"Die Menschen brauchen Sicherheit": Die Direktorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, bei Armin Wolf.

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Wie verstörende Schaustücke von Corona-Technokratie wirkten zuletzt die Auftritte der Interviewdoubles von Gesundheitsminister Rudolf Anschober – erst der Corona-Sonderbeauftragte Clemens Martin Auer bei Franz Renner im "Mittagsjournal" von Ö1, Dienstagabend dann Katharina Reich in der "ZiB 2" bei Armin Wolf. Neuerlich die Botschaft: Breit impfen wie lange schon ausgemacht ab 12. Jänner – "wir liegen genau im Plan".

6.770 Menschen wurden bisher in Österreich gegen Covid-19 geimpft, den Stand kennt die seit Mitte Dezember amtierende Direktorin für die öffentliche Gesundheit im Gesundheitsminsterium, Reich, nun, seit zuvor Auer in Ö1 auch den nicht nennen konnte. Das bedeute, dass nur rund 700 Menschen in Österreich in den letzten sechs Tagen geimpft wurden, fragt Wolf nun – obwohl vielfach schon mehr Impfstoff im Land sei.

Reich bestätigt und verweist wieder und wieder auf den vor Wochen geplanten Impfstart, auf die damalige Unklarheit, welche Impfstoffe verfügbar sein würden, auf die mit den Pflegeheimen ausgemachten Termine, auf die Feiertage um Weihnachten. Wolf verweist auf den Vorsprung Deutschlands (mit etwa denselben Feiertagen), um nicht auf Israel zu kommen.

"Kommt es da nicht auf jeden Tag an?"

Hätte man, wenn sich 120.000 Menschen in Alters- und Pflegeheimen impfen lassen wollen, mit dem vorhandenen Impfstoff nicht schon die Hälfte impfen können, fragt Wolf da, und wenn pro Tag 20 bis 30 Menschen in Pflegeheimen sterben: "Kommt es da nicht auf jeden Tag an?"

Katharina Reich vertrat in der "ZiB 2" den Gesundheitsminister Anschober.
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Reich müht sich sichtlich, nicht nur um ein vielleicht sogar unpassendes Lächeln, sondern auch um die Erklärung von Menschen außerhalb des Ministeriums womöglich unerklärlichen Vorgängen. Kommt es nicht auf jeden Tag an?

"Horuck-Aktionen immer schlecht"

Reich verweist auf die logistische Herausforderung für Alten- und Pflegeheime, sagt: "Eine Horuck-Aktion zu machen ist immer schlecht." Einige Heime seien schon "früher startklar" und hätten schon Impfstoff abgerufen. Sie erinnert an den schwierigen Umgang (tiefe Kühlung) und begrenzte Haltbarkeit.

"Uns ist wichtig, dass wir den kommunizierten Plan und die Verlässlichkeit des Plans einhalten", sagt Reich: "Die Menschen brauchen Sicherheit" – und präzisiert dann schnell: "Die Menschen, die mit dem Impfstoff arbeiten, brauchen Sicherheit, dass sie den Impfstoff zum Zeitpunkt X haben."

In der Tat: Es gibt wohl wenig, was sich die Menschen heute mehr wünschen als Sicherheit. Sicherheit vor den Auswirkungen dieses Virus und seiner Mutationen. Möglichst mit einer raschen Impfung. Wenn's sein muss, auch "Horuck".

Dafür ist Rudolf Anschober ministerverantwortlich.

Update: Knapp sieben Stunden nach der "ZiB 2", Mittwochfrüh, gaben Gesundheits- und Verteidigungsministerium bekannt: Nun sollen doch noch diese Woche gut 21.000 und kommende Woche 43.000 Dosen verimpft werden. Gute Pläne ändern sich mit den Notwendigkeiten.

Update: Die "Krone" meldete die Änderung des Impfplans schon Dienstagabend um 19 Uhr. Umso origineller die Planungssicherheit der Direktorin für die öffentliche Gesundheit im Gesundheitsminsterium in der "ZiB 2".

(Harald Fidler, 6.1.2021)