So könnte die neue Mehrzweckhalle am Handelskai aussehen – und Ende 2023 soll sie bezugsfertig sein.

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"Sportlich", nennen der Wiener Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Leiter der Magistratsabteilung für Sport (MA 51) Anatol Richter den Fahrplan für die neue Multifunktionshalle mit Schwerpunkt Ballsport in Wien. Und sportlich ambitioniert ist der Plan durchaus: Die neue Halle soll bis Ende 2023 stehen. Die Gesichter beim Präsentationstermin im Wiener Rathaus strahlen Zufriedenheit aus. Neben Hacker und Richter sind auch noch die Präsidentin der Wiener Sportunion Dagmar Schmidt, ASKÖ-Wien-Präsident Peter Korecky und die Chefin des österreichischen Leichtathletikverbands Sonja Spendelhofer gekommen. Man will Einigkeit signalisieren. Einig sind sich scheinbar alle: "Das Ferry-Dusika-Stadion muss weg. Eine neue Halle muss her."

Schmerzhafte Analyse

50 Millionen Euro sind als voraussichtlicher Kostenrahmenvorschlag ausgewiesen, der Gemeinderat soll bald absegnen. Die Mittel sollen aus der Gemeindemilliarde abgerufen werden, die der Bund landesweit für Infrastrukturprojekte zur Verfügung stellt. Das Projekt ist Teil des Sportstättenentwicklungsplans Sport.Wien.2030, den Hacker im Oktober kurz vor der Wien-Wahl präsentiert hatte und der eine Modernisierung der Sportstätten in Wien zum Ziel hat. Hacker gibt zu, dass die Bestandsanalyse "manchmal schmerzhaft war. Viele Sportstätten sind in einem schlechten Zustand, manche in einem furchtbaren." Die Kosten wurden mit insgesamt 150 Millionen beziffert.

Da ist viel Zukunftsmusik dabei, die Pläne für die Halle am Handelskai sind schon sehr konkret. Bei der Planung habe man sich an bestehenden, vergleichbaren Hallen orientiert. Hacker gibt zu: "Wir haben abgekupfert." Vorbild sind die Sportparks in Graz und Linz. Die Halle in Wien soll der Multifunktionalität alle Ehre machen. Geplant ist ein Raum für Veranstaltungen mit mindestens 3.000 Zuschauern, der vorrangig von Ballsport-Teams für nationale und internationale Wettkämpfe genutzt werden kann. Die Tribünen sollen mobil und ausfahrbar sein. Zusätzlich soll das Gebäude Trainingsmöglichkeiten fürs Geräteturnen und im Dachgeschoß eine Trainingshalle für diverse Leichtathletik-Disziplinen stellen. Nebenan könnten noch Gyms und ein Bewegungslabor entstehen.

Richter nennt das Prater-Areal einen "Sport-Cluster, den man bedienen will". Ursprünglich waren sechs Standorte in Erwägung gezogen worden, in die engere Auswahl schafften es auch die Seestadt Aspern. Den Ausschlag für das Areal am Handelskai gaben die bereits bestehenden Widmungen, die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und die bereits vorhandenen infrastrukturellen Voraussetzungen. Problem ist nur, dass dort ein Bahnrad-Stadion steht.

Wenig Auslastung

Die Halle, die nach dem Radrennfahrer Ferry Dusika benannt ist, wurde 1977 eröffnet und ist – no na – in die Jahre gekommen. Die Radrennbahn ist die einzige in Österreich. Auch Turner und Leichtathleten trainieren dort, Platz ist aber Mangelware. Leichtathletikverbandspräsidentin Spendelhofer berichtet von den Zuständen: "Hochsprung wird im Foyer trainiert, und die Matte muss zwischen dem Unterlauf der Stiegen hin und her geschoben werden."

Es wirkt, als wären die Tränen für das Dusika-Stadion begrenzt. Ausschlaggebend dabei seien die geringe Auslastung und die hohen Kosten für "eine Sanierung und Erreichung einer zukunftsorientierten Funktionstauglichkeit", die sich auf rund 19 Millionen belaufen würden. Alarmierend ist aber vor allem die Auslastung: Laut Hacker gab es vergangenes Jahr 50 Jahreskarten für die Radrennbahn und 150 Saisonkarten während des Winters. Veranstaltungen sollen in den vergangenen Jahren Spitzenzuschauerzahlen von 0 bis 150 erreicht haben. "Gerade einmal 16 Personen haben die Anlage zuletzt einmal pro Woche benutzt", sagt Richter. Die Halle bietet Platz für 5.500 Besucher. Laut Hacker wäre es "geradezu ein gefundenes Fressen für den Rechnungshof", wenn die Stadt am Dusika-Stadion festhalten würde. (Andreas Hagenauer, 11.1.2021)