Stoch sprang in Innsbruck in die Favoritenrolle für den Gesamtsieg.

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Hayböck rutschte im Finale von Platz vier auf neun zurück.

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Innsbruck – Wechselhafte Windverhältnisse und individuelle Aussetzer haben die Gesamtwertung der Vierschanzentournee beim dritten Springen in Innsbruck gehörig durcheinandergewirbelt. Der große Triumphator war der Pole Kamil Stoch, der mit dem Tagessieg die Gesamtführung übernahm und vor dem Dreikönigsspringen in Bischofshofen auf seinen dritten Gesamtsieg zusteuert.

Der nach dem Neujahrsspringen führende Norweger Halvor Egner Granerud wurde nur 15. und fiel in der Gesamtwertung auf den dritten Platz zurück. "In Innsbruck gibt es nie faire Verhältnisse. Tut mir leid, aber ich hatte hier noch nie einen guten Bewerb, es ist jedes Jahr dasselbe", sagte der Norweger mit einiger Wut im Bauch.

Schwierig

Die berüchtigte Bergisel-Schanze und ihre durch den Zielkessel begünstigten wechselhaften Windverhältnisse wurden auch dem bisher auf Rang zwei liegenden Karl Geiger zum Verhängnis. Er hat es als 30. nur haarscharf in den zweiten Durchgang geschafft, Granerud war als 29. wenig besser. Im ersten Durchgang waren die Sprünge früh so weit gegangen, dass die Jury den Anlauf verkürzte – bei schwierigeren Bedingungen war er manchen Springern schlicht zu kurz.

Schon im Vorjahr hatte Geiger seine Tournee-Chancen in Innsbruck vergeben. "Dass es dieses Jahr wieder so ist, da kriegt man einfach nur das Kotzen", schimpfte der 16. des Endklassements.

Tageszweiter wurde der Slowene Anze Lanisek, Dritter der Pole Dawid Kubacki. Stochs Landsmann schob sich mit 15,2 Punkten Rückstand auch auf Rang zwei der Gesamtwertung. Es folgen Granerud (+20,6 Punkte) und Geiger (+24,7).

"Im Moment bin ich ziemlich angefressen und erwarte gar nichts mehr von der Gesamtwertung. Ist mir aber auch egal", sagte Geiger. Granerud war vor dem Springen noch siegessicher gewesen: "Ich muss nur vier normale Sprünge machen. Die anderen müssen mich dann erst besiegen", hatte der 24-Jährige gesagt – wohlgemerkt noch vor seinem Sieg in der Qualifikation.

Bester Österreicher in Innsbruck war Stefan Kraft als Achter, der Halbzeitvierte Michael Hayböck fiel im zweiten Durchgang auf den neunten Platz zurück. "Ich bin sehr zufrieden, die Sprünge waren sehr okay. Es war knapp, bis auf Kamil, der uns alle abgezockt hat", sagte Kraft, der in Garmisch nur 28. geworden war.

In der Gesamtwertung ist Philipp Aschenwald als Neunter der beste ÖSV-Adler, auf dem Bergisel kam der Tiroler aber nicht über Rang 22 hinaus. Gregor Schlierenzauer verpasste den zweiten Durchgang. "Es ist schade, weil sie sich schlechter verkaufen, als sie eigentlich springen. Ich kann es nur immer wieder sagen", meinte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Der Kurs stimme

Widhölzl beteuerte, dass seine Springer in Form seien. "Man kann sie einstellen, aber am Balken oben sitzen sie und müssen das dann auch machen." Insbesondere Kraft habe bei den tückischen Bedingungen einen guten Job gemacht. "Es war schwierig." Angesichts der ähnlichen Verhältnisse bei Graneruds und Geigers Abstürzen im ersten Durchgang sei Krafts Sprung "schon einiges wert" gewesen.

Nicht nur die Angesprochenen hatten keine Freude mit der Traditionsschanze, viele andere Springer waren nach ihren Landungen ratlos. "Manchmal ist der Bergisel a blede Sau", formulierte es der Deutsche Markus Eisenbichler.

Dass zumindest einer von der Mehrheitsmeinung abfiel, lag auf der Hand. Sieger Stoch nannte Innsbruck "eine meiner Lieblingsschanzen. Es war sehr schön, hier so gute Sprünge zu zeigen." Nach 2016/17 und 2017/18 könnte der Pole am Dreikönigstag zum dritten Mal den Goldenen Adler des Tourneesiegers einsacken. (schau, 3.1.2021)

Weltcup-Skispringen in Innsbruck – 3. Bewerb der Vierschanzen-Tournee:

1. Kamil Stoch (POL) 261,6 (127,5/130,0)
2. Anze Lanisek (SLO) 249,6 (127,5/123,5)
3. Dawid Kubacki (POL) 248,3 (126,0/127,0)
4. Piotr Zyla (POL) 246,2 (126,5/124,5)
5. Yukiya Sato (JPN) 245,6 (126,5/130,0)
6. Markus Eisenbichler (GER) 245,0 (120,5/128,5)
7. Ryoyu Kobayashi (JPN) 244,3 (132,0/123,0)
8. Stefan Kraft (AUT) 243,5 (121,0/127,0)
9. Michael Hayböck (AUT) 242,5 (127,5/123,0)

10. Gregor Deschwanden (SUI) 240,6 (124,5/126,5)
11. Peter Prevc (SLO) 239,4 (122,5/128,0)
12. Robert Johansson (NOR) 238,2 (123,0/127,5)
13. Martin Hamann (GER) 235,4 (130,0/124,5)
14. Daniel-Andre Tande (NOR) 235,2 (121,0/128,0)
15. Halvor Egner Granerud (NOR) 234,3 (116,5/127,5)
16. Karl Geiger (GER) 234,2 (117,0/128,5)
17. Daniel Huber (AUT) 233,8 (123,0/122,0)
18. Andrzej Stekala (POL) 233,3 (126,5/120,0)
19. Aleksander Zniszczol (POL) 232,9 (128,0/126,5)
20. Keiichi Sato (JPN) 231,8 (123,0/122,0)
21. Niko Kytosaho (FIN) 231,7 (128,0/125,0)
22. Philipp Aschenwald (AUT) 231,0 (123,5/123,0)
23. Cene Prevc (SLO) 228,4 (125,5/122,0)
24. Maximilian Steiner (AUT) 226,7 (130,5/117,0)
25. Johann Andre Forfang (NOR) 226,5 (123,0/122,0)
26. Michail Nasarow (RUS) 224,2 (125,0/122,0)
27. Antti Aalto (FIN) 224,1 (127,0/122,5)
28. Thomas Lackner (AUT) 223,0 (125,0/121,5)
29. Mackenzie Boyd-Clowes (CAN) 222,8 (123,0/121,5)
30. Domen Prevc (SLO) 221,0 (126,0/116,5)

U.a. nicht für 2. Durchgang qualifiziert: 32. Gregor Schlierenzauer – 33. Clemens Leitner – 38. Markus Schiffner – 42. Jan Hörl – 49. Timon-Pascal Kahofer – 50. Manuel Fettner (alle AUT)

Tournee-Gesamtwertung nach drei von vier Bewerben:

1. Kamil Stoch (POL) 809,9 Punkte
2. Dawid Kubacki (POL) 794,7
3. Halvor Egner Granerud (NOR) 789,3
4. Karl Geiger (GER) 785,2
5. Markus Eisenbichler (GER) 776,5
6. Anze Lanisek (SLO) 770,4
7. Ryoyu Kobayashi (JPN) 766,7
8. Piotr Zyla (POL) 763,3
9. Philipp Aschenwald (AUT) 761,7
10. Andrzej Stekala (POL) 760,3
11. Peter Prevc (SLO) 749,9
12. Daniel Huber (AUT) 745,8
13. Stefan Kraft (AUT) 743,2

Skisprung-Weltcup nach 10 Bewerben:

1. Halvor Egner Granerud (NOR) 746
2. Markus Eisenbichler (GER) 584
3. Kamil Stoch (POL) 408
4. Dawid Kubacki (POL) 381
5. Piotr Zyla (POL) 358
6. Anze Lanisek (SLO) 350
7. Karl Geiger (GER) 301
8. Robert Johansson (NOR) 279
9. Yukiya Sato (JPN) 252
10. Daniel Huber (AUT) 234
11. Pius Paschke (GER) 227
12. Ryoyu Kobayashi (JPN) 183
13. Marius Lindvik (NOR) 180
14. Andrzej Stekala (POL) 163
15. Johann Andre Forfang (NOR) 151
weiter:
20. Philipp Aschenwald (AUT) 115
23. Michael Hayböck (AUT) 92
27. Stefan Kraft (AUT) 75

Nationencup (10):

1. Polen 1828
2. Norwegen 1796
3. Deutschland 1746
4. Österreich 1143
5. Slowenien 989
6. Japan 864
7. Russland 216
8. Schweiz 200
9. Kanada 96
10. Finnland 71