Christian Hlade, Autor und Gründer Weltweitwandern: "Ich schaue, dass ich viel draußen bin"

Meine Sehnsüchte sind gerade zweigeteilt: Sobald es möglich ist, möchte ich nach Nepal und Marokko reisen, um meine Freunde wiederzusehen. Die Situation in vielen Reiseländern ist nicht rosig. Ich weiß von Partnern in Nepal und Indien, die Corona hatten. Wir versuchen hier mit Spenden an die Teams vor Ort Unterstützung zu leisten.

"Meine ursprünglichen Pläne, nach Albanien und Montenegro zu reisen, musste ich aufgeben."
Foto: Getty Images/iStockphoto

Ich war beruflich gar nicht so wenig unterwegs in den vergangenen Monaten – immer mit Bedacht darauf, ob es die Lage zulässt. Meine ursprünglichen Pläne, nach Albanien und Montenegro zu reisen, musste ich aufgeben. Ich war aber dann viel in Österreich unterwegs und habe neue Wanderreisen konzipiert, war in Slowenien, Kroatien und in Umbrien, im November auf Madeira. Ich habe dort Partner unserer Wander-Reisen besucht. Diese Besuche waren sehr positiv, sie gaben mir neue Energie und das Bewusstsein, dass Reisen wichtig und möglich ist.

Ich schaue grundsätzlich darauf, dass ich viel draußen bin und nicht die ganze Zeit hinter dem Schreibtisch. Auch wenn dort gerade mein drittes Buch – oh Wunder – zum Thema Wandern entsteht.

Christian Hlade
Foto: KANIZAJ Marija-M.

Zur Person: Christian Hlade lebt und arbeitet in Graz. Er ist Gründer des Reiseunternehmens Weltweitwandern und Autor. In Nepal und Marokko betreibt er Bildungs- und Empowerment-Projekte. Zuletzt erschien vom ihm im Braumüller-Verlag "Das große Buch vom Wandern" (€ 25).

Giulia Fontana, Reisebuchautorin: "Ich war noch nie südlich von Neapel"

Ein wichtiger Aspekt am Reisen ist die spontane Begegnung mit Menschen. Hinter einer Maske siehst du aber kein Lächeln, und wenn du derzeit unterwegs neue Menschen kennenlernst, musst du immer fürchten, sie anzustecken. Deshalb freue ich mich schon sehr auf die ersten Reisen nach der Pandemie.

"Ein mögliches nächstes Reiseziel habe ich schon vor Augen: Ich war noch nie südlich von Neapel."
Foto: Getty Images/iStockphoto

Unsere Reise nach Australien ohne Flugzeug, die wir im Buch beschrieben haben, war nicht spontan. Man musste sehr genau planen, um passende Züge oder Schiffe zu finden. Die Bürokratie, die in der Pandemie so überbordend geworden ist, bedeutet einen ähnlich hohen Aufwand in der Reiseplanung. Unter anderem deshalb habe ich in den letzten Monaten Zürich kaum verlassen und bin nicht gereist. Dabei haben wir Familie in Deutschland und Italien, die wir längst besuchen wollen.

Momentan geht es aber um Solidarität mit jenen, die man schützen muss. Da kann ich bei meinen eigenen Bedürfnissen auch einmal zurückstecken. Ein mögliches nächstes Reiseziel habe ich schon vor Augen: Ich war noch nie südlich von Neapel. Dort will ich bald einmal hin!

Giulia Fontana
Foto: Adelina Ismaili

Zur Person: Giulia Fontana lebt und arbeitet in Zürich. Sie fliegt seit 2016 nicht mehr und besuchte dennoch die Hochzeit ihrer besten Freundin in Sydney. Wie das geht, schildert sie in dem Buch "Ohne Flugzeug um die Welt" mit Co-Autor Lorenz Keyßer, erschienen im Verlag Lübbe Life (€ 17,40).

Ingo Petz, Journalist und Reisebuchautor: "Belarus steckt tief in mir drin"

Sobald es möglich ist, werde ich wieder nach Belarus fahren – am besten mit dem Motorrad. Man könnte meinen, dass nach der Pandemie die Verlockung groß ist, etwas anderes zu sehen: Kamtschatka, Patagonien oder was weiß ich. Denn Corona hat uns auch gelehrt, welch’ großes Geschenk das Reisen ist. Im Gegensatz zu meinen Eltern bin ich viel und weit gereist. Aber Belarus steckt so tief in mir drin, das geht weit über normales Reisen hinaus. Das Land ist in 25 Jahren Teil meiner Identität geworden und fehlt mir – auch weil ich dort Familie habe.

"Corona hat uns auch gelehrt, welch’ großes Geschenk das Reisen ist."
Foto: Getty Images/iStockphoto

Mein Schwiegervater hat auf dem Land eine Hütte, wo meine Frau und ich in normalen Jahren den Sommer verbringen. An dieses Fleckchen am Fluss Memel habe ich besondere Erinnerungen, weil ich dort geheiratet habe. Auf den Dächern sitzen die Störche, im Ort bewegen sich urige Gestalten – diese Sommererfahrung fehlt mir.

In Belarus kommt noch die politische Lage hinzu. Die Proteste gegen das Regime laufen, ich selbst habe mich auch exponiert. Mal sehen, wann ich wieder gefahrlos hinfahren kann. (Sascha Aumüller, RONDO, 18.1.2021)

Ingo Petz
Foto: Ingo Petz

Zur Person: Ingo Petz lebt und arbeitet als Journalist und Autor in Berlin. Belarus (Weißrussland) ist sein Spezialthema. Zuletzt veröffentlichte er im Sammelband "Die erste Reise", erschienen im Reisedepeschen-Verlag (€ 20), einen Beitrag über seine erste Reise nach Belarus.