Das Bändigen von deutschen Handballern kann in Arbeit ausarten. Österreichs Herren versuchen sich daran vor der Reise zur WM zweimal in der EM-Qualifikation.

Foto: imago images/foto2press

Unter normalen Umständen wäre jetzt Hochsaison im Land der Pharaonen. Kreuzfahrt mit viel Kultur auf dem Nil, dann Baden und/oder Tauchen im Roten Meer – dazwischen die Gelegenheit, die besten Handballer der Welt am Werk zu sehen.

In Zeiten der Pandemie bleiben nur die Handballer – und das im Fernsehen, obwohl zur Weltmeisterschaft in fünf Hallen in und um Kairo vom 13. bis 31. Jänner nach aktuellem Stand sogar Zuseher zugelassen sind – bis zu 30 Prozent der jeweiligen Kapazität.

Österreich wir also vor maximal 1350 Zusehern in der Halle von Madinat as-Sadis min Uktubar, der Stadt des 6. Oktobers, rund 30 Kilometer südwestlich von Kairo spielen. In der Vorrundengruppe E warten die USA, der zweimalige Olympiasieger Frankreich, der bei der WM 2019 Bronze holte, sowie Vizeweltmeister Norwegen.

Unbekannte USA

Selbstredend liegt für die Mannschaft von Coach Ales Pajovic der Schlüssel zum Aufstieg in die Hauptrunde gleich im ersten Match am 14. Jänner (18, ORF 1) gegen die Amerikaner. Die schmücken erst zum dritten Mal ein WM und finden in der Weltrangliste des internationalen Verbandes IHF im Gegensatz zu Österreich (Nummer 16) mangels Vergleichbarkeit gar nicht erst einen Platz.

Rückschlüsse gerade für diese Partie werden die beiden letzten Tests der Österreicher schwerlich liefern können. Die steigen im Rahmen der Qualifikation für die EM- 2022 gegen Deutschland – am Mittwoch in Graz (13.45, ORF 1) und am folgenden Sonntag in Köln. Die Spiele gegen die Mannschaft des Isländers Alfred Gislason sind ohne die verletzten Schlüsselspieler Nikola Bilyk (Kreuzbandriss) und Janko Bozovic (Einriss der Achillessehne) eher ein Vorgeschmack auf das Ringen mit Frankreich (16. Jänner, 18, ORF 1) und Norwegen (18. Jänner, 20.30, ORF Sport+), wenn auch mit deutlich größeren Chancen auf Teilerfolge der Auswahl des Österreichischen Handballbundes (ÖHB).

Ausblick und Hinblick

In Hinblick auf die EM steht Österreichs Team nicht unbedingt unter Zugzwang, qualifizieren sich doch aus den acht Gruppen neben den jeweils Ersten und Zweiten auch die vier besten Dritten für die Endrunde in Ungarn und der Slowakei. Weitere Quali-Gegner neben Deutschland sind Bosnien-Herzegowina und Estland. Gegen die Balten steht bereits ein knapper Heimsieg (31:28) zu Buche, das Auswärtsspiel in Bosnien fiel zunächst mehreren positiven Covid-19-Tests in beiden Mannschaften zum Opfer.

Österreich hätte 2022 einen achten Platz zu verteidigen. Das bisher beste einschlägige Ergebnis, errungen bei der Heim-EM vor bald einem Jahr, war nur ein gutes Argument dafür, den Vertrag mit Coach Pajovic zu verlängern. Der 1,98 Meter hohe Slowene, der am Mittwoch seinen 42. Geburtstag feiert, wurde für zwei weitere Jahre bis Juni 2023 gebunden.

Erschwerte Bedingungen

"Die EM war ein großer Erfolg, überhaupt war von Beginn an zu spüren, dass es eine sehr gute Chemie zwischen Mannschaft und Trainer gibt", sagte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser in Graz, wo der Kader seit dem Neujahrstag zusammengezogen ist. "Ich weiß, dass wir eine super, super Truppe mit viel Potenzial haben. Unser Ziel ist es, weitere Schritte zu machen und die Mannschaft zu entwickeln", sagte Pajovic, der bei der WM unter erschwerten Bedingungen arbeiten muss.

Alle Mannschaft erhalten von den Veranstaltern einen eigenen Corona-Beauftragten und werden streng abgeschirmt. Absagen aus Angst vor Infektionen, wie sie der deutsche Coach Gislason gleich reihenweise hinnehmen musste, waren für Pajovic kein Thema. Die Österreicher haben schließlich beschlossen, sich auf die WM zu freuen, wie Ersatzkapitän Gerald Zeiner sagte. (lü, 4.1.2021))