Wien – Mit neu zusammengesetzten Divisionen, Spielen nur innerhalb dieser Gruppen und einem reduzierten Grunddurchgang startet die National Hockey League am Mittwoch mit über dreimonatiger Verspätung und ohne Zuschauer in die neue Saison. Michael Raffl geht in sein achtes NHL-Jahr mit den Philadelphia Flyers und ist zumindest zum Saisonstart der einzige Österreicher in der stärksten Eishockeyliga der Welt.

Ob Routinier Michael Grabner (vereinslos) oder Talent Marco Rossi (Minnesota Wild) später einsteigen, ist offen. Der 19-jährige Rossi hat nach der U20-WM seine einwöchige Quarantäne abgesessen und hätte am Sonntag in St. Paul ins Training einsteigen sollen, muss aber wegen einer Oberkörperverletzung pausieren. Danach gilt es, sich für das angestrebte NHL-Debüt einen Platz im Kader der Wild zu erkämpfen, andernfalls geht es für den Center aus Vorarlberg zurück zu den Zürich Lions. Grabner ist im Sommer von den Arizona Coyotes aus dem Vertrag gekauft worden, ob der 33-jährige Villacher eine zwölfte Saison bestreitet oder seine NHL-Karriere beendet, wollte er in diesen Tagen entscheiden.

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Die NHL-Teams (hier die Florida Panthers) bereiten sich auf eine Saison der Ungewissheiten vor.
Foto: AP/Santiago

Raffl ist dagegen bei den Flyers gesetzt und steht vor einem Meilenstein. Inklusive Play-off hat der 32-jährige Kärntner bisher 498 NHL-Spiele absolviert, er wird wohl am Freitag sein 500. Match bestreiten. Der vielseitige Stürmer ist bei einem Topteam gesetzt. Die Flyers gelten im Osten als einer der stärksten Herausforderer von Titelverteidiger Tampa Bay Lightning, der Favorit auf den Stanley Cup ist für viele Experten Colorado Avalanche.

Raffl eröffnet mit den Flyers am Mittwoch um 23.30 Uhr MEZ die Saison und ist gleich live im österreichischen Free-TV zu sehen. Puls 24 hat sich für vier Jahre die Rechte gesichert und überträgt ein Spiel pro Woche live. Den Anfang am Mittwoch macht das Derby "Battle of Pennsylvania" zwischen den gastgebenden Flyers und den Pittsburgh Penguins.

Grafik: APA

Nach der längsten Saison, die aufgrund einer viereinhalb-monatigen Corona-Pause 363 Tage gedauert hat, ist es der Start in eine Kurzversion mit vielen Neuerungen. Statt 82 Spielen im Grunddurchgang stehen nur 56 Partien an. Gespielt wird nur innerhalb der neu zusammengestellten Divisionen (siehe Grafik), um Reisen zu minimieren. Problemen beim Grenzübertritt zwischen den USA und Kanada ging die Liga aus dem Weg, indem eine rein-kanadische North-Division installiert wurde. Acht bis zehn Mal treffen die Clubs im Grunddurchgang (bis 8. Mai) aufeinander, auch das Play-off ab 11. Mai wird bis zum NHL-Halbfinale innerhalb der North, West, Central und East Division gespielt.

Es wird aufgrund der Corona-Pandemie eine in vielerlei Hinsicht schwierige Saison. Virustests gehören mittlerweile zum Alltag der Sportler, erste Verschiebungen gab es schon vor dem ersten Bully. So wurden die ersten zwei Spiel der Dallas Stars gegen die Florida Panthers nach positiven Covid-19-Tests verschoben.

Die Mannschaften konnten sich nur in kurzen Trainingscamps auf die Saison vorbereiten, Testspiele gab es nicht. Zuschauer sind nicht zugelassen, was die Liga wirtschaftlich trifft. Deshalb wurde die Gehaltsobergrenze für die Clubs (salary cap) nicht wie ursprünglich geplant auf 84 bis 88 Millionen US-Dollar angehoben, sondern bei 81,5 Mio. Dollar eingefroren. Das stellte einige Teams vor Probleme bei der Kaderplanung, Spieler mussten abgegeben werden, um das Limit nicht zu übersteigen. Der Transfermarkt lief flau, was auch Grabner zu spüren bekam.

In der vergangenen Saison waren Grabner und Raffl zwei aus dem großen Kontingent der Europäer in der NHL. 305 von 976 eingesetzten Spielern kamen aus Europa, 31,3 Prozent bedeuten Rekord (bisher: 29,87 Prozent in der Saison 2001/02). Vor allem dank Schweden (113 Spieler), Finnen und Russen (je 50) wurde die Anzahl der US-Amerikaner übertroffen. (APA, 12.1.2021)