Corona hat nur wenig Einfluss auf den Arbeitsalltag von Matthias Musel. Er unterrichtet als Chief Flight Instructor angehende Piloten für Unmanned Aerial Vehicle, kurz UAV. Für Einsätze vor Ort und Schulungen bei Kunden wurden Schutzmaßnahmen getroffen. "Dienstreisen finden wie gewohnt statt, der PCR-Test vor jedem Besuch gehört mittlerweile dazu", sagt er.

Matthias Musel (37) unterrichtet als Chief Flight Instructor angehende Piloten für Unmanned Aerial Vehicle, kurz UAV.
Foto: Schiebel Multimedia

Musel ist seit 16 Jahren in der unbemannten Luftfahrt und hat die Anfänge der Branche in einem kleinen Team miterlebt. Nach dem Bundesheer absolvierte er 2004 die Ausbildung zum Drohnenpiloten bei der Firma Schiebel, ein Hersteller von Minensuchgeräten und unbemannten Luftfahrzeugen mit Sitz in Österreich. Davor hat er die Bundesfachschule für Flugtechnik abgeschlossen, seine Begeisterung für Luftfahrt und Modellbau besteht schon seit seiner Kindheit.

Die Bereitschaft zu reisen sei für Drohnenpiloten und -pilotinnen enorm wichtig. Einsätze bei oder für Kunden dauern in der Regel zwei bis vier Wochen am Stück – manchmal sogar länger. "Ich habe schon einen achtwöchigen Ausbildungskurs komplett bei einem Kunden gehalten. Das ist aber eher selten." Insgesamt verbringt Musel ein halbes bis ein Dreivierteljahr im Ausland.

Auch wenn die Abläufe eines Einsatzes klar geregelt sind, gibt es für Musel keinen typischen Arbeitstag. "Jeder Einsatz ist anders. Zwischen Anfang und Ende einer Mission kann eigentlich alles passieren. Das macht den Job für mich so spannend." Seine Kunden finden sich sowohl im "polizeilich-militärischen als auch im zivilen Bereich." Unterschiedliche Kamerasysteme werden zur Erfassung unterschiedlicher Daten genutzt. "Zum Beispiel um Felder zu vermessen oder Grenzgebiete zu überwachen", erklärt er. Die Einsatzbereiche unterscheiden sich zwar je nach Kunden, im Grunde gehe es in seinem Job aber immer darum, mit der Drohne Daten zu erfassen.

Einsätze bei oder für Kunden dauern in der Regel zwei bis vier Wochen am Stück – manchmal sogar länger.
Foto: Schiebel Multimedia

Vom Paket bis zur Blutkonserve

"Die Branche wächst und wird weiterwachsen", zeigt sich Musel sicher. Auch unbemannte Flugtaxis und autonom fahrende Autos seien schließlich Drohnensysteme. Veränderungen sieht er zukünftig außerdem im Bereich rund um Lieferungen. Gerade in abgelegenen und zersiedelten Gegenden sei diese Technologie bereits im Einsatz, um Pakete zuzustellen. Einen weiteren großen Anwendungsbereich sieht Musel in der medizinischen Versorgung. Hier haben international schon einige Tests stattgefunden. Ein Transplantat wurde per Drohne von einem Krankenhaus zu einem anderen geflogen oder eine Blutkonserve an einen schwer erreichbaren Unfallort zugestellt. In Australien werden Drohnen bereits in der Seenotrettung verwendet, um bei Unfällen Schwimmwesten aufs Meer hinauszufliegen.

"Hier sprechen wir aber von Einsätzen, die nicht in großer Höhe stattfinden und nur kurz andauern. Bei größeren Höhen kommt wieder die Frage der Regulierung des Luftraumes auf", sagt Musel. Denn technologisch wäre seiner Einschätzung nach schon vieles möglich, die rechtlichen Rahmenbedingungen sind jedoch entscheidend und zum Teil noch ungeklärt.

Die Ausbildung zum UAV-Operator dauert acht Wochen und umfasst die Theorie des gesamten bemannten Flugverkehrs.
Foto: Schiebel Multimedia

Mehr als ein Drohnenführerschein

Der neue Drohnenführerschein, der seit 31.12.2020 gilt, verändert die Arbeit von Matthias Musel nämlich nicht. Das liegt vor allem an der unterschiedlichen Größe der Drohnen. Für andere kommerzielle Einsatzbereiche und den privaten Raum empfindet er das neue Regulativ allerdings als Fortschritt. "Handelsübliche Drohnen aus dem Elektronikfachgeschäft unterscheiden sich grundlegend in der Bedienung von unseren Systemen. Aber auch Drohnen, die Organe oder Pakete ausliefern, sind deutlich kleiner und leichter."

Die Kurse, die Musel leitet, sind deshalb nicht mit dem Online-Test für einfache Drohnen zu vergleichen. Die Ausbildung zum UAV-Operator dauert acht Wochen und umfasst die Theorie des gesamten bemannten Flugverkehrs. Der Praxisteil ist wiederum auf die Drohnensysteme ausgelegt. "Die Drohne ist zwar unbemannt, ihr Verhalten sowie die Steuerung sind jedoch identisch mit jenen eines bemannten Hubschraubers." Vorkenntnisse in der Luftfahrt sind kein Muss, aber durchaus von Vorteil. Quereinsteiger mit Interesse in diesem Bereich haben daher gute Karten. Englischkenntnisse sind wiederum Voraussetzung, nicht zuletzt, da die internationale Luftfahrtsprache Englisch ist.

Weltweit haben Musel und seine Kollegen schon hunderte UAV-Operatoren ausgebildet. Schiebel beschäftigt derzeit 27 Drohnenpiloten. "Die Fluktuation ist sehr gering. Die meisten, die kommen, bleiben auch." Das Arbeitsumfeld sei deshalb, was das Alter betrifft, gut durchmischt. "Die Hälfte der Kollegen ist schon länger dabei, die zweite Hälfte erst seit kurzem." Auch einige Frauen haben die Ausbildung bereits absolviert, Kolleginnen hat Matthias Musel aber aktuell nicht. (Anika Dang, 7.1.2021)