Foto: Elisabeth Kessler

Die Prognose von Georg Unger (NGS Global)

Was erwarten Sie 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? derStandard.at/Etat hat Medienmanagerinnen und -manager, Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um Beiträge gebeten. Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir in diesen Tagen.

"Die meisten Medien haben ihre Hausaufgaben schon gemacht und werden die Krise überstehen"

Hier die Prognosen von Georg Unger, Geschäftsführer und Gesellschafter der kommunikationsaffinen Personalberatung NGS Global:

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen etc.!

"2021 wird ein schwieriges Jahr. Covid-19 wird uns trotz Impfung noch länger begleiten. Das bedeutet, dass viele Unternehmen einen Sparkurs fahren müssen. Viele werden Mitarbeiter abbauen, und manche werden die Krise nicht überleben. Selbst wenn die Wirtschaftsforscher recht haben, wird erst frühestens nach Ostern mit einer Entspannung zu rechnen sein."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Die meisten Medien haben ihre Hausaufgaben schon gemacht und werden die Krise überstehen. Viele haben ja starke Mütter hinter sich. Zweifelsohne wird sich der Trend in Richtung digitaler Medien und elektronischer Medien verstärken."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) nicht passieren? Bitte verraten Sie uns Ihre Befürchtungen (und warum Sie das befürchten)?

"Covid-19 muss in den Griff zu bekommen sein. Jeder weitere Lockdown ist katastrophal."

Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?

"Eine Erholung auf das Niveau von 2019 wird sicher nicht vor 2022/23 möglich sein. Ganz abgesehen davon, dass sich der Trend in Richtung Digital nicht umkehren lässt."

"Es gibt eine Handvoll Nachfolgekandidaten für ORF"

Weitere Prognosen Ungers zu unseren Detailfragen im Überblick:

Der NGS-Chef rechnet mit der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-Chef, sagt aber auch: "Es gibt eine Handvoll von Nachfolgekandidaten. Namen sollte man noch nicht kolportieren."

Unger plädiert für eine neue Führungsstruktur im ORF: "Die Alleingeschäftsführung sollte abgeschafft werden. Jedes größere Unternehmen hat einen Vorstand aus mehreren Personen."

Die Erwartung für den im Herbst 2021 anstehenden Gebührenantrag des ORF: "Viel mehr als 1,5 Prozent wären schwer durchzusetzen." Unger befürwortet GIS auch für Streaming oder eine Haushaltsabgabe. Onlinebeschränkungen für den ORF sollten gelockert werden.

Der NGS-CEO rechnet mit der geplanten Digitalsteuer 2021 und hofft auf weitere Corona-Sonderförderungen. Er spricht sich für Qualitätskriterien und Branchenselbstkontrolle als Bedingungen für Medienförderungen aus.

Unger hofft auf eine Einigung im Gesellschafterstreit um die "Krone" 2021: "Ich glaube, dass die beiden Parteien nicht weit auseinander liegen. Mit gutem Willen sollte eine Lösung möglich sein."

Das lange angekündigte Informationsfreiheitsgesetz "sollte" 2021 kommen.

Ungers Prognose für den journalistischen Arbeitsmarkt: "Der Arbeitsmarkt wird kleiner, weil auch die Medien selbst nur wenig wachsen können."

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 8.1.2021)