Doc Rivers: "Das ist in vielerlei Hinsicht ein Beweis für ein privilegiertes Leben".

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Washington – Nach dem Sturm auf das Kapitol in der US-Hauptstadt Washington haben sich Trainer und Basketballer aus der NBA entsetzt geäußert und eine Ungleichbehandlung angeprangert. Im Gegensatz zur Absicherung der Regierungsgebäude im Sommer wegen der Demonstrationen unter dem Motto "Black Lives Matter" habe er weder die Armee noch die Nationalgarde gesehen, sagte der Trainer der Philadelphia 76ers, Doc Rivers, nach Angaben von US-Medien vor dem Heimspiel gegen die Washington Wizards.

"Das ist in vielerlei Hinsicht ein Beweis für ein privilegiertes Leben", sagte Rivers. "Können Sie sich heute vorstellen, was passiert wäre, wenn das alles Schwarze gewesen wären, die das Kapitol gestürmt hätten? Keine Polizeihunde, die gegen Menschen eingesetzt wurden, keine Schlagstöcke, die Menschen treffen. Leute, die friedlich aus dem Kapitol eskortiert werden. Also zeigt das, dass man eine Menge auch friedlich auflösen kann."

Kniende Profis

Die Profis der Boston Celtics und von Vizemeister Miami Heat knieten beim Abspielen der US-Hymne vor der Partie. Zudem veröffentlichten die Spieler eine gemeinsame Stellungnahme. "Der drastische Unterschied zwischen dem Weg, wie Demonstranten im vergangenen Frühjahr und Sommer behandelt wurden, und der Ermunterung für die Demonstranten heute, die illegal gehandelt haben, zeigt, wie viel mehr Arbeit wir zu erledigen haben", hieß es. Die Celtics holten in Miami dann den sechsten Saisonsieg. Jason Tatum (27 Punkte) und Jaylen Brown (21) waren die Matchwinner beim 107:105.

Der Trainer der Orlando Magic, Steve Clifford, sagte: "Unser Land wird in der ganzen Welt ausgelacht. Angefangen damit, wie wir mit der Pandemie umgegangen sind, bis zu dem jetzt (...) es ist ein trauriger Tag für jeden." Peinlich und beschämend nannte der Coach der New Orleans Pelicans, Stan Van Gundy, den Sturm auf das Kapitol in einem Interview der Nachrichtenagentur AP.

"Sie sind keine verdammten Demonstranten"

Die Spieler der Milwaukee Bucks und der Detroit Pistons gingen nach dem Sprungball auf ein Knie und wiederholten die Geste nach dem Wechsel des Ballbesitzes ein zweites Mal. Die Profis der Phoenix Suns und Toronto Raptors hakten sich bei der Hymne in einem großen Kreis ein, vor dem Duell der Golden State Warriors mit den Los Angeles Clippers gingen die Teams ebenfalls auf ein Knie. "Sie sind keine verdammten Demonstranten, es sind verdammte Terroristen", sagte Warriors-Profi Draymond Green.

Für Mittwoch waren elf NBA-Spiele angesetzt, jede Partie wurde zu Ende gespielt. Noch ist unklar, ob die Teams, die während der Hymne knieten, eine Strafe befürchten müssten. Die NBA hat seit Jahrzehnten eine Regel, wonach Spieler und Trainer beim Spielen der Nationalhymne stehen müssen.

US-Fußballerin Megan Rapinoe und die Turnerin Simone Biles teilten mehrere Tweets, die das Verhalten der Sicherheitskräfte im Vergleich zu deren Umgang mit den Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt kritisierten. Der Football-Quarterback der Seattle Seahawks, Russell Wilson, appellierte, die USA "müssten als Nation zusammenkommen". (APA, 7.1.2021)

Ergebnisse der NBA vom Mittwoch:
Atlanta Hawks – Charlotte Hornets 94:102
Indiana Pacers – Houston Rockets 114:107
Orlando Magic – Cleveland Cavaliers 105:94
Philadelphia 76ers – Washington Wizards 141:136
Miami Heat – Boston Celtics 105:107
New York Knicks – Utah Jazz 112:100
Milwaukee Bucks – Detroit Pistons 130:115
New Orleans Pelicans – Oklahoma City Thunder 110:111
Phoenix Suns – Toronto Raptors 123:115
Golden State Warriors – Los Angeles Clippers 101:108
Sacramento Kings – Chicago Bulls 128:124