Wien – Am Montag um 10.30 Uhr wird am Wiener Landesgericht für Strafsachen die Causa "Bierwirt gegen Maurer" im Saal 106 weiterverhandelt – und bei diesem Termin besonders brisant: Mittlerweile "wurde ein Zeuge namens Willi ausgeforscht und auch geladen", wie eine Sprecherin des Grauen Hauses dem STANDARD auf Anfrage bestätigt. Amtlich handelt es sich dabei konkret um einen "Wilhelm".

Im Großen Schwurgerichtssaal wird "Willi" nicht erwartet – diesmal wird im Saal 106 weiterprozessiert.
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Zur Erinnerung: Beim letzten Prozesstag im Großen Schwurgerichtssaal am 11. September des Vorjahres legte der Bierladenbetreiber, der die Grüne Sigrid Maurer, inzwischen Klubobfrau, unter anderem wegen übler Nachrede geklagt hat, das Bekennerschreiben seines Kunden und Freundes "Willi" aus der Stromstraße im 20. Bezirk vor, dass dieser Ende Mai 2018 die obszönen Privatnachrichten über Facebook an sie gesendet habe. Bekanntlich outete Maurer einst die Identität des Bierwirts, von dessen Account sie äußerst vulgäre Botschaften erhalten hatte, über die sozialen Netzwerke. Doch der will bis heute die Nachrichten nicht abgesetzt haben, Gäste im Lokal hätten Zugang zu seinem Computer gehabt.

Zettel von "Willi"

Das schriftliche Geständnis, gab der Bierwirt zuletzt an, habe er schon im Juli in der Geschäftspost gefunden, darin nehme "Willi" die Aktion auf sich, sie sei in einem "b'soffenen" Zustand passiert. Angesichts des vorgebrachten Beweismittels blieb Richter Hartwig Handsur nichts anderes übrig, als die Causa, die die Justiz seit mehr als zweieinhalb Jahren beschäftigt, erneut zu vertragen. Binnen einer Woche sollte Maurers Kläger den korrekten Namen von "Willi" sowie eine ladungsfähige Adresse herbeischaffen, doch dazu kam es damals nicht.

Wie und welcher "Willi" inzwischen doch ausgeforscht wurde und andere Details werde die anstehende Verhandlung ergeben, heißt es beim Landesgericht. Adrian Hollaender, Anwalt des Bierwirts, hatte von der "Willi"-Ladung bisher "keine Kenntnis", auf Anfrage sagt er zu alledem nur: "Die Beweislast, dass die Nachrichten mein Mandant geschrieben haben soll, liegt bei Maurer – sonst ist sie schuldig zu sprechen, weil sie seine öffentliche Anprangerung vorgenommen hat und der Wahrheitsbeweis immer noch aussteht." Nachsatz: "Ich freue mich über jede Beweisaufnahme, die der Wahrheitsfindung dienlich ist." Maurer selbst hofft endlich auf ein Verhandlungsende – freilich mit einem Freispruch. (Nina Weißensteiner, 8.1.2021)

Nachschau: Sigi Maurer in der Videodiskussion zur Causa Bierwirt.