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Nicht mehr Ministerin: Ob Christine Aschbacher ihre akademische Titeln behält wollen die FH Wiener Neustadt und die Technische Universität in Bratislava nun untersuchen.

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Ein frischer Staatspreis für Ars Docendi (gute Lehre), eine Reihe von Forschungspreisen, fünf Fakultäten an drei Standorten (Wiener Neustadt, Wieselburg und Tulln), gut ausgebaut mit dem Geld der Eigentümer, Stadt Wiener Neustadt und Land Niederösterreich (26 Prozent), tadelloser Ruf bei den Kollegen anderer Hochschulen: Die FH Wiener Neustadt ist mit 4000 Studierenden und 14.000 Absolventinnen und Absolventen eine der ältesten in der 25-jährigen Fachhochschulgeschichte und eine der größten. Ihre Reputation hat sie sukzessive vor allem auch im Forschungsbereich ausgebaut.

"Das tut mir weh, aber Einzelfälle passieren", sagt der Geschäftsführer Armin Mahr am Sonntag gegenüber dem STANDARD zur aktuellen Causa rund um die Diplomarbeit der am Wochenende zurückgetretenen Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Der als "Plagiatsjäger" bekannte Sachverständige Stefan Weber hat ihre Abschlussarbeit an der Wirtschaftsfakultät aus dem Jahr 2006 als "wissenschaftliche Katastrophe" und zudem als passagenweise abgeschrieben geoutet. Benotet wurde die Arbeit der damals 22-Jährigen mit einem "Sehr gut", der Titel befähigte Aschbacher zur Dissertation in Bratislava.

Diplomarbeit wird überprüft

Mahr, erst seit eineinhalb Jahren verantwortlicher Spitzenmanager der FH, hat für Montag sein Kollegium zusammengerufen, um ein "geordnetes Überprüfungsverfahren" in die Wege zu leiten. Mahr: "Das sind wir auch unseren Alumni schuldig, wir sehen uns in der Pflicht."

Aufgabe des Gremiums wird sein, den Titel entweder zu bestätigen oder eben abzuerkennen – was auch gleichzeitig die Dissertation Aschbachers ungeachtet ihrer Qualität infrage stellt.

Klarstellung erwarten auch die anderen 20 heimischen FHs: Einst milde belächelt, hat der Sektor mit mittlerweile 160.000 Absolventen und aktuell 53.000 Studierenden einen guten Ruf zu verteidigen.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sagte in der "ZiB2" am Sonntagabend, dass Österreich ein qualitätssicherndes System habe. Er will prüfen, ob alle Hochschulen Plagiatsprüfungen ordnungsgemäß durchführen. Falls nicht, müsse man das angleichen.

Faßmann in der "ZiB2".
ORF

Überprüfung auch in der Slowakei

Die Slowakische Technische Universität (Slovenská technická univerzita, STU) will die Dissertation Aschbachers ebenfalls noch einmal gründlich überprüfen. Die Arbeit sei im Vorjahr mit dem staatlichen Antiplagiatsystem überprüft worden, das eine Übereinstimmung mit fremden Texten von 1,15 Prozent gefunden habe.

"Eine derartige Übereinstimmung ist minimal, aus dieser Sicht handelt es sich also nicht um ein Plagiat." Das Antiplagiatsystem vergleicht aber nur die Übereinstimmung mit Quellen, die sich in seiner Datenbank befinden, vorwiegend sind das slowakische Texte aus Lehrbüchern und dem Internet. Die STU gehört zu den besten slowakischen Hochschulen, öfter hat sie auch enthüllte Plagiatoren aus der slowakischen Politik kritisiert. (Karin Bauer, 10.1.2021