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Die Bergung der Wrackteile schreitet voran.

Foto: Reuters / ANTARA FOTO

Etwa 2.600 Menschen sind mit dutzenden Booten, Flugzeugen und Helikoptern im Einsatz, um die Opfer des Flugzeugabsturzes in Indonesien zu bergen. Experten gehen davon aus, dass es für die 62 Menschen an Bord der Boeing 737-500, die am Samstag kurz nach dem Start in Jakarta abgestürzt war, keine Chance auf Überleben gibt.

"Es wird keine Pausen geben", sagt der Leiter der Suchtrupps, Rasman MS, vor Reportern und spricht von einem "Rund-um-die-Uhr-Einsatz".

Noch ist die Ursache für den Absturz der Maschine der indonesischen Fluglinie Sriwijaya Air unklar, doch hoffen die Experten auf Informationen, die auf dem Flugschreiber und Stimmenrekorder enthalten sind. Die beiden Blackboxen wurden bereits lokalisiert. Sie sind jedoch unter Wrackteilen begraben. Eine Auswertung der Daten kann nach einer Bergung noch Wochen bzw. Monate in Anspruch nehmen.

Spekulationen über Ursache

Die indonesischen Behörden leiten die Ermittlungen. Wahrscheinlich nehmen sie aber internationale Hilfe in Anspruch, wie das bei vorangegangenen Unglücken der Fall gewesen ist. Die USA und Boeing haben Teams angeboten.

Auch wenn der Grund für das Unglück noch unklar ist, gibt es naturgemäß bereits Spekulationen. So war der Flug vor dem Start bereits wegen schwerer Regenfälle um eine halbe Stunde verspätet. Manche Experten glauben, dass die damit einhergehende schlechte Sicht zum Absturz beigetragen haben könnte. Fischer, die sich in der Nähe der Unglücksstelle befunden haben, berichten von mindestens einer Explosion, die sie gehört haben. Manche Experten sprechen von einem technischen Defekt am doch bereits 26 Jahre alten Flieger.

Kritik an Branche

Zwar ist das Alter eines Flugzeugs allein nicht ausschlaggebend, ob die Maschine noch sicher fliegt, doch gibt es seit Jahren heftige Kritik an der Luftfahrtbranche in Indonesien: Wartungen von Fliegern würden schlampig durchgeführt, das Pilotentraining sei nicht ausreichend und die Luftraumüberwachung lückenhaft.

Aus diesen Gründen war es indonesischen Fluglinien von 2007 an verboten, in den USA oder der EU zu operieren. Die US-Behörden hoben 2016 das Verbot auf, die Europäische Union zwei Jahre danach. Der Absturz am Samstag könnte nun ein heftiger Rückschlag für die indonesische Luftfahrt werden. Denn obwohl es in den vergangenen Jahren zu Verbesserungen in gewissen Bereichen gekommen war, soll die Corona-Krise zu Problemen geführt haben.

Fehlende Praxis

Wie überall auf der Welt führte die Pandemie auch in Indonesien zu einem Einbruch bei Flügen. Da viele Flugzeuge auf dem Boden blieben, erhielten Piloten nicht genug Gelegenheiten zu fliegen.

Erst im September hatte ein Zwischenfall zu einer Prüfung durch indonesische Behörden geführt. Das Ergebnis: Der Pilot war in den 90 Tagen vor dem Ereignis weniger als drei Stunden geflogen. Die nun betroffene Fluglinie Sriwijaya Air besitzt laut Piloten nur zwei Flugsimulatoren von älteren 737-Modellen. Das 2003 gegründete Unternehmen verkehrt vor allem in Inland.

Indonesien bleibt einer der gefährlichsten Luftabschnitte der Welt. Laut Daten des Aviation Safety Network starben seit 1945 mehr als 1300 Menschen bei 104 zivilen Luftfahrtsunglücken – so viele wie sonst nirgends in der Region. (bbl, 11.1.2021)