Das Bundesheer hilft bei der Logistik der Corona-Impfstoffe mit – Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hält die Spritzen für die "wirkungsvollsten Waffen" gegen die Pandemie

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Wien – Wie kam es nun zur Entscheidung, dass es mit den Verimpfungen der vorhandenen Dosen in Österreich doch rascher gehen soll? Zu dieser Frage gab es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) Antworten in unterschiedlicher Schattierung. Die türkise Regierungsvertreterin dankte ihrem Parteikollegen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, dafür, die Vorverlegung des Impfstarts "angeordnet" zu haben. Anschober selbst erklärte hingegen, in der Regierung gebe es "ein wirkliches Teamwork", man überlege alles gemeinsam und lasse sich "nicht auseinanderdividieren".

Bis Sonntag sollen 30.000 geimpft sein

Wie dem auch sei: Bis Ende dieser Woche sollen insgesamt 30.000 Menschen in Österreich – Bewohner von Pflegeheimen und medizinisches Personal – ihre erste Teilimpfung bekommen haben, dazu fehlen nach heutigem Stand noch rund 20.000. Ab nächster Woche werde man dann großflächig in den Heimen mit der Impfung beginnen, allein für Montag gebe es schon 30.000 Anmeldungen, so Anschober. Vom ersten EU-zugelassenen Impfstoff von Biontech/Pfizer werden derzeit rund 61.000 Dosen pro Woche nach Österreich geliefert, insgesamt soll es im ersten Quartal eine Million sein.

20 Prozent mehr im ersten Quartal, doppelte Hoffnung

Für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat sich die Hoffnung auf eine breite Immunisierung am Mittwoch sogar "verdoppelt", zumal mit Moderna am Dreikönigstag ein zweiter Impfstoff für die EU zugelassen wurde. Die Multiplikationsregeln für Hoffnungen sind zwar mathematisch vertrackt, doch anhand der Zahl baldiger Impfungen scheint die Aussage etwas überzogen: Im ersten Quartal soll Österreich 200.000 Dosen von Moderna bekommen. Clemens Martin Auer, der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, meinte, die Liefermengen hätten nichts mit europäischen Fehlern bei der Bestellung zu tun, sondern allein mit den begrenzten Produktionskapazitäten der Herstellerfirmen.

Plan für Ältere noch nicht fertig

Gerüchte, wonach Auers Ablöse im Raum stehe, dementierte der Gesundheitsminister entschieden. Er schätze das Team und die Arbeit im Ressort sehr: "Es gibt null Notwendigkeit für personelle Konsequenzen". Das gilt laut Anschober auch für ihn selber – seinen Rücktritt haben die Neos am Donnerstag gefordert. Jede Oppositionspartei müsse selbst wissen, ob sie populistisch oder konstruktiv agieren wolle, meinte der Minister – und ordnete die Pinken damit implizit der ersten Kategorie zu.

Noch unfertig sind die Pläne der Regierung für die Impfung alter Menschen, die zu Hause leben. Die Generation der Ü80er soll ja nun doch schon ab Ende Jänner an ihre Spritzen kommen, zu Wochenbeginn rechnete das Gesundheitsministerium erst noch mit März. Für die Beschleunigung bei dieser vulnerablen Gruppe würden derzeit logistische Konzepte erarbeitet, die Gemeinden und Hausärzte würden dabei eine Rolle spielen, erklärte Anschober recht vage.

Ages prüft Chargen

Einen Erfolg konnte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) verkünden. Die Ages wurde auserkoren, die Chargenfreigabe der Moderna-Impfstoffe für die gesamte EU durchzuführen. Denn auch nach der Zulassung müssen die Chargen der Vakzine in Kontrolllaboren auf ihre Identität, den Inhalt und das Aussehen überprüft werden. Christa Wirthumer-Hoche, die Leiterin des Geschäftsfelds Medizinmarktaufsicht der Ages, zeigte sich über diese Aufgabe stolz: Das beweise, dass die Expertise und Laborkapazität der österreichischen Agentur europaweit anerkannt werde und trage zur Sicherheit der Impfungen bei. (Theo Anders, 7.1. 2021)