Signal setzt ganz auf Sicherheit und Privatsphäre

Foto: Signal Foundation

Es ist ein Argument, das im Zusammenhang mit der Wahl zwischen verschiedenen Messenger-Diensten schnell einmal kommt: Natürlich wäre es theoretisch besser, ganz auf Sicherheit und Privatsphäre ausgerichtete Apps wie Signal zu verwenden, leider sei der gesamte Bekanntenkreis aber eben nur auf Whatsapp zu finden – insofern könne man auf den Facebook-Dienst einfach nicht verzichten. "Netzwerkeffekte" nennt man dieses Phänomen, das aber auch eine andere Seite kennt, wie sich nun gut erkennen lässt.

Boom

Ein regelrechter Ansturm von neuen Nutzern hat am Donnerstagabend kurzfristig die Server von Signal überfordert. In einem Tweet warnten die Betreiber, dass es zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Verifizierungscodes für Anmeldungen komme. Rund eine Stunde später hatte man das Problem dank einer raschen Kooperation mit diversen Netzbetreibern – diese Codes werden als SMS verschickt – wieder im Griff.

Der Grund für dieses plötzlich so starke Interesse hat dabei einen Namen: Tesla-Chef Elon Musk hatte auf Twitter die Empfehlung "Nutze Signal" ausgegeben – und viele seiner Fans scheinen diesem Rat umgehend gefolgt zu sein. Der Tweet fand jedenfalls innerhalb weniger Stunden mehr als 27.000 Retweets und knapp 220.000 Favs.

Facebook will Vollzugriff auf Whatsapp-Daten

Neben Musks genereller Abneigung gegenüber Facebook und seinem Vorwurf, dass das soziale Netzwerk am Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol Mitschuld trage, steht dahinter aber auch ein aktueller Anlass: Whatsapp zwingt seine Nutzer derzeit dazu neue Nutzungsbedingungen zu akzeptieren, die am 8. Februar in Kraft treten sollen. Ein Schritt, der bei vielen schnell für Empörung sorgte. Immerhin holt sich Facebook damit die Erlaubnis ein, auf alle Daten aus dem Messenger zugreifen und diese für andere Dienste nutzen zu können. Bei der Übernahme von Whatsapp hatte Facebook noch versichert, dass genau dieser Schritt nicht erfolgen solle und auch technisch gar nicht möglich sei. Eine Lüge, die dem Unternehmen bereits vor einigen Jahren eine Millionenstrafe der EU eingebracht hat.

Was dabei viele besonders erbost: In den meisten Ländern gibt es keine Möglichkeit, dieser Datenweitergabe zu widersprechen. Wer nicht zustimmt, dessen Whatsapp-Konto wird einfach gelöscht. Die gute Nachricht für europäische Nutzer: Dank der schärferen Datenschutzbestimmungen gibt es hierzulande nämlich eine Ausnahme. Facebook versichert, dass in der EU auch mit der neuen Version der Nutzungsbedingungen keine Zustimmung zu einem erweiterten Datenaustausch gegeben wird.

Unterschiede

Das von Signal entwickelte Protokoll zur Übertragung von Ende-zu-Ende-verschlüsselten Nachrichten wurde zwar vor einigen Jahren auch von Whatsapp übernommen, ansonsten könnten die Unterschiede in Hinblick auf die Datensammlung jedoch kaum stärker sein. Während Whatsapp – und damit Facebook – jede Menge Metadaten und andere Informationen über die Nutzer und deren Kontakte sammelt, legt Signal einen strikten Fokus auf Privatsphäre. Die Entwickler betonen, dass jedes neue Feature unter dem Blickpunkt entwickelt wird, wie die Zurückführbarkeit auf einzelne User verhindert werden kann.

Hintergrund

Die Entwicklung des Open-Source-Messengers wird von der Signal Foundation getragen, die sich über Spenden finanziert. Glücklicherweise hat man dabei bereits vor einigen Jahren einen besonders finanzkräftigen Unterstützer gefunden, dessen Identität nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Handelt es sich dabei doch um Whatsapp-Mitgründer Brian Acton, der sich über die Jahre zum Facebook-Kritiker gewandelt und Signal Anfang 2018 50 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt hat. (Andreas Proschofsky, 8.1.2021)