Ein Argument in der Wahlwerbung für die Volksabstimmung in Ödenburg/Sopron im Dezember 1921 für das Votum für Österreich.

Foto: Bgld. Landesarchiv

Mit dem Neujahrskonzert schickt Österreich traditionellerweise seine Neujahrsgrüße publikumswirksam in die Welt hinaus. Diesmal mit einem schönen Pausenfilm aus dem, über und für das Burgenland. Der schmale, teilweise immer noch exotisch anmutende und

sich manchmal gebärdende Landstrich feiert heuer seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich. Und Österreich feiert, weil es sich mit dem Burgenland zu seiner heutigen Gestalt komplettiert hat. In Südböhmen und -mähren, in der Untersteiermark und vor allem in Südtirol konnte sich US-Präsident Woodrow Wilson nicht durchsetzen gegen den "sacro egoismo" der zum Teil neu gebildeten Staaten.

Die uralte Leitha-Grenze verlief zwischen zwei Verlierern. 1919 in St. Germain und 1920 in Trianon wurde Deutsch-Westungarn Österreich zugeschlagen. Hauptverantwortlich dafür war ein US-Major, ein Geograf im Dienste der Neuordnungskommission des US-Diplomaten Archibald Cary Coolidge.

Dieser Lawrence Martin bereiste 1919 die Gegend. Eine Reise, die der Neujahrskonzert-Pausenfilm bildstark nachzeichnete. Mit Martins Bericht konnte Wilson bei den Pariser Friedensverhandlungen in seinem Selbstbestimmungsrechts-Sinn auf den Tisch hauen. Und Martin schrieb ja klipp und klar: "The area ist solidly German (Heinzisch) except for small prachinseln of Serbo-Croats."

Volksabstimmung

Friedensverträge sind das eine, halbreguläre Freischärler das andere. In der zweiten Jahreshälfte 1921 verwickelten sich die österreichischen und die ungarischen Ansprüche beinahe zum Krieg. In Venedig einigte man sich darauf, die Stadt Ödenburg mit ihren Umlandgemeinden über ihre nationale Zugehörigkeit abstimmen zu lassen.

Im Dezember entschied sich die Mehrheit für den Verbleib bei Ungarn. Das Burgenland hatte mit Sopron die natürliche Hauptstadt verloren, Ödenburg sein Hinterland. Das konnte man da wie dort lange Zeit nur schwer verwinden. Aber es ersparte jene tiefe Bitterkeit, die anderswo das Leben bis weit in die Zweite Republik vergiftete.

Dem Burgenland beschert der 100er einen auch vom Bund traditionellerweise dotierten Veranstaltungs- und Besinnungreigen, die Höhe ist heuer, coronabedingt, noch ungewiss. Im Zentrum steht die südburgenländische Burg Schlaining. Hier wird – wissenschaftlich kuratiert von Oliver Rathkolb und organisatorisch geschupft von Norbert Darabos – nicht nur die zentrale Jubiläumsausstellung über die Bühne gehen. Hier soll – endlich, sagen viele – ein burgenländisches Zeitgeschichtemuseum entstehen. (Wolfgang Weisgram, 2.1.2021)

www.wirsind100.at