag zu einer Klausur via Skype, in der es mit dutzenden Chefredakteuren, Ressortchefs, anderen ORF-Journalistinnen und -Journalisten sowie weiteren Führungskräften um die Struktur des künftigen multimedialen ORF-Newsrooms gehen soll. Worum es an diesem Freitag geht, stand schon in dieser Story.

An den Organisationsanweisungen dafür wird nach STANDARD-Informationen im ORF schon gearbeitet. Denn: 2021 soll der neue Glaswürfel für den ORF-Newsroom (samt neuem ZiB-Studio) fertig werden, aus dem bis Mitte 2022 Journalistinnen und Journalisten die bisher getrennten ORF-Medien TV und Radio sowie Online und, gerade zur weiteren strategischen Säule erklärt, Social Media bespielen sollen. Damit wird aus Radio- und Fernseh-Innenpolitik – bisher geleitet von Edgar Weinzettel beziehungsweise Hans Bürger – ebenso ein Ressort wie Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik. Und die Ressortleitungen für diese gemeinsamen Ressorts werden, so der aktuelle Stand im ORF, neu ausgeschrieben.

Politische Begehrlichkeit

Die große Neu-Ausschreibung der journalistischen Führungsjobs dürfte den Pegelstand politischer Begehrlichkeit in Österreichs größtem und öffentlich-rechtlichem Medienunternehmen gleich nach dem fünfjährlichen Höhepunkt Generalswahl plus Direktorenbestellung hoch halten.

Noch ein Stück spannender wird da die Frage: Wer leitet diesen großen multimedialen Newsroom? Intern spricht man von redaktionellem Management, das klingt vielleicht weniger dramatisch als alle Wortkombinationen mit Chef – wie Chefredakteur oder Infochef. ORF-General Alexander Wrabetz soll sich da, so heißt es auf dem Küniglberg, intern noch nicht festgelegt haben, ob er an Einzelpersonen oder Teams mit wechselnder Tagesverantwortung denkt. Die Newsroom-Organisation soll jedenfalls 2021 ausführlich intern diskutiert werden.

Vielfalt in Sendungen und Kanälen

Und wo bleibt da die – etwa auch vom ÖVP-Fraktionssprecher im Stiftungsrat, Thomas Zach, häufig betonte – Vielfalt und Pluralität in dem doch recht zentralen Newsroom? In dem zudem ein Newsdesk eingerichtet wird, der alle vier Medien mit Kurznachrichten und Breaking News versorgen soll und wie bisher das TV-Auslandsressort internationale Videoagenturen und News im Auge behält.

Als "dritte Säule" (neben Newsdesk und Ressorts) sieht das aktuelle Konzept die Sendungsteams und -verantwortlichen vor sowie die Chefredakteure/Infochefs für die Kanäle, wie sie ORF 2 und ORF 1, Ö3 und ORF.at schon haben. Einen Radiochefredakteur etwa dürfte es in dem Konzept nicht mehr geben, aber einen Infochef für Ö1 – was davon nicht weit entfernt ist.

Der Multimedia-Newsroom soll ein eigenes Technik-Management und -Team bekommen und auch eine eigene wirtschaftliche Leitung.

GIS-Antrag im Herbst

Nur eines dürfte im Herbst 2021, nach der Bestellung der ORF-Führung ab 2022, für mehr Aufsehen sogen: Gegen Jahresende wird der ORF den nächsten Antrag auf GIS-Gebührenerhöhung stellen. Fünf Jahre nach dem letzten muss er laut Gesetz seinen Finanzbedarf neu berechnen. (Harald Fidler, 1.1.2021, Update am 17.2.2021)