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Ein neues Auto dank Uber? Einer Studie zufolge könnte die Ankunft der Ridesharer ein Anreiz für viele US-Amerikaner gewesen sein.

Foto: AP / Gene J. Puskar

Autos erfüllen die meiste Zeit des Tages nicht ihren eigentlichen Zweck. 23 Stunden stehen sie im Schnitt nur in der Gegend herum und befördern niemanden von A nach B. Der Sharing-Boom, der sich in den vergangenen Jahren über der Welt ausbreitete, machte deshalb freilich auch keinen Bogen um Autos – teilweise brachten diese die Idee erst so richtig in die Köpfe der Menschen. Warum ein eigenes, teures Auto besitzen, wenn es die meiste Zeit eh nur herumsteht und das Parken in vielen Fällen auch noch richtig teuer ist?

Teilt man sich ein Auto, könnte es Menschen von A nach B, von G nach H und von S nach T bringen – mehrmals am Tag, letzten Endes sogar umweltfreundlicher. So richtig dominiert werden die Straßen von Carsharing-Produkten bisher nicht. Das Ridesharing, also das Taxi 2.0, legte aber ordentlich zu und setzte vor allem der Taxi-Industrie massiv zu. Angebote wie Uber Pool, wo entlang der Strecke mehrere Passagiere aufgesammelt werden, drücken zudem die Preise für Einzelne.

Doppelt so viele Ridesharer

Im vergangenen Jahrzehnt verdoppelte sich die Zahl der Ridesharer in den USA. Bis 2017 war der größte Ridesharing-Betreiber Uber in 224 US-Metropolregionen vertreten, rund der Hälfte aller Großstädte. In San Francisco wurden an einem durchschnittlichen Wochentag gar 15 Prozent aller Fahrten mit Uber und Co bewältigt.

Nun hätte man davon ausgehen können, dass sich durch die Präsenz der Fahrtenvermittler die Zahl der Autos auf den Straßen insgesamt verringert, weil jene, die nur gelegentlich eine Fahrt benötigen, lieber für diese Einzelfahrt bezahlen, als sich dauerhaft ein eigenes Auto anzuschaffen. Eine in iScience publizierte Studie kommt nun aber zu einem anderen Schluss: Im Durchschnitt aller untersuchten Regionen steigerten sich die Pro-Kopf-Zulassungen um 0,7 Prozent.

Ubern für das Auto

Es kristallisierten sich dabei klare Unterschiede heraus. So stiegen die Autokäufe vor allem in solchen Regionen, in denen vorher schon eine große Abhängigkeit von Autos gegeben war, also in Regionen mit schlechter öffentlicher Anbindung oder weit zersiedelten Gebieten. Uber-Fahrten nahmen vor allem in einkommensstarken Regionen zu. Kinderlose Personen nahmen die Ridesharing-Optionen besonders häufig an – weil diese sich öfter mal was gönnen können und auch nicht so auf Kindersitze und dergleichen angewiesen sind. In Ballungsregionen, in denen auch vorher schon keine große Abhängigkeit vom Individualverkehr herrschte, führte der Eintritt der Ridesharer zu keiner Steigerung der Pro-Kopf-Zulassungen.

Die Forscher vermuten, dass der Zuwachs an Zulassungen auch damit zusammenhängt, dass jene Menschen, die zögerten, ob sie sich überhaupt ein Auto zulegen sollten, sich zum Kauf entschlossen und Teile der Kosten durch angebotenes Ridesharing wieder reinholten. Neuwagenbesitzer wurden also häufig zu Uber-Fahrern, so die These. Dieser Effekt habe jenen Teil der Bevölkerung übertroffen, die dank Uber bereit waren, ihr Auto aufzugeben. Auf die Nutzung des öffentlichen Verkehrs hatte die Ankunft der Ridesharer keinen signifikanten Einfluss.

Da sämtliche Daten aus der Vor-Corona-Zeit stammen und Ridesharer durch die Krise hart getroffen wurden, wagen die Studienautoren keinerlei Ausblick, ob sich dieser Trend nach der Krise zwingend fortsetzen wird. (faso, 8.1.2020)