Testergebnisse könnte man im Kulturbereich gleich gemeinsam mit den Eintrittskarten kontrollieren. Für Unmut sorgt aber die Ungleichbehandlung von Kulturbetrieben und Gastronomie.

Die von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im ORF-Interview Mittwochabend angekündigte Testregelung für den Kulturbetrieb sorgte anderntags nicht nur für herbe Kritik Betroffener und der Opposition, sondern noch in der gleichen Nacht für Verwunderung hinter den Kulissen. Denn die Gespräche mit den Zuständigen liefen noch, etwa zum Prozedere der Kontrollen der Negativtests, die künftig nicht älter als 48 Stunden sein dürfen.

Formal mögen Eintrittskarten in einem Aufwasch mit Testergebnissen kontrolliert werden, es bleibt eine zusätzliche Hürde für das Publikum. Intern sorgte auch die Ungleichbehandlung für Debatten: Anders als in den Kulturbetrieben mit ihren spezifischen Covid-Sicherheitskonzepten – deutlich reduzierte Besucherzahl und MNS-Pflicht –, gibt es in der Gastronomie kaum Beschränkungen. Trotz höheren Ansteckungspotenzials darf das Testergebnis dort bis zu einer Woche alt sein.

Und Überraschung: Die für den Zeitraum vom 18. bis 24. Jänner avisierte Freiteststrategie wird Österreich, dem Vernehmen nach, jedenfalls bis in den März hinein begleiten. Weiters dürfte das für 24. Jänner geplante Ende des laufenden Lockdowns von einem Teil-Lockdown mit den bekannten nächtlichen Ausgangsbeschränkungen abgelöst werden. Letztere galten bisher ab 20 Uhr, womit sich Abendvorstellungen in Theatern oder Konzerthäusern erübrigen.

Kritik der SPÖ

Theoretisch könnte sich der für Kulturagenden verantwortliche Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) für einen tauglichen Kompromiss einsetzen. Denn praktisch wäre eine ab 22 Uhr geltende Regelung auch für die Gastronomie zweckdienlich. Epidemiologisch mache es sowieso keinen Unterschied, "ob man um 15 oder um 19 Uhr eine Theatervorstellung" besuche, argumentiert der SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda (SPÖ). Er spart nicht mit Kritik: "Man muss sich doch nur die Prioritäten dieser Regierung anschauen", poltert er, würde Kogler "nur ein Zehntel so viel Engagement und Einsatz für die Kultur investieren, wie es Kurz und Köstinger für die Seilbahnbetreiber tun, wäre die Situation der Kulturbranche eine andere".

Im Museumsbereich sieht man die Vorgaben eher pragmatisch. Die Branchen gegen einander auszuspielen, ergebe keinen Sinn, so Wolfgang Bergmann. Der Geschäftsführer des Belvedere plädiert für Gelassenheit, die Kontrolle der Testergebnisse von Besuchern sei organisatorisch kein Problem. Die Öffnung der Museen habe ja in dieser Phase keine wirtschaftliche Relevanz, sondern sei als Dienstleistung für die Bevölkerung zu sehen. (Olga Kronsteiner, 1.1.2021)