Eine Straßensperre bei Huben in Osttirol.

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Wien – Starke Schneefälle haben am Wochenende Österreich auf Trab gehalten. In Kärnten allein wurden von Samstag bis Sonntagvormittag 129 Einsätze von 71 Feuerwehren verzeichnet. Mehr als 70 Prozent dieser Einsätze waren auf die Auswirkungen der starken Niederschläge zurückzuführen. Besonders betroffen waren die Bezirke Spittal an der Drau, Villach-Stadt und Villach-Land, Feldkirchen und Klagenfurt-Land.

Fast 90 Zentimeter Neuschnee

Vor allem den Bewohnern des Bleiberger Hochtales (Bezirk Villach-Land) machten die Neuschneemengen zu schaffen, hier fielen fast 90 Zentimeter Schnee. Wie der Bürgermeister von Bad Bleiberg, Christian Hecher, auf seiner Facebookseite mitteilte, stieg die Gefahr von Lawinenabgängen an der Nordseite des Dobratsch. Drei Wohnhäuser wurden evakuiert, die Bewohner wurden kurzfristig im örtlichen Kurzentrum untergebracht.

In Villach ist ein Planenvordach eines Freizeitartikelhändlers in der Nacht auf Sonntag unter der Schneelast eingestürzt. Wie die Polizei mitteilte, wurden dadurch sieben darunter geparkte Autos schwer beschädigt. Drei Freiwillige Feuerwehren mit rund 40 Feuerwehrleuten standen im Einsatz. Verletzt wurde durch den Einsturz niemand, die Höhe des Sachschadens stand vorerst noch nicht fest.

Anderenorts hatten die Einsatzkräfte mit besonders schwerem Schnee zu kämpfen, in tiefen Lagen hatte es nämlich auch geregnet. Bäume stürzten unter der hohen Schneelast um und blockierten Straßen. Schneeglätte war auch der Grund für vier Verkehrsunfälle.

Straßensperren betrafen etwa die Bleiberger Straße (L35), die B111 ins Lesachtal und die Plöckenpassstraße nach Italien. Auf zahlreichen höhergelegenen Straßen galt Kettenpflicht für alle Fahrzeuge.

Gebäudeeinsturz in Tirol

In Lienz (Tirol) ist indes am Samstagabend ein ehemaliges Lagerhausgebäude unter der Last von Schneemassen eingestürzt. Wie die Landespolizeidirektion Tirol mitteilte, wurden bei dem Vorfall keine Personen verletzt. Der einzige Bewohner des Gebäudes habe sich zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht an Ort und Stelle befunden, hieß es.

Leichte Entspannung in Osttirol

Am Sonntagmorgen hat sich die Lage in Osttirol unterdessen leicht entspannt, nachdem es am Samstagabend zu mehreren Lawinenabgängen und dadurch zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen und Straßensperren gekommen war. Die massiven Schneefälle haben aufgehört, für den Sonntag und Montag sind keine Niederschläge mehr prognostiziert.

Eine Straßensperre der B108 (Felbertauernstrasse) bei Matrei in Osttirol.
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Nach wie vor war Osttirol innerösterreichisch nur über einen großen Umweg – über die Tauernautobahn (A10) – vom Rest Tirols erreichbar. Nach Lawinenabgängen ist eine der wichtigsten Verbindungen über den Alpenhauptkamm, die Felbertauernstraße zwischen Salzburg und Osttirol, komplett gesperrt worden. Grund für die Sperre sei "Gefahr durch Lawinen", hieß es auf der Homepage des ÖAMTC. Gleiches gilt für die Defreggentalstraße.

Lawinengefahr bleibt aufrecht

Als Herausforderung stufte der Bezirksfeuerwehrkommandant von Lienz, Herbert Oberhauser, gegenüber ORF Tirol die Schneelast für zahlreiche Gebäude im südlichen Teil Osttirols ein. In dieser Region bleibt vorläufig auch bis Montag Stufe 4 und damit große Lawinengefahr aufrecht. Am Samstag waren 60 und mehr Zentimeter Neuschnee gefallen. Abseits gesicherter Pisten sei die Situation für Wintersportler generell "heikel". Große Vorsicht und Zurückhaltung sind nötig.

Bei einem Lawinenabgang im Bundschuhtal im Salzburger Lungau wurden am Sonntagvormittag drei von vier Skitourgehern aus Kärnten (teilweise) verschüttet. Alle konnten nach rund 15 Minuten geortet und geborgen werden. (APA, red, 3.1.2021)