Das Nexus 5 kam ursprünglich mit Android 4.4 "Kitkat" auf den Markt.

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Fehlende Softwareupdates sind das vielleicht größte Ärgernis, wenn es um Android-Smartphones geht. Hunderte Euro teure Geräte werden von ihren Herstellern oft früh im Stich gelassen. Gerade im Bereich der Budgethandys sieht es nach wie vor düster aus.

Die Situation hat sich in den letzten Jahren zwar etwas verbessert – unter anderem durch Maßnahmen von Google oder Schritten, wie sie zuletzt Samsung gesetzt hat -, dennoch stehen viele Modelle immer noch nach zwei Jahren ohne "Versorgung" in Sachen Sicherheitspatches und neuen Versionen des Betriebssystems da. Und werden damit mit voranschreitender Zeit immer mehr zum Sicherheitsrisiko.

Ausweg für Oldies

Doch es gibt einen – wenn auch inoffiziellen – Ausweg für alle, die ein wenig Aufwand nicht scheuen: Sogenannte Custom ROMs. Hier bringen die Fans selbst neuere Android-Versionen und Sicherheitspatches auf viele Handys. Selbst die aktuellste Android-Ausgabe 11 landet noch auf Telefonen, die in Tech-Zeit gemessen mittlerweile uralt sind.

Eine Übersicht über erste Projekte für längst vom Hersteller abgeschriebene Geräte hat XDA-Developers aus den eigenen Foren zusammengetragen.

Xperia, Nexus 5, OnePlus One

Die ältesten Handys der Liste, für die es eine Firmware auf Android 11-Basis gibt, sind das Sony Xperia T, TL, TX und V. Erschienen sind diese im bzw. nach dem Spätsommer 2012, womit sie auf ein stolzes Alter von bald achteinhalb Jahren kommen. Ursprünglich vorinstalliert war auf ihnen Android 4.0 "Ice-Cream Sandwich".

Ihr letztes Versionsupdate erfolgte mit Android 4.3 "Jelly Bean". Das gilt auch für das etwas jüngere Xperia SP, das einst mit Android 4.1 "Jelly Bean" auf den Markt kam (Hinweis: die Bezeichnung "Jelly Bean" wurde für Android 4.1, 4.2 und 4.3 genutzt) und ebenfalls nur bis Version 4.3 versorgt wurde.

Über sieben Jahre alt ist das Google Nexus 5, das Ende Oktober 2013 enthüllt wurde. Die Koproduktion von LG und Google war das Vorzeigegerät für Android 4.4 "Kitkat" und erfreute sich unter Puristen großer Beliebtheit. Android 6.0 "Marshmallow" ist die letzte Ausgabe des Systems, die offiziell dafür umgesetzt wurde.

Und dann wäre da schließlich noch das OnePlus One vom April 2014. Der selbsternannte "Flaggschiffkiller" mit starker Hardwareausstattung zum Kampfpreis von weniger als 300 Euro machte es den damals jungen Anbieter schlagartig bekannt. Auch hier war Android 4.4 an Bord und der Support reichte bis Android 6.0. Das letzte Update wurde am 9. Oktober 2016 verteilt.

Für alle diese Geräte gibt es angepasste Versionen von LineageOS. Für das OnePlus One bedeutet das in gewisser Weise auch eine Rückkehr zu den Wurzeln, kam das Handy doch einst dessen Vorgänger CyanogenOS auf den Markt, rüstete aber, nachdem das Projekt an seiner Kommerzialisierung gescheitert war, auf die eigene Android-Adaption OxygenOS um.

Einschränkungen

Bevor man sich an das Aufspielen von Custom ROMs wagt, sollte man allerdings ein paar Dinge beachten. Erstens: Alle diese Projekte liefern noch keine offiziell "stabile" Ausgabe von Android 11. Die meisten Sachen funktionieren bereits, doch die Entwickler weisen auch auf noch bestehende Fehler und potenzielle Probleme hin. Zudem stehen manche Features und grafische Effekte nicht zur Verfügung, weil die Hardware der alten Handys nicht kompatibel oder mittlerweile schlicht zu schwach ist.

Und während man auf dem Wege der Custom ROMs auch an neuere Sicherheitspatches gelangt, gilt das nicht für die Treiber diverser Komponenten. Deren Code ist oftmals nicht als Open Source verfügbar und sofern findige Entwickler nicht per Reverse Engineering eine eigene Variante umgesetzt haben, muss mit den alten Treibern weiter gearbeitet werden.

Zudem erfordert die Installation eines passenden Custom ROMs die Öffnung des Bootloaders, was je nach Gerät und Hersteller unterschiedlich kompliziert sein kann und zwingend mit einer Rücksetzung in den Werkszustand einhergeht. Für manche Geräte gibt es Entsperrtools, die das mit einem Klick ermöglichen, bei anderen gilt es, mehrstufigen Anleitungen zu folgen, sofern ein Weg zum "Unlock" überhaupt existiert. Auch eine kompatible Custom Recovery ist vielfach erforderlich, um die alternative Firmware auf das Handy aufzuspielen. Ist der Bootloader geknackt, ist das Aufspielen oder Starten einer solchen aber normalerweise keine Herausforderung mehr.

Am besten ausprobieren

Das Prozedere klingt komplizierter, als es meistens ist. Blutige Anfänger sollten mit Handys üben, auf deren Nutzung sie nicht angewiesen sind. Die Entwickler veröffentlichen zur Software üblicherweise auch eine Installationsanleitung.

Ob ein Custom ROM zur Verfügung steht, hängt oft von der Popularität des jeweiligen Geräts ab. Für viele Highend-Handys gibt es entsprechende Projekte, immer wieder finden sich aber auch alternative Firmwares für Midrange- und Budgetsmartphones. (gpi, 11.01.2021)