Alibaba-Gründer Jack Ma, zu sehen 2019 beim 20-Jahr-Jubiläum des Onlineriesen, ist nach Kritik an Chinas Behörden seit Wochen abgängig.
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Auf der Liste der reichsten Menschen ist der Chinese Jack Ma leicht zu finden, laut dem Ranking von Bloomberg liegt er mit einem Vermögen von 51,1 Milliarden Dollar auf Platz 25. Allein, wo sich der Gründer des chinesischen Onlineriesen Alibaba derzeit wirklich aufhält, das wissen außer ihm selbst und chinesischen Behörden wohl nur wenige Menschen. Nach einem offensichtlichen Zerwürfnis mit den Mächtigen in Peking ist der zuvor so schillernde Milliardär seit Wochen abgetaucht. Zudem droht Alibaba, einst Aushängeschild von Chinas Internetwirtschaft, im Konflikt zwischen den USA und China zerrieben zu werden.

Denn in den Vereinigten Staaten ist der Konzern ebenfalls ins Visier der Behörden geraten. Dem Vernehmen nach wird geprüft, ob der Onlineriese auf die sogenannte Blacklist gesetzt wird. Damit droht ein Schicksal wie zuletzt den Telekomfirmen China Mobile, China Telecom und China Unicom Hongkong: Seit Montag dürfen US-Investoren deren Aktien nicht mehr erwerben und müssen ihre Positionen bis November auflösen. Zudem hat die New Yorker Börse das Trio nun doch delistet, also vor die Türe gesetzt.

Verbindungen zum Militär

Die Blacklist basiert auf einem Erlass der US-Regierung, wonach es Amerikanern seit November untersagt ist, in chinesische Unternehmen zu investieren, denen Verbindungen zum chinesischen Militär nachgesagt werden. Kurios: Somit sorgt Präsident Donald Trump kurz vor seinem Amtsende für Alibabas US-Probleme, wo doch das Zerwürfnis zwischen Ma und Chinas Präsident Xi Jinping im Jänner 2017 nach einem gemeinsamen Auftritt von Trump und Ma in New York seinen Anfang fand.

"Was Jack Ma Xi Jinping lehren kann", lautete darauf eine Schlagzeile des Wirtschaftsmagazins Barrons – Chinas Präsident fühlte sich vorgeführt. Ein Muster, das sich in den Folgejahren wiederholen sollte, bis Ma im Herbst den Bogen überspannte: Die Behörden würden Innovationen bremsen, Chinas Staatsbanken setzte er mit "Pfandleihern" gleich.

Schlag auf Schlag

Darauf setzte es für Ma Schlag auf Schlag: Anfang November wurde der Börsengang des ebenfalls von ihm gegründeten Finanzriesen Ant Financial, an dem Alibaba beteiligt ist, von den Behörden in letzter Minute auf Eis gelegt. Statt mit erwarteten 34 Milliarden US-Dollar den weltgrößten Börsengang zu feiern, wird der Betreiber des Bezahldiensts Alipay nun einer strengen Regulierung unterworfen, ein Konzernumbau steht im Raum. Und Alibaba muss sich in China einem Verfahren wegen Marktmissbrauchs stellen.

Am Montag wurde in den USA auch noch eine Sammelklage von Investoren gegen Alibaba, das an den Börsen in New York und Hongkong notiert, eingebracht. Sie fühlen sich von dem Onlineriesen beim geplatzten Ant-Börsengang falsch informiert und fordern Ersatz für Schäden. Und diese sind beträchtlich: Seit Ende Oktober ist der Alibaba-Börsenwert um ein Viertel auf 626 Milliarden Dollar gefallen. (Alexander Hahn, 11.1.2021)