Premier Scott Morrison ist bemüht, die Benachteiligung der Aborigines zu beenden – es wird aber größere Schritte brauchen.

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Mit dem neuen Jahr ist Australien keine junge Nation mehr. Denn mit dem Jahreswechsel wurde die Zeile "wir sind jung und frei" der Nationalhymne in "wir sind eins und frei" geändert. Damit soll das Stück inklusiver werden – denn Australien ist nicht erst seit der britischen Landung 1788 besiedelt, sondern beheimatet mit den Aborigines eine der ältesten Zivilisationen der Welt.

Der Zeitenwechsel ist lange überfällig, denn bereits seit Jahren protestieren Indigene und ihre Unterstützer gegen die Hymne. Und ganz ehrlich: Ein neues Wort zu singen wird keinem weißen Australier wehtun. Was hingegen schmerzt, ist die weiter bestehende Ausgrenzung der Aborigines. Die Indigenen, die erst seit 1967 als vollwertige Bürger Australiens gelten, spüren die Gleichberechtigung im Alltag nicht. Zwar machen sie nur 3,3 Prozent der Bevölkerung aus, stellen aber mehr als ein Viertel der Häftlinge. Die Kindersterblichkeit ist bei den Aborigines höher als bei anderen Australiern und die Suizidrate etwa doppelt so hoch.

Premierminister Scott Morrison ist offensichtlich bemüht, die Benachteiligung der Aborigines sukzessive zu beenden, doch es braucht künftig größere Schritte als bloß ein neues Wort in der Nationalhymne. So wäre eine explizite Erwähnung der Indigenen in der Verfassung oder ein Vertrag zwischen Regierung und Aborigines – so wie das in Neuseeland und Kanada bereits Usus ist – eine weitreichendere Anerkennung. (Bianca Blei, 3.1.2021)