Edina Alves

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Sao Paulo – Einst schaufelte Edina Alves in einer Gärtnerei Erde, um ihre Ausbildung zur Sportlehrerin in einer Abendschule zu finanzieren. Nun durchbricht die Brasilianerin Grenzen, wenn in wenigen Wochen bei der Klub-WM in Katar männliche Fußballprofis aus aller Herren Länder nach ihrer Pfeife tanzen.

"Für mich ist nichts vom Himmel gefallen", sagte die 40 Jahre alte Schiedsrichterin der Nachrichtenagentur AFP, nachdem der Weltverband FIFA fast beiläufig ihre Nominierung für das Turnier (1. bis 11. Februar) verkündet hatte. Edina Alves schreibt wie Bibiana Steinhaus (Deutschland) und Stephanie Frappart (Frankreich) Geschichte, wenn sie als erste Frau ein von der FIFA organisiertes Spiel im Männer-Profifußball leitet.

"Ein Traum, der wahr wird"

Für Alves ist die Entscheidung "ein Traum, der wahr wird". Ein Traum, für den sie viel investiert hat: "Ich habe sehr hart gearbeitet, um mich auf den Tag vorzubereiten, an dem ich solch eine Chance bekomme." Aufgewachsen in der ländlichen Kleinstadt Goioere im Süden Brasiliens war der Weg zur Weltklasse-Schiedsrichterin in der Tat alles andere als vorgezeichnet.

"Ich habe im Futsal-Team meiner Stadt gespielt, aber in dieser Gegend gab es keinen professionellen Frauenfußball", erzählt Alves von ihrem beschwerlichen Weg in den Sport. Abendschule, der anstrengende Nebenjob in der Gärtnerei – dann folgt ein folgenschwerer Zufall. 1999 wird sie bei einem Amateurspiel gebeten, als Linienrichterin einzuspringen. Es war Liebe auf den ersten Pfiff. "Ich konnte nicht genug bekommen", sagt sie lächelnd.

Job in Vollzeit

Also wurde sie Profi-Schiedsrichterin, seit 2014 geht sie dem Job in Vollzeit nach. Fünf Jahre später leitete sie als zweite Schiedsrichterin der Geschichte ein Spiel der brasilianischen Männer-Meisterschaft, wo sie sich etabliert: Ein Dutzend Spiele der Brasilerao hat Alves mittlerweile gepfiffen.

Im Frauenfußball setzte die FIFA sie im vergangenen Sommer auf höchstem Niveau ein, als sie bei der WM in Frankreich unter anderem das knifflige Halbfinale zwischen den USA und England (2:1) leitete. Nun gehört sie also mit den Assistentinnen Neuza Back (Brasilien) und Mariana de Almeida (Argentinien) zum Unparteiischen-Aufgebot für die Klub-WM.

Bislang nur bei Junioren-Turnieren

Im Männerbereich hat der Weltverband Schiedsrichterinnen bislang nur bei Junioren-Turnieren eingesetzt. Die Schweizerin Esther Staubli (2017) und Claudia Umpierrez aus Uruguay (2019) leiteten U17-WM-Spiele.

In Europa ist man einige Schritte weiter: 2017 debütierte bekanntlich die deutsche Pionierin Steinhaus in der Bundesliga, Frappart meisterte im vergangenen Dezember die Premiere einer Schiedsrichterin in der Champions League der Männer mit Bravour.

Auch für die ehrgeizige Alves soll die Klub-WM nur eine Zwischenstation sein. In diesem Sommer will sie beim Fußball-Turnier der Spiele von Tokio pfeifen. "Wer würde nicht zu den Olympischen Spielen wollen? Ich schon. Und ich arbeite daran, dorthin zu kommen." (sid, 7.1.2021)