Rudolf Anschober (Grüne) betont die gute Zusammenarbeit mit Kanzler Sebastian Kurz und will am geplanten Ende des Lockdowns festhalten.

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Dass er seit Tagen in der Kritik steht, war Rudolf Anschober am Freitag in Wort und (äußerem Erscheinungs-)Bild nicht wirklich anzumerken. Eigentlich hatte der Grüne Gesundheitsminister die Pressevertreter ins Ministerium am Wiener Stubenring gerufen, um die aktuellen Zahlen zu den Covid-19-Infektionen, den damit verbundenen Spitalsaufenthalten und Todesfällen oder auch die neuen Virusmutationen zu besprechen. Aber natürlich war auch der etwas unglückliche Impfstart hierzulande und des Kanzlers mediales Aufzeigen hier Thema.

Dass Regierungschef Sebastian Kurz (ÖVP) sich da einbringe, sei für ihn "gut und richtig", er begrüße das sogar, erklärte Anschober. Immerhin trage man in dieser Pandemie ja auch eine "Gesamtverantwortung". Folglich habe man nach einer "sehr positiven Pilotphase" mit ersten Impfungen kurz nach Weihnachten ("hat sich gut eingespielt, hat gut begonnen") auch das Vorziehen des geplanten Impfstarts für die breite Masse der Heimbewohner und Pflegekräfte gemeinsam beschlossen: "Wir haben das beide realisiert."

Im Grunde, so bemühte sich Anschober nach dieser kleinen Revanche schnell zu ergänzen, sei diese Diskussion aber nichts weiter als "eine spannende politische Übung", denn: "Dem Virus ist das völlig wurscht, von wo eine Maßnahme kommt. Wichtig ist, dass sie kommt." Für den kommenden Montag seien jedenfalls bereits über 42.000 Impfdosen beim Ministerium bestellt worden – "und das wird stündlich mehr".

Zahlen und Prognose

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen für Österreich: Mit Stand Freitag, 9.30 Uhr, gab es 2.063 Neuinfektionen, bei insgesamt 20.937 bekannt aktiv Infizierten – das sind um 324 Fälle weniger als am Donnerstag. Rund 2.000 davon belegen aktuell sogenannte "Normalbetten" in den Spitälern, 371 Personen befinden sich in intensivmedizinischer Betreuung. Nach wie vor sehr hoch ist die Zahl der Todesfälle in den vergangenen 24 Stunden: 73 Menschen sind in diesem Zeitraum an oder mit Covid-19 verstorben.

Der Gesundheitsminister befand folglich: Die Zahl der Neuinfektionen müsse in den nächsten Tagen "deutlich schrittweise runter", da sei er auch "optimistisch". Inwiefern sich die aktuellen Lockdown-Regeln auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt haben, wollte der beigerufene Experte, Herwig Ostermann von der Gesundheit Österreich, erst in den nächsten Tagen beurteilen können.

"Zusatznetz"

Anschober, der noch heute, Freitag, den Oppositionsparteien einen Gesetzesentwurf für Eingangstests für bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens zukommen lassen wolle, nannte als erklärtes Ziel, dass er am geplanten Ende der Ausgangsbeschränkungen – gemeint ist wohl der 24. Jänner – festzuhalten beabsichtige: "Wir müssen achtgeben, dass es keinen Gewöhnungseffekt beim Lockdown gibt." Eine solche Maßnahme könne man "nicht ewig fortsetzen". Details dazu, wie die "täglich zehntausenden" Antigentests künftig zur Anwendung kommen sollen, blieb der Minister vorerst schuldig. Nur so viel: Es handle sich bei dem neuen rechtlichen Konstrukt nicht um einen "Ersatz für Schutzmaßnahmen, sondern um ein Zusatznetz."

Verlängerung der Einreisebeschränkungen

Darüber hinaus werde es noch heute, Freitag, eine Verlängerung der Einreisekontrollen und -beschränkungen für Großbritannien und Südafrika geben. Beide Länder sind ja in den vergangenen Wochen mit neuen Virusmutationen aufgefallen, die weltweit Besorgnis hervorgerufen haben. Auf Basis der Sieben-Tage-Inzidenz könnten auch andere Länder in Europa von solchen Maßnahmen betroffen sein, erklärte Anschober.

Um dem permanent in Wandlung befindlichen Virus auch in Österreich auf der Spur zu bleiben, würden zudem die Kapazitäten zur Virussequenzierung ausgeweitet, kündigte der Minister an. Die in Großbritannien verbreitete Mutation B117 sei jedenfalls deutlich infektiöser, habe aber keinen Einfluss auf die Schwere eine Erkrankung, erklärte die ebenfalls anwesende Virologin Monika Redlberger-Fritz. Und, noch eine Präzisierung: Anders als zunächst angenommen seien auch Kinder nicht häufiger von der Mutante betroffen. (Karin Riss, 8.1.2021)