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Ein Feenkreis in der Namib-Wüste. Wie diese Strukturen entstehen, wird seit Jahrzehnten erforscht.
Foto: AP/Jen Guyton

Das Phänomen entzieht sich beharrlich einer letztgültigen wissenschaftlichen Erklärung. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man die Forschungsgeschichte der sogenannten "Feenkreise" betrachtet: Die kreisrunden, wie von Menschenhand geschaffenen Kahlstellen verteilen sich zu Hunderttausenden über einige Trockengebiete Angolas, Namibias, Südafrikas sowie Westaustraliens und wurden in den Jahrzehnten seit ihrer Entdeckung abwechselnd mit Insektenaktivität, Gasblasen, um Nährstoffe konkurrierenden Gräsern oder geologischen Vorgängen in Zusammenhang gebracht.

Termiten weiter im Spiel

Nun haben Forscher im Fachjournal "Ecological Entomology" erneut die Theorie von den als Landschaftsarchitekten tätigen Termiten untermauert: Ein Team um Norbert Jürgens der Universität Hamburg sowie zwei südafrikanischen Universitäten verfolgt seit vielen Jahren die Hypothese, dass die Kahlstellen in der Namib-Wüste durch Fraß der Insekten geschaffen werden.

Häufig sind die Kreise aus nackter, von hohem Gras begrenzter Erde erstaunlich regelmäßig angeordnet. Luftaufnahmen konnten zeigen, dass in den meisten Fällen jede der Flecken etwa in gleichem Abstand von sechs weiteren Kreisen umgeben ist.
Foto: N. Juergens

Bereits im Jahr 2013 wurden Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht, die zeigten, dass die Feenkreise von bodenlebenden Sandtermiten der Gattung Psammotermes hervorgerufen werden, die die kahlen Stellen produzieren, um in ihnen das wenige Wasser zu konservieren. "Nun kann unser Team weitere Forschungsergebnisse vorlegen, welche diesen Befund stützen und uns noch genauere Analysen der Entstehung der Kreise liefern", sagt Jürgens.

Zwei Spezies an der Arbeit, eine davon neu

"Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass die Feenkreise der Namib-Wüste von zwei ganz verschiedenen Termitenarten verursacht werden, und dass die Verbreitungsgebiete dieser beiden Arten klar getrennt sind", erklärt Jürgens. Die Grenze liegt bei 16,23° Süd im südwestlichen Angola: Die Feenkreise südlich dieser Grenze werden von Sandtermiten erzeugt, die nördlichen von Erntetermiten. Bei der Untersuchung der Feenkreise hat das internationale Forschungsteam eine weitere Entdeckung gemacht: Die gefundene Erntetermite ist eine Art, die bisher noch nicht beschrieben wurde. Molekulargenetische Untersuchungen der Insekten zeigen aber, dass diese mit der Termiten-Gattung Microhodotermes eng verwandt sind.

Die Verteilung der zwei unterschiedlichen Feenkreis-Arten.
Grafik: Ecological Entomology/Norbert Jürgens et al.

Damit steht für die Wissenschafter fest, dass es sich bei den Feenkreisen nicht um ein einziges Phänomen, sondern um mehrere parallele Entwicklungen handelt. Dazu passt, dass sich die kahlen Kreise stark unterscheiden. So sind die nördlichen Kreise mit einem mittleren Durchmesser von bis zu 24 Metern etwa zwei bis neunmal größer als die südlichen Kreise. Hinzu kommt, dass nur die nördlichen Kreise Salze im Boden anreichern und in der Mitte eine Bodenerhebung haben, in der das Nest der Termiten liegt.

Neue Bezeichnungen

"Wir schlagen vor, die Terminologie der Feenkreise zu verfeinern und den Namen des Insekts als Teil des Namens zu verwenden", so Jürgens. "Die südlicher gelegenen ‚Psammotermes-Feenkreise‘ sollten von den nördlicheren ‚Hodotermitidae-Feenkreisen‘ unterschieden werden." Das Forschungsteam interpretiert die Entstehung der Feenkreise durch unterschiedliche Termitenarten auch als interessantes Beispiel für eine konvergente Evolution, bei der sich analoge Merkmale bei nicht näher verwandten Arten entwickeln. In dem Fall der Feenkreise führt dies zu ähnlichen ökologischen Strukturen. (red, 4.1.2021)