2015 verhüllte als Kunstaktion eine schwarze Wand die Fassade des Vorarlberger Landestheaters. Nunmehr wäre das Theater froh, bald wieder schwarze Zahlen schreiben zu können.

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Im Dezember hat das Land Vorarlberg beschlossen, angesichts der Pandemie im Budget über alle Bereiche hinweg Einsparungen vorzunehmen. Die Zustimmung dazu kam in einem Schulterschluss von allen im Landtag vertretenen Parteien. Verschont wurde auch die Kultur nicht, die es insgesamt mit 1,8 Prozent trifft. Vor allem die Kultur-Betriebsgesellschaft Kuges, in der die drei Häuser Landestheater, Kunsthaus Bregenz und Vorarlberg-Museum organisiert sind, müssen Federn lassen. Von unmittelbaren Einsparungen verschont blieb zumindest die freie Szene, aber auch diese hängt zum Teil am Tropf der großen Häuser.

Besonders schmerzhaft werden die Kürzungen beim Landestheater, wo diese mit drei Prozent bzw. 140.000 Euro ins Gewicht fallen. Stephanie Gräve, die das Haus erst seit 2018 leitet, will mit ihrem Ärger nicht mehr hinterm Berg halten. Zumal sie fürchtet, dass das Beispiel bundesweit Schule machen könnte, wie sie dem STANDARD sagt.

Schlusslicht bei den Landestheatern

"Ich möchte nicht unsolidarisch sein, und natürlich verschuldet sich das Land aktuell", so Gräve, "aber bei uns gehen diese Kürzungen an die Substanz. Da muss man das Theater, wie es ist, infrage stellen." Gräve wird das Theater von einem Repertoirebetrieb, wo parallel mehrere Stücke gezeigt werden, zu einem En-Suite-System umbauen müssen, wo nur eine Produktion am Stück zu sehen ist. Zwei Produktionen musste Gräve bereits streichen, eine Stelle im siebenköpfigen Schauspielensemble konnte zudem nicht mehr nachbesetzt werden.

Rund vier Millionen Euro umfasst das Budget des Landestheaters. "Das war schon bisher vergleichsweise wenig", sagt Gräve und verweist auf andere: Das Landestheater St. Pölten erhalte etwas über fünf Millionen, das am Bodensee vergleichbare Theater in Konstanz hat acht Millionen zur Verfügung.

"Wir sind Schlusslicht bei den Landestheatern. Und gerade in der Pandemie können wir keine weitere Kürzung verkraften." Das Landestheater Innsbruck habe beispielsweise drei Millionen Euro Zuschuss vom Land bekommen in dieser Phase. "Das ist für uns frustrierend."

Hilfen nicht treffsicher

Zu schaffen macht Gräve auch, dass die Bundeshilfen nicht immer treffsicher seien, wie sie am Beispiel Umsatzersatz erklärt: Nur 15.000 Euro habe man daraus erhalten. Warum? Weil sich der Ersatz nach den im November 2019 erzielten Umsätzen richtet. Das meiste Geld nehme das Theater aber mit seinen Abonnenten ein. Und die Umsätze dafür wurden bereits im September schlagend, für den Ersatz konnten diese also nicht geltend gemacht werden. Paradox sei außerdem, dass das Theater jährlich 327.000 Euro Pacht an die Stadt Bregenz zahlen muss – eine Quersubventionierung, die Gräve "nicht ganz verstehen kann".

Die für die Kürzungen zuständige VP-Landesrätin Barbara Schöbi-Fink bezeichnete die Maßnahme als "unabwendbar". Mehr Verständnis als Kritik kommt auch vom grünen Koalitionspartner und der Opposition, die dem Budget zustimmte.

Der grüne Kultur- und Wirtschaftssprecher Bernie Wagner findet es auf STANDARD-Anfrage zwar "traurig und schade, dass es überhaupt zu Kürzungen kommen musste", er versucht aber auch, Optimismus für die Zukunft zu verbreiten: So sehe er "keinerlei Notwendigkeit, dass durch Corona der Druck aufs Kulturbudget weiter wachsen muss". Bei der Rückzahlung der Kosten für die Krise sei außerdem "keine Eile geboten".

(Stefan Weiss, 12.1.2021)