Der saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman empfängt den katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani.

Foto: AFP/BANDAR AL-JALOUD

Riad/Doha – Nach einem jahrelangen Streit mit seinen Nachbarn am Golf ist der katarische Emir Tamim bin Hamad Al Thani zur Aussöhnung nach Saudi-Arabien gereist. Er landete am Dienstag in der Wüstenstadt Al-Ula und wurde vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman mit einer Umarmung empfangen. Die Art der Begrüßung des Emirs in Saudi-Arabien – der Grad der Herzlichkeit – war mit Spannung erwartet worden. Zuvor hatte der saudische König Salman, der Vater des Kronprinzen, Emir Tamim persönlich schriftlich zum Gipfel des Golfkooperationsrats (GCC) eingeladen. Dem Treffen blieb der König allerdings fern, ungewöhnlich für den Gastgeber eines GCC-Gipfels.

Beim Treffen wurde ein Abkommen über "Solidarität und Stabilität" – de facto eine Versöhnung mit Katar – unterzeichnet. Laut Kuwaits Außenminister Ahmed Nasser al-Sabah, der das Ende des Konflikts am Montagabend verkündet hatte, sollte damit "hoffentlich ein leuchtendes neues Kapitel brüderlicher Beziehungen" beginnen.

Blockade wegen Iran- und Türkei-Beziehungen

Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am 5. Juni 2017 die Grenzen zu dem auf einer Halbinsel liegenden Land geschlossen und eine vollständige Blockade per Luft, Land und Wasser verhängt. Ägypten schloss sich dem an. Die Staaten hatten Katar unter anderem Terrorunterstützung und eine zu weiche Linie gegenüber dem Iran vorgeworfen. Aber vor allem die engen Beziehungen Katars zur Türkei und die Unterstützung von Muslimbrüder-Parteien waren dem "Quartett", wie die vier blockierenden Länder genannt wurden, ein Dorn im Auge. Die Türkei unterhält eine kleine Militärbasis in Katar.

Das Emirat hatte die Terrorismusvorwürfe stets zurückgewiesen. Es war eine der schwersten Krisen des GCC seit dessen Gründung im Jahr 1981. Das "Quartett" stellte Forderungen an Katar – unter anderem die Schließung des Fernsehsenders Al Jazeera –, die damit hinfällig sein dürften. Die Spannungen hatten lange vor 2017 begonnen– angesichts der anhaltenden katarischen Unterstützung revolutionärer Bewegungen des Arabischen Frühlings, vor allem in Ägypten und Libyen, hatte sich die Lage nach 2011 langsam aufgeschaukelt.

Unklar blieb zunächst, ob neben Saudi-Arabien auch die zwei weiteren GCC-Länder ihre Beziehungen völlig normalisieren würden – noch vor wenigen Tagen waren aus Bahrain schwere Anschuldigungen gegen Katar laut geworden. Der kuwaitische Emir Nawaf al-Ahmed al-Sabah, der selbst nach Al-Ula reiste, zeigte sich aber zuversichtlich, dass der GCC-Gipfel zu einer "einheitsstiftenden Versöhnung" und einem "Neustart" führen würde, wie die Staatsagentur Kuna berichtete. Kuwait und das GCC-Mitglied Oman hatten die Blockade der anderen nie mitgetragen.

Friedensstifter Jared Kushner

Kuwait und die USA hatten in dem Streit vermittelt. Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn von Präsident Donald Trump, war bereits im Dezember in einer Vermittlermission am Golf unterwegs gewesen, auch er nahm am Treffen in Al-Ula am Dienstag teil. In Katar unterhalten die USA ihre größte Militärbasis in der Region, in Bahrain das Hauptquartier der 5. Flotte – die Spaltung des GCC wurde in Washington stets als Schwächung der strategischen Einheit gegenüber dem Iran gesehen.

Außer Katar entsandte jedoch nur Kuwait sein Staatsoberhaupt zum Gipfel. Aus dem Vereinigten Arabischen Emiraten, die der Versöhnung weiter skeptisch gegenüberstehen sollen, kam der Herrscher von Dubai und emiratische Vizepräsident und Ministerpräsident, Mohammed bin Rashid Al Maktum – während der De-facto-Herrscher der Emirate, der Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammed bin Zayed Al Nahyan, dem Treffen fernblieb. Aus Ägypten reiste Außenminister Samih Shukri zum Treffen. (guha, 5.1.2020)